Forschungsprojekte
Forschungsprojekte
Hier finden Sie aktuelle Forschungsprojekte unserer Fachgruppe.
»Das ist doch (un)fair!« – Verteilungsgerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen
Projektbeschreibung
Gerechtigkeit bewegt. Sie steht im Zentrum hitziger Debatten, prägt Klassenzimmer genauso wie Familiengespräche und ist ein Dauerthema in der Kinder- und Jugendhilfe. In einer Zeit, in der soziale Ungleichheit spürbar wächst, wird es dringlicher denn je zu verstehen, wie junge Menschen Fairness wahrnehmen, einordnen und verteidigen. In unserem Forschungsprojekt an der Universität Oldenburg möchten wir diesen Fragen systematisch nachgehen. Unser übergeordnetes Ziel ist es, zu verstehen, wie sich Gerechtigkeitsempfinden bei Kindern und Jugendlichen entwickelt (kognitiv, emotional und sozial). Damit wollen wir nicht nur einen Beitrag zur internationalen Entwicklungspsychologie leisten, sondern auch praxisrelevante Einsichten für Bildung, Sozialarbeit und politische Bildung gewinnen. Wir sehen unser Projekt daher auch als Beitrag zur Chancengerechtigkeit und Wertebildung. Die Region Nordwestdeutschland und insbesondere der Raum Oldenburg bietet uns die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und schulischen Milieus einzubeziehen. Unsere Ergebnisse sollen nicht nur der internationalen Fachöffentlichkeit, sondern auch lokalen Akteur:innen zugänglich gemacht werden. Wir planen gezielte Austauschformate mit Schulen, Jugendzentren und Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, um unsere Befunde in konkrete Handlungsempfehlungen zu überführen.
Ziel unseres Projektes ist es, auf wissenschaftlicher Grundlage zu verstehen, wie sich Gerechtigkeitsempfinden bei jungen Menschen ausbildet und verändert, und welche sozialen, kulturellen und persönlichen Faktoren diese Entwicklung prägen. Die Erkenntnisse sollen einerseits den wissenschaftlichen Diskurs über moralische Entwicklung bereichern und andererseits konkrete Impulse für pädagogische, schulische und gesellschaftliche Praxis liefern. Das Gerechtigkeitsempfinden junger Menschen kann ihr soziales Verhalten, ihr politisches Engagement und ihr Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen beeinflussen. Ein fundiertes Verständnis dieser Entwicklung ist zentral, um Bildungsprozesse, Demokratieförderung und gesellschaftlichen Zusammenhalt gezielt zu stärken. Indem wir die prägenden Faktoren analysieren, schaffen wir eine wissenschaftliche Grundlage für Maßnahmen, die junge Menschen in ihrer Wertebildung unterstützen können.
Wir möchten insbesondere einen Beitrag dazu leisten, Gerechtigkeitsbedürfnisse junger Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zu erkennen und besser zu verstehen, um langfristig soziale Integration, Bildungszugang und demokratische Teilhabe gezielter fördern zu können.
Projektdauer: Start des Projekts: 01.08.25, Ende des Projekts: 01.11.27
Projektleitung: Dr. Jessica Wilke Dr. Alexander Max Bauer Dr. Neele Bäker
Förderung: Gefördert durch die EWE Stiftung- Stiftung des bürgerlichen Rechts (2.000 €)
Qualitätsmerkmale von Kindertageseinrichtungen – Einfluss auf die sozial-emotionale und akademische Entwicklung von Kindern
Projektbeschreibung
Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Entwicklungsphase, in der Kinder grundlegende soziale, emotionale und kognitive Fähigkeiten erwerben, die ihr Wohlbefinden und ihren weiteren Bildungsweg in der Grundschule prägen. Das Projekt untersucht zentrale Qualitätsmerkmale von Kindertageseinrichtungen, um zu verstehen, welche Bedingungen die sozial-emotionale und akademische Entwicklung von Kindern auf dem Weg in die Grundschule am besten unterstützen.
