Stelzenbach

Stelzenbach, Susanne

Statement

Es sind die Dinge, die ich vermisse, die mir den Impuls zum Komponieren geben.

Credo

Meine Erfahrungen als Interpretin zeitgenössischer Musik haben meine Einstellung zum Komponieren und meine Auffassung von Musik entscheidend geprägt. Viele Anregungen fand ich in Büchern. Noch immer liegen griffbereit auf meinem Schreibtisch: "Chaos und Ordnung" und "Der Zeitbaum" von dem Chemiker und Genforscher Friedrich Cramer, Robert Schumanns "Gesammelte Schriften über Musik und Musiker" und Gertrude Steins "Erzählen".

Eine meiner kompositorischen Intentionen ist das Spiel mit der Veränderung des Zeitgefühls. Ein Musikwerk ist untrennbar mit dem persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld des Komponierenden verbunden, wobei in der Musik nicht nur die jeweiligen Zeitverhältnisse mitschwingen, sondern sie selbst ereignet sich in der Zeit. Musik kann das subjektive Empfinden von Zeit verändern, kann suggerieren, dass sie stillsteht, oder dass sie sich beschleunigt. Sie ist körperlich erfahrbar, bewegt und entsteht selbst durch Bewegung.

Dem Chaos Gestalt geben und für jedes neue Stück eine individuelle Klangsprache entwickeln. Ein Klang kann brüchig sein, glatt, unscharf, hell, dunkel... Bevor ich die ersten Noten schreibe, durchlebe ich eine unruhige Zeit, die manchmal quälend sein kann. Ich suche, indem ich höre, sehe, lese, denke und mich erinnere. Unbewusst registriere das, was hängen bleibt, mich berührt und mich manchmal bis in den Traum hinein verfolgt.

Kurzbiographie

Susanne Stelzenbach, geboren am 11.10.1947 in Reudnitz (Thüringen),

lebt als freischaffende Komponistin und Pianistin in Berlin. Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, Hauptfach Klavier /1976 Diplom. 1973 Geburt ihrer Tochter Myriam. Von 1976-1983 Lehrauftrag für Klavier an der HfM „Hanns Eisler“ Berlin.

 

S. Stelzenbach ist als Komponistin durch ihre langjährigen Erfahrungen als Pianistin zeitgenössischer Musik geprägt. Ihr Werkverzeichnis umfasst nahezu alle Gattungen, darunter elektronische Musik, Musiktheater, Orchesterwerke und Texte. Ihre Kompositionen werden von namhaften Interpret*innen weltweit aufgeführt und im Rundfunk gesendet.

Von 1992 bis 2008 entstanden in Co-Autorenschaft mit dem Tonmeister und Komponisten Ralf Hoyer zahlreiche Musiktheaterwerke, Konzert- und Klanginstallationen.

 

2011 ist S. Stelzenbach Komponistin der international vielbeachteten Unter-Wasser-Oper "AquAria-PALAOA – Das Alter der Welt" (Idee: Claudia Herr, Text: Monika Rinck).  Neben einem „normalen“ Instrumentarium sind auch (Live-)Gesang und Schlagzeugaktionen unter Wasser einbezogen, außerdem Tonaufzeichnungen der PALAOA Horchstation im antarktischen Ozean.

2015 wurde ihre Komposition „Luftspiel“ in fünf Teilen für großes sinfonisches Blasorchester (Auftrag des FBO-Berlin) im großen Sendesaal des rbb uraufgeführt.

2017 errangen vier junge Pianist/innen mit ihrer Komposition FARBEN und MUSTER für zwei Klaviere zu acht Händen beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert einen ersten Platz. 

2019 Aufführung ihrer Komposition ATEMPAUSE durch das Sonic Art Saxophon-Quartett beim Canberra International Music Festival "Bach on the Mountain" Australien.

