Die Forschungsergebnisse der vergangenen Jahrzehnte weisen auf deutliche Veränderungen in der biologischen Vielfalt der Meere hin: Viele Arten verlagern ihren Lebensraum, was zu neuen Interaktionen zwischen Arten in verschiedenen Lebensgemeinschaften führt. Gleichzeitig geht die Artenvielfalt global zurück. Diese Entwicklungen können nachteilig werden, da die biologische Vielfalt der Meere einzigartige und wichtige Dienstleistungen für die Gesellschaft erbringt. Daher ist eine wirksame und wissenschaftlich fundierte Politik zum Schutz der biologischen Vielfalt der Meere essenziell. Die Reaktion der biologischen Vielfalt auf den Klimawandel ist jedoch komplex, und Bewertungen werden durch die kurze Dauer der Beobachtungszeiträume erschwert, was die Trennung zwischen natürlicher Variabilität und klimabedingten Trends erschwert. Darüber hinaus erfordert eine wirksame Politik zum Schutz der biologischen Vielfalt im Meer nicht nur ein besseres Verständnis der Dynamik der biologischen Vielfalt, sondern auch neue Governance-Prozesse und Managementansätze, wie dynamische, klimagerechte Meeresschutzgebiete außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit. Entscheidend ist, dass eine solche Politik einen strukturierten Dialog und eine Kommunikation mit den Stakeholdergruppen erfordert, um den Austausch von Wissen und Entscheidungsbedarfen zu erleichtern und um die praktische Relevanz und die Übernahme wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten. 

Das interdisziplinäre Projekt AGELESS verfolgt drei Gesamtziele. Erstens soll der reichhaltige Fossilbestand mariner Planktongemeinschaften genutzt werden, um zu lernen, wie die marine Artenvielfalt in der Vergangenheit auf den Klimawandel reagiert hat. Daraufhin sollen Modelle entwickelt, getestet und genutzt werden, um vorherzusagen, wie der anthropogene Klimawandel die marinen Artengemeinschaften in der Zukunft verändern und verschieben könnte. Zweitens soll diese Forschung in praktisch anwendbare politische Maßnahmen umgesetzt werden, einschließlich wirksamer Instrumente und Verfahren zum Schutz der marinen Biodiversität. Und drittens soll dieses Projekt durch Wissenstransfer in Entscheidungsfindung und Governance eine Plattform bieten, die es erlaubt, die Nutzung von Informationen zur Biodiversität in der Vergangenheit bei der Bewertung aktueller und zukünftiger Biodiversitätsveränderungen, bei der Etablierung geeigneter Managementansätze sowie bei gezielten Governance-Optionen gemeinsam zu gestalten. 

AGELESS ist Teil des Clusters Biodiversität im Blauen Ozean (BBO). Das Projekt besteht aus fünf Arbeitspaketen (WP):

• WP1: Co-Design und -Evaluierung der Bewertung und Schutz der biologischen Vielfalt im offenen Ozean 
• WP2: Reflexive Governance der marinen Biodiversität 
• WP3: Verringerung der Unsicherheit vergangener Beobachtungen der marinen Biodiversität 
• WP4: Nutzung der Vergangenheit zur Vorhersage zukünftiger Veränderungen der marinen Biodiversität 
• WP5: Projektkoordination 

Die Ökologische Ökonomie befasst sich mit WP2: Reflexive Governance der marinen Biodiversität.

In WP2 wird eine vergleichende Analyse der Science-Policy Schnittstellen mehrerer Meeresschutz-Regime und Assessmentprozesse geleistet, die vergleichend angelegt und bislang in der Literatur nicht zu finden ist. Zudem leisten die Arbeiten in WP2 wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung von Schutzkonzepten für marine Biodiversität, die sowohl in der wissenschaftlichen Diskussion zu “Marine bzw. Ocean Governance” relevant sind, als auch für die weitere politische Diskussion. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen sowohl auf Basis von Expert*innen-Interviews als auch auf den Stakeholder-Dialogprozessen im Rahmen von WP 1 generiert werden. 

September 2024 – August 2027

Das AGELESS-Konsortium ist Teil des BBO-Clusters, das vom BMBF im Rahmen der Förderinitiative Biodiversität im Blauen Ozean gefördert wird.

University of Bremen

• MARUM Center for Marine Environmental Sciences 

Carl von Ossietzky University of Oldenburg

• Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM)
• Ökologische Ökonomie
• Helmholtz Institute for Functional Marine Biodiversity

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg