Vita

Die Humangeografin Dr. Jennifer Turner ist seit 2020 an der Universität Oldenburg. Ihre Forschungsinteressen bewegen sich weitgehend an der Schnittstelle zwischen kultureller und politischer Geographie. Dabei geht sie vor allem der Frage nach, wie der gegenwärtige Strafvollzug in die Gesellschaft integriert ist. Bevor sie nach Oldenburg kam, war Turner an der Universität Liverpool (Großbritannien) tätig.

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Dr. Jennifer Turner

Arbeitsgruppe Crime and Carcerality

Wir haben die Wahl

War der Lockdown wie ein Gefängnis? Die Humangeografin Jennifer Turner hat dazu eine klare Meinung. Sie befasst sich in ihrer Forschung mit geschlossenen Räumen.  

„Während der letzten Monate wurde der Lockdown oft mit Gefängnissen verglichen. Das finde ich schwierig. Als Humangeografin beschäftige ich mich mit dem, was der Raum mit uns Menschen macht. Ich interessiere mich besonders für geschlossene Räume. Dafür bin ich in vielen Gefängnissen in ganz Europa gewesen. Ich kann daher mit Sicherheit sagen: Der Lockdown hat uns nicht zu Gefangenen gemacht. Denn die Entscheidung, zuhause zu bleiben, lag immer noch ganz bei uns.

Niemand kam und verriegelte die Türen, wir konnten immer noch ins Freie gehen auch wenn dann ein Bußgeld drohte. Wir waren auch nicht in einem kleinen „fremden“ Raum eingesperrt. Die meisten hielten sich in ihrem Zuhause auf, konnten Streaming- und Lieferdienste nutzen, sich weiterhin mit Freunden treffen – wenn auch nur digital. Das alles ist in einem Gefängnis nicht möglich. Die Insassen haben keine Wahl mehr, keine Kontrolle über ihr eigenes Leben. Der gemeinsame Zweck aller Gefängnissysteme auf der Welt ist der Verlust dieser Freiheit. Der Verlust der Wahlmöglichkeit. Haben wir die jemals verloren, als wir während der Pandemie „eingesperrt“ waren?“

Aufgeschrieben von Lara Schäfer

(Stand: 19.01.2024)  | 
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