Projektteam: Dr. Annika Rademacher, Dr. Neele Bäker, Dr. Naska Goagoses, Prof. Dr. Ute von Düring
Bisherige Publikationen aus dem Projekt:
Rademacher, A., Bäker, N., von Düring, U., Hiltunen, V., & Goagoses, N. (2025). The effects of early childhood education and care quality on academic competences in early primary school: A systematic review and meta-analysis. European Journal of Psychology of Education. Advance online publication. https://doi.org/10.1007/s10212-025-01005-w
Rademacher, A., Bäker, N., Jungmann, T., von Düring, U., Zumbach, J., & Goagoses, N. (2025). Technologie trifft Elementarpädagogik: Medienkompetenz von pädagogischen Fachkräften als Schlüssel zur frühen digitalen Förderung. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 57, 24-34.
Bullying und Viktimisierung bei Kindern und Jugendlichen – Ein Screening zur Erfassung von (Cyber-)Bullying
Projektbeschreibung
Ziel der Studie ist die Entwicklung und Überprüfung eines Screening-Instruments zur ganzheitlichen Erfassung von (Cyber-)Bullying. In den letzten Jahren haben Bullying und Gewalttaten unter Kindern und Jugendlichen besorgniserregende Ausmaße angenommen. In Niedersachsen zeigen sich Häufigkeiten zwischen 18.9-40.6 % in Bezug auf Viktimisierungserfahrung (Eilts et al., 2022). Bullying ist ein komplexes gesellschaftliches Phänomen, das in der Wissenschaft noch nicht vollständig entschlüsselt worden ist (Olweus, 1993; Zych et al., 2017). Während traditionelles Bullying oft auf den schulischen Kontext beschränkt ist, findet Cyberbullying im virtuellen Raum statt und kann durch die weite Verbreitung von sozialen Medien auch außerhalb der Schule anhalten (Bergmann et al., 2017). Die ernsten Konsequenzen von Viktimisierungserfahrungen, wie schulische Leistungseinbußen, Schulvermeidung, Depressionen und Suizidgedanken, betonen die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes zur Erfassung und Bewältigung von Bullying (Bilz, 2008; Fischer et al., 2020). Zur frühzeitigen Erkennung und Implementierung von Handlungsmöglichkeiten ist die Entwicklung eines validierten, reliablen und umfassenden Screening-Verfahrens von großer Bedeutung. Ziel ist es, solch einen Screener zu entwickeln, um damit beizutragen, (Cyber-)Bullying frühzeitig zu erkennen und Handlungsmaßnahmen zu realisieren. Im Rahmen der Studie wird das Instrument entworfen, faktorenanalytisch überprüft und überarbeitet.
Projektdauer: Start des Projekts: 01.10.24, Ende des Projekts: 01.04.26
Projektleitung: Jessica Wilke
Projekt- und Kooperationspartner: Prof. Dr. Ute von Düring und Dr. Jule Eilts
Förderung: Gefördert durch die EWE Stiftung- Stiftung des bürgerlichen Rechts (5.000 €)
Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule – Awareness und Mental Health Literacy von Lehrkräften zum Thema Suizidprävention und -intervention in der Schule
Projektbeschreibung
Ein Suizid stellt die zweithäufigste Todesursache im Kindes- und Jugendalter dar. Suizidgedanken, suizidale Äußerungen und Suizidversuche sind bei Schülerinnen und Schülern noch häufiger. Oftmals stehen diese im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen (zum Beispiel depressive Störungen, Traumafolgestörungen, Essstörungen, wahnhafte Störungen) können aber auch unabhängig davon und akut auftreten. Deswegen sind auch Schulen und Lehrkräfte mit dem Thema Suizidalität konfrontiert.
Erleben Lehrkräfte solche Krisen und Notfälle bei Schülerinnen und Schülern, stellen sich Fragen nach Hilfsmöglichkeiten und Verantwortung. Unzureichendes Wissen zum Thema Suizidalität von Schülerinnen und Schülern und der Umgang mit ihnen können bei Lehrkräften zu Hilflosigkeit, Angst und Stress führen. Es ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte zu wenig Wissen über Zuständigkeiten im fraktionierten Hilfe- und Behandlungssystem in Deutschland besitzen.
Ziele des Projektes
Ziel des Kooperationsprojektes ist es, das Wissen und die Bedarfe von Lehrkräften in diesem Bereich systematisch zu erfassen und zu analysieren. Als ein weiteres Ziel werden im Sinne eines partizipativen Forschungsansatzes die Ausgangslagen und Bedarfe von Schülerinnen und Schülern zum Thema Suizidalität in Schule untersucht. Daraus werden als drittes Ziel sowohl Praxismodelle als auch Module für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften entwickelt und anschließend evaluiert.