 

Neben ihrer kompositorischen Tätigkeit ist S. Stelzenbach künstlerische Leiterin des jährlich stattfindenden Festivals für neue Musik und interdisziplinäre Kunstaktionen „pyramidale“ in Berlin Marzahn-Hellersdorf. 2012, 2013 und 2016  war sie darüber hinaus Leiterin des Festivals "intersonanzen" in Potsdam.

 

S. Stelzenbach erhielt zahlreiche Kompositionsstipendien, Aufträge und Preise. Bei Kreuzberg Records erschienen zwei Porträt-CDs:  2012 „KUNST" und  2017 „treiben". Viele ihrer Werke sind im Verlag Neue Musik Berlin verlegt. 

WERKE (Auswahl)

Kammermusik | Elektronische Musik | Vokalmusik | Musiktheater | Orchesterwerke

jagen.stille  für Altflöte, Klarinette und Streichtrio (2006)
haut Streichquartett #1 (2007) Auftrag des SONAR-Quartetts
atempause  für Saxophonquartett (2010/1011) 
spider’s web für Klavier zu vier Händen (2012)
STRESSTEST für zwei Akkordeons (2012)
Exploration #1 für Schlagzeugquartett [2014]
Formen der Wiederholung für Violine, Gayageum und Klavier (2017)
SLOW (E)MOTION für Sopran, Flöte/Bassflöte und Cimbalom (2018)
PUZZLE OUT für Saxophon, Posaune, Klavier, Akkordeon und Violoncello (2018)
die SONNE der WALD für Violine, Violoncello, Klarinette, Akkordeon und CD-Zuspielung (2019)

eigentlich wollte ich mir nur ein wenig die stadt ansehen / Text-Klang-Komposition (2003)
Zwei Miniatur-Hörbilder a p f e l  (2004) und  five minutes hen’s egg (2006)
Hörspielmusik zu „gesicht verloren“ von Barbara Kenneweg,  rbb Kulturradio (2011)

vis-à-vis  für Sopran und Tonband (2000)
Schokolade versüßt heute nicht für Mezzosopran und Klavier (2008)

k u n s t für vier Sänger, Horn, Saxophon und Kontrabass nach Texten von Robert Schumann 
SCHRITTE  für Sopran und Violoncello (2011)
L I C H T  für Sopran, Mezzosopran, Flöte und Blockflöte (2012/2020)

Ich schlafe was ich denke mit Texten von Fernando Pessoa (1995/96) / Hebbel-Theater Berlin und ACARTE Festival Lissabon *

Zauberflöte 2.2 musiktheatralische Fragmente nach Goethe für vier Sänger, drei Schauspieler, vier Instrumente und Klanginstallation (1999) / Theater Krefeld-Mönchengladbach und Hebbel-Theater Berlin *

druck#2.1 KLIMA_vorher.sagen (2007) für Sopran, Altus, Sprecher/Rapper, Kammerensemble, Klang- und Videoinstallation *                                                                           
* Co-Autor Ralf Hoyer

AquAria Palaoa – Das Alter der Welt  für Mezzosopran, Alt, Sprecher, zwei Chöre, Cornett, Violoncello, Tuba, Schlagzeug und CD-Zuspielung Libretto: Monika Rinck (2011)

ZiegenArt_no border no nation für Sopran, Sprecher/Darsteller, 6 Instrumente und CD-Zuspielung Libretto: Tanja Langer (2017)

 

AUF BLAUEM GRUND für kleines Orchester (2012) Junge Philharmonie Brandenburg, Leitung: Manuel Nawri

DIE GRÜNE SCHACHTEL (2013) Jugendsinfonieorchester der Hans-Werner-Henze-Musikschule Marzahn, Leitung: Jobst Liebrecht

LUFTSPIEL (2014) für großes sinfonisches Blasorchester FBOB Frauenblasorchester Berlin, Musikalische Leitung: Astrid Graf

HEIMAT Orchester-Miniatur (2015) Philharmonisches Orchester Cottbus, Musikalische Leitung: Evan Christ

 

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