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SeFallED - Ältere Patient:innen nach Index-Sturz mit Vorstellung im Notfallzentrum ohne stationäre Aufnahme: Trajektorien und Bedürfnisse dieser Hochrisikogruppe als Grundlage für die Entwicklung maßgeschneiderter Interventionen für ältere Personen
Stürze und Frakturen zählen zu den fünf häufigsten Ursachen für den Verlust von Selbstständigkeit in Deutschland. Stürze können zu Einschränkungen der individuellen Funktionalität, Selbstständigkeit, Alltagsbewältigung, sozialer Teilhabe und damit Lebensqualität von älteren Menschen führen. Zudem verursachen die Behandlungen der Sturzfolgen hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Daher ist es wichtig, durch die Reduktion von Sturzrisken weitere Stürze vorzubeugen.
Eine besondere Risikogruppe keine Sekundärprävention zu erhalten, sind ältere Menschen, die nach einem Sturz in der Notaufnahme vorstellig werden, bei denen die Schwere der Verletzung allerdings keine stationäre Aufnahme erfordert.
Ziel des Projekts „SeFallED“ ist es, langfristige Verläufe (Trajektorien) in Bezug auf die Unabhängigkeit bei der Ausübung von Alltagsaktivitäten, die funktionelle Leistungsfähigkeit, die körperliche Aktivität und das Sturzrisikoprofil dieser Risikogruppe zu identifizieren und vorherzusagen. Hierzu werden Patientinnen und Patienten rekrutiert, die in der Notaufnahme aufgrund eines Sturzes ambulant behandelt wurden. Neben einer umfassenden geriatrischen Untersuchung werden verschiedene innovative Technologien eingesetzt, um Sturzrisikofaktoren und die individuellen funktionellen Verläufe zu analysieren. So werden u. a. Ganganalysen auch auf einem sogenannten Perturbationslaufband durchgeführt, mit dem zur Testung der dynamischen Balance gezielte Störungen des Gangs provoziert werden können, denen durch eine adäquate Reaktion entgegengewirkt werden muss. Zudem wird untersucht, ob diese gezielten Störungen Bewegungsmuster schulen, die die Reaktion auf derartige Störungen verbessern und dadurch einen Einfluss auf den weiteren Verlauf bzw. das Sturzrisiko haben. Während der Diagnostik werden auch Bewegungsdaten durch am Körper getragene Sensoren erfasst. Diese Datensätze sollen genutzt werden, um mit Ansätzen des maschinellen Lernens die funktionelle Leistungsfähigkeit im täglichen Leben zu erfassen und die unter standardisierten Bedingungen im Labor erzeugten Bewegungsabläufe im Alltag durch körpergetragene Sensoren wiederzuerkennen. Basierend auf den umfassenden Erkenntnissen wird ein statistisches Vorhersagemodell erarbeitet.
Dem Team ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten sowie deren Betreuungspersonen in einem qualitativen Ansatz am Forschungsprozess zu beteiligen und deren Bedürfnisse, Präferenzen und Barrieren zur Teilnahme an Sturzpräventions-Programmen zu erheben. Die Summe dieser Ergebnisse bildet den Ausgangspunkt für die Auswahl bereits bestehender und Entwicklung neuer Interventionsmaßnahmen, um Stürzen vorzubeugen, bzw. das individuelle Sturzrisiko zu minimieren.
Beirat
Mit den Augen der Betroffenen
Sie sind weder Probandinnen und Probanden, noch Forschende im klassischen Sinne – und trotzdem haben sie eine wichtige Aufgabe in der Studie SeFallED: Insgesamt sechs ältere Menschen wirken als Beirat im Forschungsprojekt mit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Department für Versorgungsforschung untersuchen den Genesungsprozess von älteren Patientinnen und Patienten, die einen Sturz erlitten haben – eine schmerzliche Erfahrung, die auch die Beiratsmitglieder machen mussten.
„Ich bin Ende Juni 2020 beim Joggen schwer gestürzt. Der Schock war groß, ich musste mehrmals im Gesicht operiert werden“, erzählt Margrit Pape. Der Unfall ist einer der Gründe, warum sie heute monatlich einen festen Termin an der Universität hat. Dann trifft sich der SeFallED-Beirat, dessen Mitglied die 74-Jährige ist, und diskutiert mit den anderen Beiratsmitgliedern und Forschenden über bevorstehende Erhebungen und Auswertungen im Rahmen des Projekts.
Dr. Tim Stuckenschneider forscht in der Abteilung Geriatrie am Department für Versorgungsforschung. „Wir bekommen von den Beiratsmitgliedern immer wieder die Perspektive von Betroffenen gespiegelt – das ist zeitaufwändig, aber auch sehr wertvoll“, sagt er. Mit ihren Ratschlägen nehmen die Seniorinnen und Senioren aktiv Einfluss auf die Studie. Nach dem Austausch mit dem Beirat passten die Forschenden den Ablauf ihrer Befragungen und Untersuchungen so an, dass die ebenfalls älteren Studienteilnehmenden mehr Zeit für Pausen hatten. Außerdem haben die Beiratsmitglieder vor Studienstart die geplante Gangbildanalyse getestet, die auf einem speziellen Laufband stattfindet. Das Laufband simuliert herausfordernde Alltagssituationen wie das Bremsen eines Busses.
Den ganzen Artikel finden Sie hier.