Kooperationspartner
Bei dem Forschungsprojekt handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Stadt Oldenburg und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Dr. Christina Vesterling (Projektleitung) und Dr. Peter Orzessek des Gesundheitsamtes der Stadt Oldenburg, Sozialpsychiatrischer Dienst sowie Prof. Dr. Ute von Düring (Projektleitung), Dr. Naska Goagoses und Dr. Jessica Wilke der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bilden das interdisziplinäre und multiprofessionelle Team.
Das Vorhaben wird nach Beschluss von Stadtverwaltung und Präsidium der Universität zudem als eines der zentralen Projekte in das Arbeitsprogramm 2025 der Strategischen Kooperation beider Partner aufgenommen.

© Dr. Annika Rademacher
Erste Projekte
Die Rolle unterstützender Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehungen bei der Verringerung des Suizidrisikos unter Schüler*innen: Ein systematic Review inklusive Meta-Analyse
Die Rolle unterstützender Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehungen bei der Verringerung des Suizidrisikos bei Schüler*innen steht im Fokus des systematic Reviews inklusive Meta-Analyse von Dr. Christina Vesterling, Dr. Peter Orzessek (Gesundheitsamt der Stadt Oldenburg) sowie Dr. Naska Goagoses, Dr. Jessica Wilke und Prof. Dr. Ute von Düring (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg). Das Ziel ist, zu untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen unterstützenden Lehrkraft-Schüler*innen -Beziehungen und suizidalem Verhalten sowie Suizidgedanken von Schulkindern bestehen. Das systematic Review und Meta-Analyse ist auf PROSPERO präregistriert (CRD42024616199).
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Fragen zum Projekt können gerne per E-Mail an Dr. Jessica Wilke (jessica.wilke[at]uol.de) und Dr. Peter Orzessek (dr.peter.orzessek[at]stadt-oldenburg.de) gerichtet werden.
Sollten Sie selbst Suizidgedanken haben oder bei anderen Personen wahrnehmen, wählen Sie den Notruf 112. Kostenfreie Hilfe bietet auch die Telefonseelsorge unter 0800 1110111 oder 0800 1110222.
Systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse – Zusammenhang zwischen schulischem Zugehörigkeitsgefühl und externalisierendem Problemverhalten
Projektbeschreibung
Der schulische Kontext spielt eine zentrale Rolle in der sozial-emotionalen Entwicklung von Schüler*innen. Ein entscheidender Faktor in diesem Zusammenhang ist das schulische Zugehörigkeitsgefühl, definiert als „das Ausmaß, in dem sich Schüler*innen persönlich akzeptiert, respektiert, einbezogen und unterstützt fühlen – insbesondere von Lehrkräften und anderen Erwachsenen im schulischen Umfeld“ (Goodenow & Grady, 1993, S. 60–61). Frühere systematische Übersichtsarbeiten zeigen einen negativen Zusammenhang zwischen dem schulischen Zugehörigkeitsgefühl und internalisierenden Problemverhalten (Marraccini, 2017; Raniti, 2022). Einzelne Studien deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen Zugehörigkeitsgefühl und externalisierendem Problemverhalten hin (Yıldırım et al., 2023; Arslan, 2022). Das Projekt zielt daher darauf ab, durch eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse den Forschungsstand in diesem Bereich zusammenzuführen, um ein besseres Verständnis zu gewinnen und evidenzbasierte Handlungsempfehlungen abzuleiten. Nach der theoriegeleiteten Formulierung von Suchbegriffen wurde im Juli 2025 eine systematische Literaturrecherche in den bibliografischen Datenbanken Web of Science, Scopus, ERIC und PubMed durchgeführt. Nach Anwendung der Einschlusskriterien in Titel-/Abstract- und Volltextscreening wurde eine finale Auswahl eingeschlossener Studien getroffen. Die narrative Synthese und Metaanalyse befinden sich derzeit in Bearbeitung. Ergebnisse und weiterführende Einblicke folgen in Kürze.
Schlüsselwörter: Schulisches Zugehörigkeitsgefühl; Schulzufriedenheit; Externalisierendes Problemverhalten; Aggressives Verhalten; Systematische Übersichtsarbeit; Metaanalyse
Projektteam: Naska Goagoses, Katharina Brosig, Jessica Schütz, Ute von Düring