Verlandungszone

Verlandungszone

Teilprojekt 1: Natur- und Kulturwissenschaften Holozän

Verlandungszonen   

Bild: Queller in Trockenrissen

>Kontakt:  Dr. Achim Wehrmann
Tel.:+49-(0)4421-9475-230

Dr. Martina Karle Tel.: +49-(0)4421-9475-226 martina.karle[at]senckenberg.de  

Der Jadebusen in seiner heutigen Form wurde erst durch mittelalterliche Sturmfluten geschaffen. Bis zum Beginn dieser schubweise auftretenden Vorstöße des Meeres ins Land existierten weitflächige Salzwiesen und Brackwasserröhrichte im Übergangsbereich zwischen Land und Meer, wie sie heute in vergleichbarer Form an der gesamten Nordseeküste nicht mehr zu finden sind. Diese Verlandungsgürtel sind sehr sensitiv reagierende Anzeiger für Veränderungen des Meeresspiegels sowie der regionalen Küstenmorphologie. Sie archivieren in ihrem sedimentären Aufbau Spuren von Meeresvorstößen, Erosionsereignissen und Verlandungsphasen. In den Ablagerungen fossiler Rinnensysteme, die das Drainagesystem der höher gelegenen Geest darstellen und sich bis ins Intertidal fortsetzen, lassen sich transgressive Phasen des frühen Holozän durch Vernässung und Torfbildung sowie erste marine Ingressionen am deutlichsten nachvollziehen. Auch während der späteren mittelalterlichen Sturmfluten sind es vorwiegend die Sedimente der Ästuare und aufgeweiteter Priele, die es ermöglichen, anhand sedimentärer Strukturen und des Fossilinhaltes die maximale Reichweite der Fluten ins Landesinnere zu rekonstruieren. Durch die mittelalterlichen Sturmfluten kam es im Jadebusengebiet zeitweise zu drastischen und für die Menschen meist katastrophalen Veränderungen der Küste, die mit großen Landverlusten einhergingen. Durch Deichbaumaßnahmen wurden weite Teile des überfluteten Landes zurück gewonnen und nachfolgend kultiviert. Die Rekonstruktion der Wechselwirkungen zwischen natürlichen und anthropogenen Einwirkungen auf die Küstenmorphologie im Übergangsbereich zwischen Land und Meer, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des Verständnisses der zukünftig anstehenden Entwicklung unserer Küstenregion, steht im Fokus dieses Teilprojektes.
Im Rahmen des Jadebusen Projektes werden die oben skizzierten geologischen Fragestellungen seit 2008 von Dr. Martina Karle und Dr. Achim Wehrmann bei Senckenberg am Meer, Abteilung für Meeresforschung, bearbeitet. Primäres Ziel ist dabei, vorhandene Bohrdaten in der Umrahmung des Jadebusens und hierbei insbesondere im Bereich der landwärtigen Verlängerung des Transektes durch den Jadebusen im Westen (’Schwarzes Brack’) und im Osten (’Heete-Einbruch’) auszuwerten und in einen räumlich-zeitlichen Kontext zu stellen. Anhand ausgewählter Bohrungen werden geologische Profilschnitte angelegt, die Informationen über die Ausdehnung verschiedener geologischer Einheiten liefern. Die geologischen Daten aus den Kernbohrungen werden zudem mit morphologischen Informationen aus historischen Karten abgeglichen, um Abweichungen oder Übereinstimmungen der historisch überlieferten Ausdehnung von Meereseinbrüchen mit sedimentologischen Spuren herauszuarbeiten.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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