(Aus dem UOM Newsletter Ausgabe 4/ November 2023)
Sturzprävention in Oldenburg
Sturzprävention in Oldenburg
Austausch zwischen Forschenden und Bürger:innen im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zur 2. Projektphase
Am 06.07.2023 fand die Auftaktveranstaltung für die 2. Projektphase des Sturzprojekts SeFallED unter der Leitung von Frau Prof. Dr. med. Tania Zieschang an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg statt. Ausgewählte Bürger:innen wurden eingeladen, um sich zum Thema Sturzprävention auszutauschen. Neben dem Projektteam nahmen 29 Bürger:innen sowie Expert:innen im Bereich der Sturzprävention oder Senior:innenarbeit aus Oldenburg und Umgebung teil.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „SeFallED“ befindet sich aktuell in einer ersten Projektphase, in der unter anderem die langfristigen Verläufe von Personen nach einem Sturz untersucht werden. Hierbei werden Personen ab 60 Jahren, die nach einem Sturz ambulant im Klinikum Oldenburg oder dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg versorgt werden, zur Teilnahme eingeladen. Anschließend werden die gestürzten Personen vier Mal über einen Zeitraum von 24 Monaten zuhause besucht und machen u.a. verschiedene Bewegungsübungen und füllen Fragebögen aus.
Ein Folgeantrag für eine 2. Projektphase (voraussichtlich ab Oktober 2024) wird derzeit erarbeitet, in welcher die Evaluation von maßgeschneiderten Sturzpräventionsangeboten im Vordergrund stehen wird. Neben der im Projekt bereits etablierten Zusammenarbeit mit einem Beirat, der aus sechs Oldenburger:innen ab 60 Jahren mit eigener Sturzvorerfahrung besteht, wurden in der Vergangenheit außerdem bereits gestürzte Personen und ihre Angehörigen nach der eigenen Meinung und den Erfahrungen im Rahmen kleiner Diskussionsgruppen befragt. Als Vorbereitung für den Folgeantrag war dem SeFallED Projektteam nun auch die möglichst frühe Beteiligung von Oldenburger Bürger:innen sowie Fachleuten im Gebiet der Sturzprävention und der Senior:innenarbeit wichtig. Auf diese Weise kann das Wissen aus der Praxis in Oldenburg direkt in die weitere Projektplanung einfließen. Des Weiteren können Kontakte geknüpft werden, um eine spätere Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Nachdem die laufende Studie den Teilnehmenden vorgestellt wurde, kamen Bürger:innen und Expert:innen aus Oldenburg und Umgebung in verschiedenen Diskussionsrunden in den Austausch, um den Folgeantrag gut auf die gegenwärtige Oldenburger Praxis abzustimmen. Dabei wurde der Fokus besonders auf den Austausch zu bereits bestehenden oder benötigten Angeboten für gestürzte Personen in Oldenburg und Umgebung gelegt. Des Weiteren wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit verschiedener Fachpersonen gemeinsam mit den Wissenschaftler:innen der Universität diskutiert. Thematisch standen bei den Angeboten u.a. die Aspekte Bewegung, Beratung sowie digitale und alltagsnahe Möglichkeiten im Fokus. Es gab allerdings auch den Raum eigene Ideen an einem freien Thementisch anzubringen.
Zum Abschluss waren sich die Wissenschaftler:innen sowie die Teilnehmenden der Veranstaltung einig, dass der persönliche und direkte Austausch zwischen Theorie und Praxis wertvoll ist, um zielgenau Angebote für Oldenburger:innen entwickeln zu können. Auf diese Strukturen soll auch in Zukunft und während der 2. Projektphase zurückgegriffen werden.
Eine Zusammenfassung der inhaltlichen Ergebnisse der einzelnen Gruppe finden Sie hier.
Informationen für Interessierte
Publikationen
Voß M, Zieschang T, Schmidt L, Hackbarth M, Koschate J, Stuckenschneider T (2024) Reduced adaptability to balance perturbations in older adults with probable cognitive impairment after a severe fall. PLoS ONE 19(7): e0305067. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0305067
Schmidt, L., Zieschang, T., Koschate, J., & Stuckenschneider, T. (2024). Impaired standing balance in older adults with cognitive impairment after a severe fall. Gerontology. https://karger.com/ger/article/doi/10.1159/000538598/907059/Impaired-Standing-Balance-in-Older-Adults-with
Stuckenschneider, Tim; Schmidt, Laura; Speckmann, Elisa-Marie; Koschate, Jessica; Zieschang, Tania (2023): Recruiting patients for falls prevention in the emergency department – worth the challenge. In: BMC Geriatrics 23 (1). DOI: 10.1186/s12877-023-04607-5; https://doi.org/10.1186/s12877-023-04607-5
Sandra Hellmers, Elias Krey, Arber Gashi, Jessica Koschate, Laura Schmidt, Tim Stuckenschneider, Andreas Hein, Tania Zieschang (2023) Comparison of machine learning approaches for near-fall-detection with motion sensors. Frontiers in Digital Health https://doi.org/10.3389/fdgth.2023.1223845
Stuckenschneider, T., Koschate, J., Dunker, E. et al. Sentinel fall presenting to the emergency department (SeFallED) – protocol of a complex study including long-term observation of functional trajectories after a fall, exploration of specific fall risk factors, and patients’ views on falls prevention. BMC Geriatr 22, 594 (2022). https://doi.org/10.1186/s12877-022-03261-7
¹Projektlogo erstellt durch: Frau Hilke Tempel, "Herzlichen Dank" vom gesamten Geriatrie-Team.