Schwoon

Schwoon, Kilian

Statement

Wir sind es gewohnt, Musik aus intimer Nähe zu hören, doch das Erlebnis im Konzertsaal fasziniert uns immer noch: Unser physisches Verhältnis zum Klang ist komplex und widersprüchlich.

Kompositorisches Credo

Mit Mikrofonen können wir alle Phänomene der klingenden Welt erkunden. Darüber hinaus können wir alle weiteren mess- und denkbaren Schwingungen hörbar machen. Kopfhörer erlauben uns, all diese Klänge mit enormer Präsenz zu erfahren.

Auch wenn ich diese Möglichkeiten des Hörens nicht missen möchte, schreibe ich vorwiegend Musik für den Konzertsaal. Die Situation dort ist fragil, sie kann zerstreuter sein als im privaten Kopfhörer-Raum. Ein aufmerksames gemeinschaftliches Erleben menschlichen Musizierens kann aber, wenn es gelingt, von unvergleichlicher Intensität sein und uns über den Moment hinaus tief beeinflussen. Es kann uns Halt geben und gleichzeitig desorientieren, unser Suchen anstoßen. Die Anstrengungen und Risiken solcher Aufführungen lohnen sich immer wieder.

Stimmen und Instrumente sind in meiner Musik oft verwoben mit digital erzeugten Ebenen. So versuche ich, mit unserer medial geprägten Wahrnehmung umzugehen (sozusagen mit unseren Mikrofon-Ohren und Kamera-Augen). Die Körperlichkeit des Musizierens ist wichtig, verschwimmt aber manchmal durch die gleichzeitige Präsenz des Virtuellen.

Lebenslauf

1972 in Hannover geboren, ab 1979 in Hamburg aufgewachsen
1992–97  Studium an der Folkwang-Hochschule Essen: Komposition bei Nicolaus A. Huber (1992/93 auch bei Walter Zimmermann), elektronische Komposition bei Dirk Reith und Thomas Neuhaus
1997–99 weiterführende Studien der Live-Elektronik am Centro Tempo Reale in Florenz, verbunden mit Privatunterricht bei dessen künstlerischem Leiter Luciano Berio
seit 1999 künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeit am Centro Tempo Reale: Forschungen vor allem im Bereich der Raumklangsteuerung und der Entwicklung komplexer live-elektronischer Aufführungsumgebungen; Mitwirkung an zahlreichen Produktionen, mit einem Schwerpunkt auf Realisationen der Werke Berios an weltweit bedeutenden Konzerthäusern
seit 1999 Zusammenarbeit mit der Choreographin und Regisseurin Claudia Lichtblau
seit 2007 Professur für Elektroakustische Komposition an der Hochschule für Künste Bremen

Werkauswahl

Orpheus und Demokrit. Eine Klaviermusik mit Tonband (1997)
Three Salomonian Houses für Sopran, Flöte/Piccolo, Gitarre/Mandoline und Schlagzeug (1997)
Broken Consort für Ensemble mit Elektronik (1999)
Le poumon oxygène für Frauenstimme und Elektronik (2000)
Cutting Clouds für hohen Sopran (2001)
Thronlos für Akkordeon, E-Bass und Elektronik (2003)
Baskisches Mobile für Schlagquartett und Elektronik (2004)
Glanz und Zwielicht für Posaune und Elektronik (2006)
A Humming Drum für Bassflöte, große Trommel und Elektronik (2008)
Kerbholz für Oboe, Schlagzeug und Elektronik (2010)
Pendelnde Schatten für Altflöte und Elektronik (2010)
Knotenkunde für Klavier, zwei Keyboards und Elektronik (2012)
Gespinste für Orgel (2013)
Flugträume für Kontrabass und Elektronik (2014)
Springende Filze für Klavier mit Keyboards und Elektronik (2015)
Dünen mit Sanduhr für Gayageum und Janggu (2017)
Points (and less) für Männerstimme mit Elektronik (2019)

 

Webseite

(Stand: 19.01.2024)  | 
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