Das Einleiten von Abwässern in Gewässer stellt einen Eingriff in das marine Ökosystem dar. Die Eigenschaften des Meerwassers können sich durch Einleitungen von Stoffen, die eine andersartige Zusammensetzung besitzen, als das Gewässer selbst, verändern. Das Ausmaß der Auswirkungen ist im Vorhinein oft unklar, weswegen Prognoseverfahren angewandt werden, um mögliche Entwicklungen abschätzen zu können. Zu diesem Zweck hat die Simulation von Ausbreitungsprozessen im Meer, besonders in den letzten Jahren, immer mehr an Bedeutung gewonnen.
Beispiel: Einleitung von nährstoffreichem Niederschlagswasser in den Jadebusen
Aufgabe dieser Arbeit war es, durch Modellierung herauszufinden, wie sich mit verschiedenen Stoffen belastete Abwässer nach Einleitung aus Punktquellen in den Jadebusen verhalten und verbreiten. Es wird überprüft, wie sich mit Nährstoffen angereichertes Niederschlagswasser, welches durch ein neu geplantes Entwässerungssystem in den Jadebusen eingeleitet werden soll, auf den vorherrschenden Salzgehalt und die natürlich bestehenden Konzentrationsverhältnisse des Gesamtstickstoffs auswirkt. Da die durchgängige Deichlinie um den Jadebusen eine natürliche Entwässerung unmöglich macht, ist die Binnenentwässerung ins Meer zur Hauptaufgabe der Wasserwirtschaft geworden. Außerdem stellt sich die Frage, wie Meerestiere und -pflanzen mit einer Reduktion des Salzgehaltes aufgrund von Süßwasserzufluss umgehen können.
Beispiel: Einleitung von Kühlwasser aus Kohlekraftwerken in die Innenjade
Im Zuge dieser Arbeit ging es um die Simulation der Kühlwassereinleitung von Kohlekraftwerken, am Standort Wilhelmshaven, in die Innenjade. Dieses Thema ist im Moment sehr aktuell und von großer Wichtigkeit, da neben dem bereits seit 1975 bestehenden E.ON-Kohlekraftwerks sich ein weiteres Kohlekraftwerk im Bau befindet. Dieses beabsichtigt der Energiekonzern GDF SUEZ1 im Rüstersieler Groden nördlich des E.ON-Kraftwerk bis Ende 2013 fertigzustellen. Der Bebauungsplan der Stadt Wilhelmshaven lässt zu, dass das Gelände insgesamt potentiell vier Kohlekraftwerke tragen könnte. Die Möglichkeit, das Kühlwasser aus der Innenjade zu entnehmen und auch wieder in diese zurückzuführen, macht diesen Standort für Kraftwerke mit Frischwasserkühlung sehr attraktiv. Anders als bei der Kühlwasserentnahme aus einem Fluss geht man davon aus, dass sich durch das größere Wasserreservoir und die starken Gezeitenströmungen das eingeleitete Kühlwasser gut verteilt und die Jade sich nur unwesentlich erwärmt.