Sylke Bergau

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Sylke Bergau (Didaktik der Geschichte)


Dissertationsvorhaben - Veröffentlichungen - Tagungen - Zur Person - Lehrtätigkeit

   
  Sylke Bergau
   Sylke Bergau StR´n (Gymnasium Brake)
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Fakultät IV
Human- und Gesellschaftswissenschaften
Institut für Geschichte
Arbeitsgruppe Geschichtsdidaktik
D-26111 Oldenburg
Tel.: [+49] (0) 441 778766
E-Mail: sybergau@aol.com
   


Dissertationsvorhaben

Forschungsansatz und Forschungsfragen


In meiner Doktorarbeit mit dem Arbeitstitel " Was sich Schülerinnen und Schüler unter Sklaverei vorstellen: Eine Untersuchung zum historischen Denken" untersuche ich im Rahmen des Forschungsmodells der Didaktischen Rekonstruktion Fachvorstellungen und Lernervorstellungen zum Thema Sklaverei. Ein Vergleich zwischen den erhobenen Konzepten soll Ähnlichkeiten, Übereinstimmungen, aber auch potentielle Lernhemmnisse aufzeigen. Ziel der Arbeit ist die Entwicklung didaktischer Leitlinien auf der Basis einer empirisch fundierten Rekonstruktion des Themas. Mein spezifisches Forschungsinteresse besteht darin zu untersuchen, wie Fachwissenschaft einerseits und Lerner andererseits Gleichheit und Ungleichheit im historischen Kontext von Sklaverei erklären, diese belegen, gewichten, konkretisieren und kontextualisieren. Folgende Fragen strukturieren das Forschungsgebiet:

  • Welche impliziten Theorien haben Schülerinnen und Schüler zur Frage der Herkunft und Begründung von Sklaverei(systemen)?
  • Welche lebensweltlichen Erfahrungen und strukturell-wissenschaftliche Konzepte, wie sie in Fachwissenschaft und Fachdidaktik vertreten werden, fließen in diese Theorien ein?
  • Gibt es häufig auftretende, gibt es widersprüchliche Deutungsmuster?

Erhebung und Auswertung


Im Sinne des Modells der Didaktischen Rekonstruktion wende ich das rekursive Verfahren der Erhebung der Fachvorstellungen (fachliche Publikationen einschließlich einer Auswahl aktuell eingeführter Geschichtsschulbücher der Sekundarstufe I) und der Erhebung von Lernervorstellungen in Einzelinterviews an.

Der empirische Teil meiner Arbeit zu den Lernerperspektiven besteht aus zwölf qualitativen Einzelinterviews (materialgestützte, halbstandardisierte Leitfadeninterviews nach Scheele/Groeben) und Begleitfragebogen mit Oldenburger Schülern und Schülerinnen aus neunten Klassen. Für die Fachperspektive werden u. a. Verfassertexte aus sieben Schulgeschichtsbüchern erhoben. Die Auswertung beider Datensätze erfolgt nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring unter besonderer Berücksichtigung der Referenz- und Bedeutungssemantik. Die qualitative Inhaltsanalyse, bevorzugt verwendet in der Sozialforschung, ermöglicht eine kontrollierte Reduzierung und Auswertung von vorliegendem Verbaldatenmaterial in vier Schritten.
Für die Schulbuchanalyse bedeutet dies, dass nach der Vorarbeit des Einscannens relevanter Textstellen eine tabellarische Auswertung des Textes erfolgt. In der ersten Phase - der Paraphrase - wird der vorliegende Text in Sinneinheiten bzw. Auswertungseinheiten unterteilt. Eine Auswertungseinheit kann minimal aus einem Wort bestehen, sie besteht in der Regel aber aus einem Satz bis zu drei Sätzen.
In der zweiten Phase - der Generalisierung - werden die vorliegenden Paraphrasen zusammengefasst, bedeutungsgleiche Passagen gestrichen und alle Paraphrasen auf einem Abstraktionsniveau vereinheitlicht. An dieser Stelle werden Textstrukturierungsmerkmale wie Abtönpartikel, rhetorische Fragen o. ä. getilgt, um den inhaltlichen Kern der Aussagen zu konturieren.
Die dritte Phase der Reduktion verringert die vorliegende Textmenge nochmals, da hierbei Aussagen zu gleichen Themenbereichen zusammengefasst und strukturiert werden (z. B. alle im Schulbuch genannten Ursachen für Sklaverei).
In der abschließenden Phase werden die reduzierten Texte im Sinne der Fragestellung kodiert und expliziert. Ein Kode soll möglichst in einem Stichwort, ggf. auch in einem Halbsatz, die Theorie von Sklaverei (zum Beispiel zu Ursachen, zu Charakteristika o. ä.) zusammenfassen. Die Kodes werden sowohl deduktiv als auch induktiv gewonnen. Sie ergeben sich zum Teil aus den Forschungsfragen, zum Teil werden sie aus dem Material entwickelt. Alle Kodes zusammen repräsentieren den Theoriehorizont des vorliegenden Werkes bzw. des Interviewpartners. Diese Theorien werden im Gesamtzusammenhang erklärt. Hierbei werden mehrdeutige, widersprüchliche oder in anderer Art (sprachlich) auffällige Textstellen (z. B. bei individuellen Wortschöpfungen oder extensiver Fremdwortverwendung) aus der Paraphrase in besonderem Maße berücksichtigt, weil sie ergiebige Ansatzpunkte für die Gesamtinterpretation darstellen. In sogenannten Kontextanalysen wird der Schulbuch- oder Interviewtext in Bezug gesetzt zu anderen Aussagen des Gesamttextes und auch der Bedeutungshorizont von Einzelformulierungen geprüft.
Ich befinde mich zurzeit in der Auswertungsphase des vorliegenden Datenmaterials. Bei aller gebotenen Vorsicht in dieser Phase der Auswertung lassen sich folgende vorläufige Ergebnisse aus den Schüleraussagen ziehen:

