Ich will in Kritik an Adornos Werkästhetik versuchen, einen Theorierahmen zu entwickeln, in dem sich Adornos Ästhetik und die insbesondere durch die Cultural Studies forcierten Rezeptionsstudien aufheben lassen. Der Vorschlag zielt auf eine Theorie des "ästhetischen Handelns", die, anders als bei Adorno, von Kulturindustrie und nicht vom Kunstwerk ausgeht. Was sich ankündigt, ist eine Ästhetik, die den Gegensatz von Werk- und Rezeptionsästhetik in einer umfassenderen Interaktionsästhetik unterläuft. Es ist ferner eine Ästhetische Theorie, die auf das breite Spektrum der Medien und Gattungen anwendbar ist, und nicht - wie die meisten bisherigen Ästhetiken - einseitig auf Erfahrungen mit der griechischen Plastik oder der klassischen oder der zeitgenössischen Literatur oder des Theaters oder der Tafelbilder in den Museen oder (wie bei Adorno) der zeitgenössischen Musik beruht. Adornos strenge Werkästhetik hat bedingt, dass er dadaistische und surrealistische Formen des Widerstands nicht (an)erkennen konnte, dass er im Jazz und der Aktionskunst nur ein Überhandnehmen von kulturindustriell Produzierten diagnostizierte. Mit Kulturindustrie als Ausgangspunkt, der längst auch die "autonome" Kunst unterworfen ist, kann nach Widerständigkeit in der Kulturindustrie gefragt werden.
Am Tag nach dem Vortrag wird Christine Resch einen Workshop anbieten. Informationen siehe hier.
Kritische Theorie heute
ist eine Workshop- und Vortragsreihe der Adorno-Forschungsstelle, die seit dem Wintersemester 2015/16 semesterweise stattfindet.
Kritische Theorie lebt von ihrer beständigen Reflexion auf die historisch gewordene soziale Gegenwart. Der Zeitkern, mit dem sie ihren Begriff von Wahrheit versieht, zwingt sie dazu, ihre zentralen Begriffe und Theoreme auf ihr Erklärungspotential hin zu überprüfen und bezüglich ihrer Gegenstände immer wieder neu auszurichten. Ziel der Workshop-Reihe Kritische Theorie heute ist es darum, klassische Texte der Kritischen Theorie und neuere Forschungsarbeiten zu diskutieren, um so bestimmen zu können, worin ihr Beitrag zur Philosophie und Gesellschaftstheorie heute besteht.
Die Reihe wird organisiert von Dr. Philip Hogh und Dr. Maxi Berger.