Konferenzbericht: Societies in Transition - Challenges to Women's and Gender Studies

Konferenzbericht: Societies in Transition - Challenges to Women's and Gender Studies

Kristina Hackmann

"Societies in Transition - Challenges to Women's and Gender Studies" vom 28. Juni - 01. Juli 2001 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Die internationale Konferenz mit ca. 120 nationalen und internationalen Teilnehmerinnen und Referentinnen u.a. aus Großbritannien, Indien, Jordanien, Nepal, Neuseeland, Polen, Südafrika, Türkei, Ungarn, und Yemen wurde vom neugegründeten Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterstudien (ZFG) an der CvO Universität Oldenburg veranstaltet. Ausgangspunkt für die Planung der Konferenz war die Feststellung, daß Frauen- und Geschlechterstudien heute in zahlreichen Ländern als akademische Studienprogramme etabliert sind. Sowohl die Bedingungen, unter denen dies gelungen ist, als auch die Inhalte und Curricula, Methoden und Ziele sind jedoch sehr unterschiedlich. Als eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Women's und Gender Studies wurde die internationale Kommunikation und Kooperation zwischen Studienprogrammen, StudentInnen, WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Fachleuten definiert - ein 'global networking', das der systematischen Einbeziehung nicht-westlicher Perspektiven auf allen Ebenen der Forschung, Lehre und Curriculum-Entwicklung bedarf. Vor diesem Hintergrund präsentierten die Referentinnen Innenansichten ihrer Studienprogramme: Inhalte und Curricula, Lehr-Methoden und Ziele. Darüberhinaus wurden die Fragen diskutiert, welchen Einfluß gesellschaftliche Entwicklungen und Übergänge auf die Programme haben und wie neue Formen der internationalen Vernetzung und Kooperation aussehen könnten und auf welche Weise sie zu realisieren wären.

Der Eröffnungsvortrag von Gabriele Griffin (Kingston University, UK) umriß reflektiert die Entstehungsgeschichte und das gegenwärtige Feld der Women and Gender Studies Worldwide. Sie argumentierte, daß es eine Korrelation gäbe zwischen der Art der Institution (NGOs, Universitäten, mischfinanzierte Institutionen), in der Women's Studies gelehrt würden und der Art der Programme, die sie anböten: Während viele Programme der nord-westlichen Hemisphäre einer Art 'cultural turn' unterlägen, verfolgten viele Institutionen in südlichen und östlichen Ländern eher das Ziel, eine neue administrative und professionelle Klasse aus- und weiterzubilden, so daß diese als 'catalysts for change' fungieren könnte. Diese Unterschiede und ihre Implikationen werfen nach Griffin in Bezug auf Probleme und Chancen der Institutionalisierung von Women's Studies Fragen nach Ko-option versus Transformation, Akademisierung versus Aktivismus auf. Abschließend schätzte Griffin die globalen Zukunftsaussichten für das Feld als ausgezeichnet ein, nachdem 'gender' eine Schlüsselkategorie internationaler Politik geworden sei. Das Feld der Women's Studies ermögliche es Frauen, in Kontexten tätig und wirksam zu werden, in denen das Frauenbild bisher noch als Schwesternschaft gezeichnet werde (wie z.B. von der Weltbank), deren Kennzeichen Benachteiligung und profunder Mangel an Einfluß sei.

Im Anschluß stellten die Referentinnen unterschiedliche sowohl akademische als auch außeruniversitäre Programme und Ansätze vor und informierten über die Situation der Frauen in den jeweiligen Ländern und Regionen. Anne Phillips (London School of Economics & Political Science, UK) plädierte in ihrem Beitrag dafür, 'gender neutrality' nicht mit 'gender equality' gleichzusetzen, diese Gleichsetzung berge die Gefahr, daß ökonomische Gleichheit als soziales Ziel von der Charta verschwinde. Stattdessen sollten Gender Studies darin fortfahren, die Verteilung von Einkommen und Wohlstand als zentrale Themen weiter zu verfolgen.

