Koordination
Projektförderung
Laufzeit
April 2019 bis März 2023
TransGem
Transformation durch Gemeinschaft
Prozesse kollektiver Subjektivierung im Kontext nachhaltiger Entwicklung
Im Nachhaltigkeitsdiskurs sind gemeinschaftsbasierte Initiativen seit einigen Jahren mehr und mehr präsent, z.B. in Gestalt von Öko-Dörfern, transition towns, green cities oder solidarischer Landwirtschaft. Dabei werden oft gerade Gemeinschaften wie diese als Akteure adressiert. Sie sollen Transformationsprozesse in kleinem Rahmen erproben und Lösungen für die als solche deklarierten Herausforderungen der Zukunft entwickeln und so den Weg in eine nachhaltige Zukunft ebnen – auch für die gesamte Gesellschaft. Initiativen mit Bezug zum Thema „Nachhaltigkeit“ entwerfen sich zugleich auch häufig selbst explizit als Gemeinschaften. Die Forschung berücksichtigt die Komplexität sowohl des Begriffs als auch des Phänomens „Gemeinschaft“ im Kontext von Nachhaltigkeit bislang nur unzureichend: Zuweilen wurde den Gemeinschaften unhinterfragt Handlungsfähigkeit zugeschrieben und das Potential, Veränderungen einzuleiten. Anderen galten „Gemeinschaften“ schlicht als negatives Gegenmodell zu einer Gesellschaft mündiger Subjekte.
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Seit einigen Jahren aber bemüht man sich um eine differenzierte Perspektive, der sich auch unser Projekt verpflichtet fühlt. Mit dem Projekt „Transformation durch Gemeinschaft“ wollen wir eine theoretisch geleitete wie empirisch fundierte Auseinandersetzung um Entstehung und Wirkung von Nachhaltigkeitsgemeinschaften bieten. Wir möchten am Beispiel dreier aktueller Initiativen zum einen rekonstruieren, worin die Attraktivität von Gemeinschaften für Politik, Wissenschaft und Praxis besteht. Zum anderen wollen wir ausloten, ob den Gemeinschaften transformatives Potenzial innewohnt und worin es besteht. In Zusammenarbeit mit den drei Initiativen aus der Praxis möchten wir Perspektiven und Wissen für Politik und Gesellschaft, als auch für die Gemeinschaften selbst bereitstellen und widmen uns dabei schwerpunktmäßig folgenden Fragestellungen: Wie bilden sich Gemeinschaften unter Mitwirkung von Artefakten und Technologien als Kollektivsubjekte nachhaltiger Entwicklung aus? Welche intendierten und nicht-intendierten Wirkungen haben diese Vergemeinschaftungen nach innen und außen? Wie sind diese Effekte im Hinblick auf die nachhaltigkeitsorientierte Transformation der Gesellschaft zu bewerten?
Die ausgewählten empirischen Fälle – Escheroder „gASTWERKe“, Dorfgemeinschaft Oberndorf und Solidarische Landwirtschaft Oldendorf e.V. (alle gelegen in Norddeutschland) – sollen mit fünf unterschiedlichen Zugängen, nämlich der Diskursanalyse, der Praxeologie, der Geschichtswissenschaft, der feministischen Ökonomie und der Psychologie analysiert werden. Im Laufe des Projekts werden diese akademischen Blickwinkel regelmäßig ins Gespräch nicht nur miteinander treten, sondern auch in den Austausch mit den untersuchten Gemeinschaften, um sich so gegenseitig zu informieren und herauszufordern – über fachliche Grenzen, Standpunkte und Arten von Wissen hinweg.
Das Verbundprojekt verspricht Aufschluss darüber zu geben, unter welchen Bedingungen Gemeinschaften sich zu Kollektivsubjekten ausformen, inwiefern sie dabei transformative Kraft entwickeln und welche gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen damit verbunden sind. Es ermöglicht so einen reflektierten Umgang mit den Prozessen kollektiver Subjektivierung in nachhaltigkeitsbezogener wissenschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Praxis.