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iSeFallED

iSeFallED - Maßgeschneiderte Interventionen zum Funktionserhalt für ältere Patient:innen nach Index-Sturz mit Vorstellung im Notfallzentrum ohne stationäre Aufnahme

(Tailored interventions to prevent functional decline after a Sentinel Fall presenting to the Emergency Department – iSeFallED)

Stürze bei älteren Erwachsenen können ernstzunehmende gesundheitliche Folgen haben. Besonders schwere Stürze, die etwa einen Besuch in der Notaufnahme erforderlich machen, führen häufig zu Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit, Selbstständigkeit und Lebensqualität. Die Prävention von Stürzen ist daher von zentraler Bedeutung, nicht zuletzt, weil die Behandlung von Stürzen und Sturzfolgen erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. 

Besonders wichtig ist die Sekundärprävention, also Präventionsmaßnahmen, die stattfinden, nachdem Personen bereits gestürzt sind. Denn oftmals wird ein Bedarf für solche Maßnahmen erst zu diesem Zeitpunkt erkannt. Derzeit gibt es allerdings keine strukturierten Nachsorgeprogramme für Personen, die sich mit einem Sturz in der Notaufnahme vorstellen. Hier steht die Behandlung akuter Symptome im Vordergrund und die Ursachen für einen Sturz bzw. potentielle Folgen werden nur zweitrangig betrachtet.  

Das Projekt iSeFallED zielt darauf ab, den Mangel an strukturierten Programmen und Fachwissen für die Einleitung von Maßnahmen zur Sturzprävention in verschiedenen Sektoren des deutschen Gesundheitssystems zu beheben und dadurch die Chancen auf wirksame und finanzierbare Behandlungen für sturzgefährdete ältere Menschen zu verbessern. Im Rahmen des Projekts werden Patient:innen nach einem Sturz in der Notaufnahme rekrutiert und durch ein Risikoscreening, das auf Erkenntnissen des Vorgängerprojekts „SeFallED“ basiert, auf ihr individuelles Risiko für funktionelle Einschränkungen untersucht. Auf Grundlage der Screening-Ergebnisse werden Patient:innen in verschiedene Gruppen eingeteilt, um sekundärpräventive Interventionen passgenau und patient:innenzentriert zu ermöglichen. Neben der Bereitstellung von Informationsmaterial zu aktivem und sturzfreiem Älter werden, werden spezielle Bewegungsprogramme, die Gleichgewichts- und Funktionsübungen beinhalten, sowohl in Einzel- als auch in Gruppentrainings angeboten. Diese sollen den Patient:innen helfen, ihr persönliches Sturzrisiko zu senken und sie darin stärken, ihre Funktionalität wiederherzustellen bzw. aufrecht zu erhalten. Eine Nachverfolgung im Rahmen von Hausbesuchen, in denen eine vielfältige und umfangreiche geriatrische Testbatterie durchgeführt wird, bietet Anhaltspunkte für weitere Aussagen über den funktionellen Verlauf der Versuchspersonen inklusive potenzieller Folgestürze.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Analyse der Akzeptanz, Durchführbarkeit und Wirksamkeit des zu implementierenden Sekundärpräventionsprogramms. Die Beteiligung von Betroffenen, Angehörigen und weiteren Stakeholdern spielt dabei eine zentrale Rolle und wird unter anderem in einem partizipativen Ansatz durch einen Projektbeirat umgesetzt. Weiterhin werden Fokusgruppen durchgeführt, um Erkenntnisse hinsichtlich der geplanten Interventionen zu erhalten. Darüber hinaus soll durch die Einrichtung einer Hochschulambulanz und die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren, wie dem Stadtsportbund und lokalen Sportanbietern, ein unterstützendes Netzwerk geschaffen werden, um langfristige Behandlungspfade zu etablieren und nachhaltige Sekundärpräventionsstrategien umzusetzen. Weitere Schwerpunkte des Projekts sind die Weiterentwicklung von einem Algorithmus zum maschinellen Lernen sowie die Berücksichtigung sozioökonomischer Besonderheiten.

 

Vorgängerprojekt: SeFallED

SeFallED - Ältere Patient:innen nach Index-Sturz mit Vorstellung im Notfallzentrum ohne stationäre Aufnahme: Trajektorien und Bedürfnisse dieser Hochrisikogruppe als Grundlage für die Entwicklung maßgeschneiderter Interventionen für ältere Personen

Stürze und Frakturen zählen zu den fünf häufigsten Ursachen für den Verlust von Selbstständigkeit in Deutschland. Stürze können zu Einschränkungen der individuellen Funktionalität, Selbstständigkeit, Alltagsbewältigung, sozialer Teilhabe und damit Lebensqualität von älteren Menschen führen. Zudem verursachen die Behandlungen der Sturzfolgen hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Daher ist es wichtig, durch die Reduktion von Sturzrisken weitere Stürze vorzubeugen.