Im Laufe der Diskussionen auf der Tagung ist deutlich geworden, daß der von Griffin aufgezeigte Graben zwischen den unterschiedlichen Ansätzen in den verschiedenen Weltregionen nicht leicht zu überbrücken ist. Während theoretische Ansätze der nord-westlichen akademischen Welt in der süd-östlichen zu einem guten Teil zwar durchaus bekannt sind, jedoch kaum als nützlich für die eigenen Programme erachtet werden, ist die Kenntnis nord-westlicher Expertinnen über theoretische Diskussionen und praktische Verhältnisse in anderen Regionen weitaus geringer. Die Verständigung über die Differenzen muß dementsprechend zunächst einmal auf einer Selbstdarstellung der eigenen Positionen beruhen, bevor Dialoge und Möglichkeiten der Kooperation gestaltet werden können. Perspektiven wurden in der gemeinsamen Betrachtung methodologischer und epistemologischer Ansätze, in der Entwicklung gemeinschaftlicher Kursprogramme und Lehre, in gemeinschaftlichen Forschungsprojekten und systematischen Austauschprogrammen von Studierenden und Wissenschaftlerinnen, besonders auch von Nachwuchswissenschaftlerinnen gesehen.

Die Entwicklung von Zusammenarbeit braucht offensichtlich Zeit und Kontinuität, die Oldenburger Tagung hat dafür eine hervorragende Basis geschaffen. Nach der erfolgreichen Exkursionswoche im Rahmen der Internationalen Frauen-Universität im letzten Jahr ist es in Oldenburg erneut gelungen, eine anregende und freundliche Arbeits- und Kommunikationsatmosphäre zu schaffen, die bereits jetzt sowohl auf Kontinuitäten zurückgreifen als auch neue schaffen konnte: So waren die Kontakte zu den Referentinnen aus Nepal und Indien u.a. das Resultat der Exkursionswoche im letzten Jahr; die Referentin Sheila Meintjes aus Südafrika (University of the Witwaterstrand, Johannesburg) vertrat zum Zeitpunkt der Tagung die Internationale Gastprofessur Frauen- und Geschlechterstudien am ZFG in Oldenburg; Puspa Ghimire-Niraula (Thribuvan University, Kathmandu) verlängerte ihren Aufenthalt in Oldenburg als Visiting Scholar und hielt an den Universitäten Oldenburg und Bremen Vorträge zum Thema 'Globalization and its Impact on Women's Work - Focus Nepal'; das Oldenburger Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterstudien schloß Kooperationsverträge mit der Aden University/ Yemen und der Thribuvan University/ Kathmandu, Nepal; Kooperationsverträge mit der University of Jordan/ Amman, Jordanien, der University of Canterbury/ Christ Church, Neuseeland und der Central European University/ Budapest, Ungarn wurden vorbereitet.

Zwei Nachfolgekonferenzen sind geplant: Eine Konferenz zum Thema 'Globalisierung, Frauenarbeit, Nachhaltigkeit' im Oktober 2003 gemeinsam mit der CCS Haryana Agricultural University/ Hisar, Indien und eine Konferenz zum Thema 'Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Frauen' in Amman.

Kristina Hackmann, geb. 1971, Lehramtsstudium (Deutsch, Politik, Sachunterricht, Erziehungs-und Gesellschaftswissenschaften) an der Universität Bremen und der Middlesex University London mit den Schwerpunkten Lernwerkstättenforschung, Reformpädagogik, Sexualforschung und Mädchenarbeit. Studentische Mitarbeiterin an der Studie 'Selbstwahrnehmung, Sexualwissen und Körpergefühl 9-13jähriger Mädchen und Jungen' (Petra Milhoffer). Z.Zt. Fertigstellung der Dissertation "Weibliche Adoleszenz und die Auseinandersetzung mit Zweigeschlechtlichkeit und der Norm der Heterosexualität" (Karin Flaake, CvO Universität Oldenburg). Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Qualitative Sozialforschung, Gender Studies, Adoleszenzforschung, Hochschuldidaktik. Veröffentlichungen u.a.: 1999: "Modern Girls + Black Outs = Girlpower: Readings on adolescent girls' discussions about gender and the norm of heterosexuality", www.skk.uit.no/WW99/papers/Hackmann_Kristina.pdf [30.09.01]

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