Wohlhauser
Wohlhauser
Wohlhauser, René
Kurz-Statement
Gute Musik muß immer über sich selbst hinausweisen, muß im Sinne der Horizonterweiterung versuchen, die Grenzen der inneren Vorstellung zu sprengen, den Schritt in unentdecktes Neuland wagen; sie muß um Substanz und Tiefe ringen, den radikalen Ausdruck suchen, muß brennen, schreien …
René Wohlhauser
Kompositorisches Credo
Wie muß das wahrnehmende Bewußtsein berührt werden, um die ästhetischen Inhalte, „le feu sacré“ der Vision von einer anderen Welt ohne Erodierungsverluste durch den Alltag weitertragen zu können? Wie können Komponistinnen und Komponisten die Wahrnehmung dahingehend beeinflußen, daß das Wahrgenommene etwas bewirkt, daß es allenfalls bessere Menschen hervorbringt?
Vorallem gilt es, die menschliche Wahrnehmung sich selbst immer wieder neu bewußt zu machen. Die Versenkung, das Sich-einlassen und die Konzentration auf den Augenblick, auf eine Handlung oder auf einen Gegenstand (und, besonders anspruchsvoll, auf ein immaterielles, klingendes Phänomen und die es hervorbringende Handlung) mögen zu einer anderen Wahrnehmung der Welt führen. Neue, unkonventionelle Wahrnehmungsformen von Musik könnten somit ein mögliches Konzept der kritischen Hinterfragung und ein politischer Akt in allgemeinem Sinne sein.
Musik schildert in der ihr zur Verfügung stehenden Zeit Zustände unseres Seins. Sie lotet die Grenzen unseres Daseins aus. Indem sie eine Perspektive in die Transzendenz hinein öffnet, wehrt sie sich gegen die Zeitlichkeit der Realexistenz.
Wenn Kunst laut Maxim Gorki die Seele der Welt ist, dann reagiert sie seismographisch auf die Erschütterungen der menschlichen Empfindungswelt. Kritische Kunst wird zum Gewissen, das die Handlungen und das Bewußtsein der Menschen mit künstlerischen Mitteln reflektiert, und dies auf einer tieferen und nachhaltigeren Ebene, als es mit verbalen politischen Aussagen möglich wäre.
René Wohlhauser
(Ausschnitt aus: Essay zum CD-Booklet der Portrait-CD „Grammont Portrait“, 2009; auch publiziert in: „KunstMusik, Schriften zur Musik der Kunst“, 2010)
Werkübersicht René Wohlhauser
44 Werke für verschiedene Soloinstrumente
78 Duos in verschiedenen Besetzungen
42 Trios in verschiedenen Besetzungen
23 Quartette in verschiedenen Besetzungen
19 Quintette in verschiedenen Besetzungen
8 Sextette in verschiedenen Besetzungen
2 Septette in verschiedenen Besetzungen
1 Oktett: Uom Raswékje Nadak für Sopran, Bariton, Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello auf eigene formantengenerierte Phoneme (2012), Ergon 45/II, Musikwerknummer 1638, ca. 20 Min.
1 Duodezett (12 Musiker): ReBruAla für Sopran, Bariton, geschlagenes Klavier und Zuspiel-Klänge oder Live-Ensemble (sechsstimmiger (Zuspiel-)Chor, (Zuspiel-)Klavier, (Zuspiel-)Geräuschspur sowie ein Field recording) (2017), auf ein Gedicht des Komponisten, Ergon 62, Nr. 2, Musikwerknummer 1808, ca. 4 ½ Min.
2 Orchesterwerke
2 Opern
1 Oratorium: Der Marakra-Zyklus (2006-2011), 80 Min.
1 Chorwerk: Masona für 16-stimmigen gemischten Chor auf eigene lautpoetische Texte (2009/2010), Ergon 41, Musikwerknummer 1548, ca. 17 Min.
77 Vokalwerke a cappella oder mit Instrumenten
4 Werke mit Elektronik [228]
Über tausend Werke in anderen Stilen.
Insgesamt über 1900 Musikwerknummern. Davon 81 Werke auf CD und über 100 Werke auf YouTube. Dazu Gedichte, Graphiken, Digital Painting.
Stand Mai 2019. Genauere Angaben unter www.renewohlhauser.com
Tabellarische Kurzbiographie René Wohlhauser
1954: Am 24. März in Zürich geboren und in Brienz (Schweiz) aufgewachsen.
1975-79: Konservatorium (Musikhochschule) Basel. Komposition und Musiktheorie bei Thomas Kessler, Robert Suter, Jacques Wildberger und Jürg Wyttenbach.
1980-1987: Kompositionsstudien bei Klaus Huber und Brian Ferneyhough in Freiburg im Breisgau. Weiterführende Studien in Klavier und Gesang.
1978-1998: Rund ein Dutzend internationale Kompositionspreise und Auszeichnungen (u.a. 1988 in Darmstadt).
1996-2019: Sieben Porträt-CDs (u.a. fünf bei Neos, München).
2004: Uraufführung der Oper „Gantenbein“ am Luzerner Theater in Zusammenarbeit mit dem internationalen Festival der Weltmusiktage und dem Luzerner Sinfonieorchester.
Ab 2008 bis heute: Regelmäßige internationale Tourneen als Sänger, Pianist und Ensembleleiter mit dem eigenen „Ensemble Polysono“, dem „Duo Simolka-Wohlhauser“ und dem „Trio Simolka-Wohlhauser-Seiffert“.
2013: Das Buch „Aphorismen zur Musik“ erscheint im Pfau-Verlag, Saarbrücken.
Komponiert u.a. Solo-, Kammer-, Vokal- und Orchestermusik, Orgelwerke, sowie Musiktheater (Oper).
Zahlreiche Aufführungen im In- und Ausland, u.a. Schauspielhaus Berlin, Nôtre-Dame-de-Paris.
Gastdozent für Komposition an internationalen Kursen.
Publikationen über kompositorische, ästhetische und philosophische Aspekte der Neuen Musik. Unterrichtet seit 1979 Komposition, Musiktheorie und Improvisation an der Musikakademie Basel (und von 1979 bis 1991 an der Akademie Luzern) sowie als Professor an der Kalaidos Musikhochschule.