Castiello, Antonietta
Castiello, Antonietta
Castiello, Antonietta:
Romolo, Augusto e il "pomerium": la costruzione storica di un mito e di un'identità
In der Antike hatten Grenzen immer die Funktion, Menschen in bestimmte
Räume ein- oder sie daraus auszuschließen, um die Herausbildung einer
kulturellen Identität zu fördern. Die Praxis, die heilige Grenze einer Stadt zu
markieren, war nicht nur für die physische Gestalt der Stadt bedeutsam, sondern
auch als Kristallisationspunkt für die Identität der dort lebenden Menschen.
Die Arbeit nimmt den Mythos der Gründung Roms durch Romulus in den Blick.
Romulus markierte durch das Ziehen eines Grabens das Pomerium – die heilige
Grenze der Stadt – und verteidigte es vor dem Zugriff seines Bruders Remus.
Diese Geschichte wurde über die Jahrhunderte bewusst immer wieder neu
geschrieben. Den Sinn dahinter zu ergründen, ist Ziel der Arbeit.
Die signifikanteste Neufassung der Legende geht auf Autoren der augusteischen
Zeit zurück. In dieser Periode nun machte die Figur des Romulus im Rahmen
der Tradition eine entscheidende Wandlung durch: Aus der Version der späten
Republik, in der Romulus als Tyrann ohne Mitgefühl beschrieben wird, der fähig
war, seinen eigenen Bruder zu töten, wurde der Retter und Beschützer der
Römer. Von diesem Augenblick an war Remus ein hostis, der eigenmächtig die
Stadtmauer überwunden und so die heilige Integrität des Pomeriums gefährdet
hatte. So hatte er sich selbst aus der römischen Gemeinschaft ausgeschlossen.
In dieser Erzählung wird Augustus zum neuen Gründer Roms: zum neuen
Romulus, der als Einziger dazu imstande war, die Römer nach den
Bürgerkriegen wieder zusammenzuführen. Durch die bewusste Modifikation des
römischen kollektiven Gedächtnisses in Bezug auf die Gründung der Stadt fand
man einen Weg, die Identitätskrise zu überwinden.