  • Auffällig ist eine allgemeine Tendenz zur Entspezifizierung historischer Ereignisse, verbunden mit der Deutung und Erklärung historischer Phänomene aufgrund lebensweltlicher Erfahrung (z. B. Skript ‚Einkaufen´, ‚Handeln´ für das Thema ‚Sklavenauktion´)
  • Entgegen fachspezifischer Differenzierung scheinen viele der interviewten Schülerinnen und Schüler zu einer Prototyp-Vorstellung der amerikanischen Plantagensklaverei zu neigen, die zum Teil auf einer Vorstellung von ‚Zivilisation vs. Naivität/Rückständigkeit´ beruht.
  • Diese Vorstellung scheint in einem klaren Fortschrittskonzept als einer fortwährenden Entwicklung zum Besseren begründet zu sein, die häufig mit dem reduzierten zweiteiligen Zeitmuster ‚früher-heute´ verknüpft wird.


Für den Bereich der Konzepte von Sklaverei in Schulbüchern lässt sich bisher folgendes feststellen:

  • Auch hier ist ein immanentes Fortschritts-Entwicklungskonzept erkennbar, aus dem heraus zum Teil problematische Schlussfolgerungen gezogen werden.
  • Ökonomische Aspekte von Versklavung stehen (insbesondere bei der amerikanischen Plantagensklaverei) häufig im Vordergrund der Darstellungen.
  • Für die Antike werden zum Teil nur wenige Gründe für Versklavung (z.B. Krieg) genannt, die häufiger Ungleichheit als die Gleichheit von Sklavenbesitzer und Sklaven thematisieren.

Abstract

For my thesis I have chosen Slavery as an example to examine how learners perceive and explain equality and inequality in historical contexts. The major issues to be addressed in the study are:

  • Which implicit theories do pupils hold regarding the causes of slavery?
  • How do their everyday experiences influence their implicit theories?
  • What kind of historical interpretation patterns and preconceived ideas have youths developed with respect to slavery?

Using the model of didactical reconstruction as a basis for my iterative approach, I will compile and compare subject-specific conceptions as well as learners´ perspectives in order to develop a didactical framework for the teaching of history. The hermeneutic analysis of historical conceptions of youths will be based on representative scientific publications and schoolbooks currently used in history classes. The study will mainly explore how these publications deal with the topic of antique and modern slavery in the American South in the 18th an 19th century.

In the empirical part of my study I will analyse twelve individual interviews partly standardized (based on additional material given to the learners). These interviews were hold with pupils in 9th grade attending schools in Oldenburg (grammar school and comprehensive school). The method to be applied is Mayring´s qualitative content analysis; special consideration will be given to the semantic analysis of key passages. The learners´ principal conceived ideas which form part of their historical knowledge and thinking will be visualised in a concept map.

Veröffentlichungen

Sylke Bergau & Hilke Günther-Arndt (in Vorbereitung): Schülervorstellungen zur Sklaverei: Von der semantischen Analyse zur Visualisierung von Wissensstrukturen, in: Harald Gropengießer, Marc Gerhard Ulrich Kattmann (Hrsg.): Fachliches Lernen erforschen - Handbuch zur fachdidaktischen Lehr- Lernforschung - Didaktische Rekonstruktion.

Tagungen

12.-13.06.03
Göttingen: ZeUS-Tagung (Vortrag)
01.-03.10.03
Freiburg: Konferenz für Geschichtsdidaktik (Komoderation Workshop)


Zur Person

Schul-, Hochschulausbildung und berufliche Tätigkeit

Ich besuchte von 1977 bis 1990 Grundschule, Orientierungsstufe und Gymnasium in Northeim und studierte von 1990-1995 die Fächer Deutsch, Geschichte, Pädagogik und Soziologie und von 1996-1999 Kunstgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen. Ich absolvierte 1997-1999 mein Referendariat am Studienseminar Fulda/Hessen in den Fächern Deutsch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasium. Seit 1999 unterrichte ich am Gymnasium Brake und seit 2002 zusätzlich an der Orientierungsstufe Brake-Süd. Ich arbeite seit dem Jahr 2000 als Mitwirkende Lehrerin mit Frau Prof´n Hilke Günther-Arndt im Rahmen geschichtsdidaktischer Hauptseminare zusammen und bin seit 2001 neben meiner schulischen Tätigkeit Doktorandin im Promotionsprogramm der Fachdidaktischen Rekonstruktion.

Lehrtätigkeit

(Stand: 19.01.2024)  | 
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