Eine besondere Risikogruppe keine Sekundärprävention zu erhalten, sind ältere Menschen, die nach einem Sturz in der Notaufnahme vorstellig werden, bei denen die Schwere der Verletzung allerdings keine stationäre Aufnahme erfordert.

Ziel des Projekts „SeFallED“ ist es, langfristige Verläufe (Trajektorien) in Bezug auf die Unabhängigkeit bei der Ausübung von Alltagsaktivitäten, die funktionelle Leistungsfähigkeit, die körperliche Aktivität und das Sturzrisikoprofil dieser Risikogruppe zu identifizieren und vorherzusagen. Hierzu werden Patientinnen und Patienten rekrutiert, die in der Notaufnahme aufgrund eines Sturzes ambulant behandelt wurden. Neben einer umfassenden geriatrischen Untersuchung werden verschiedene innovative Technologien eingesetzt, um Sturzrisikofaktoren und die individuellen funktionellen Verläufe zu analysieren. So werden u. a. Ganganalysen auch auf einem sogenannten Perturbationslaufband durchgeführt, mit dem zur Testung der dynamischen Balance gezielte Störungen des Gangs provoziert werden können, denen durch eine adäquate Reaktion entgegengewirkt werden muss. Zudem wird untersucht, ob diese gezielten Störungen Bewegungsmuster schulen, die die Reaktion auf derartige Störungen verbessern und dadurch einen Einfluss auf den weiteren Verlauf bzw. das Sturzrisiko haben. Während der Diagnostik werden auch Bewegungsdaten durch am Körper getragene Sensoren erfasst. Diese Datensätze sollen genutzt werden, um mit Ansätzen des maschinellen Lernens die funktionelle Leistungsfähigkeit im täglichen Leben zu erfassen und die unter standardisierten Bedingungen im Labor erzeugten Bewegungsabläufe im Alltag durch körpergetragene Sensoren wiederzuerkennen. Basierend auf den umfassenden Erkenntnissen wird ein statistisches Vorhersagemodell erarbeitet.

Dem Team ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten sowie deren Betreuungspersonen in einem qualitativen Ansatz am Forschungsprozess zu beteiligen und deren Bedürfnisse, Präferenzen und Barrieren zur Teilnahme an Sturzpräventions-Programmen zu erheben. Die Summe dieser Ergebnisse bildet den Ausgangspunkt für die Auswahl bereits bestehender und Entwicklung neuer Interventionsmaßnahmen, um Stürzen vorzubeugen, bzw. das individuelle Sturzrisiko zu minimieren.

Publikationen

  1. Voß M, Zieschang T, Schmidt L, Hackbarth M, Koschate J, Stuckenschneider T (2024) Reduced adaptability to balance perturbations in older adults with probable cognitive impairment after a severe fall. PLoS ONE 19(7): e0305067. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0305067 

  2. Schmidt, L., Zieschang, T., Koschate, J., & Stuckenschneider, T. (2024). Impaired standing balance in older adults with cognitive impairment after a severe fall. Gerontology. https://karger.com/ger/article/doi/10.1159/000538598/907059/Impaired-Standing-Balance-in-Older-Adults-with

  3. Stuckenschneider, Tim; Schmidt, Laura; Speckmann, Elisa-Marie; Koschate, Jessica; Zieschang, Tania (2023): Recruiting patients for falls prevention in the emergency department – worth the challenge. In: BMC Geriatrics 23 (1). DOI: 10.1186/s12877-023-04607-5; https://doi.org/10.1186/s12877-023-04607-5

  4. Sandra Hellmers, Elias Krey, Arber Gashi, Jessica Koschate, Laura Schmidt, Tim Stuckenschneider, Andreas Hein, Tania Zieschang (2023) Comparison of machine learning approaches for near-fall-detection with motion sensors. Frontiers in Digital Health https://doi.org/10.3389/fdgth.2023.1223845

  5. Stuckenschneider, T., Koschate, J., Dunker, E. et al. Sentinel fall presenting to the emergency department (SeFallED) – protocol of a complex study including long-term observation of functional trajectories after a fall, exploration of specific fall risk factors, and patients’ views on falls prevention. BMC Geriatr 22, 594 (2022). https://doi.org/10.1186/s12877-022-03261-7

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