Abstracts

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Das Tier: Diskurse in Kunst- und Mediengeschichte

25.04.2018, 16-18 Uhr, A08 0-001
Dr. Silke Förschler (Kassel)
Parzelliert und Ästhetisiert: Auf den Spuren tierlicher Materialien in der Frühen Neuzeit


Darstellungen von exotischen Tieren changieren in der Frühen Neuzeit zwischen naturhistorischer Erkenntnisgenerierung und Ästhetisierung. Der Vortrag möchte ausgehend von dieser Beobachtung darlegen, welche Rolle hierbei tierlichen Materialien zukommt, die das tote und/oder parzellierte Tier voraussetzen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf das Ineinandergreifen von Ästhetik und Wissenschaft, bzw. von Bild und naturhistorischem Wissen. Aus der Perspektive der Human-Animal Studies ist eine weitere Relation im Fokus, nämlich wie das tote und/oder parzellierte Tier genutzt wird, um Lebendigkeit ins Bild zu setzen.


08.05.2018 (DIENSTAG!), 18-20 Uhr, A08 1-110
Anna-Theresa Kölczer, M.A. (Kassel)
Wie (uns) Einhorn und Eichhorn in die Falle gehen. Die Tierillustrationen zum „Buch der Natur“ Konrads von Megenberg zwischen Glaubens- und Lebenspraxis im Spätmittelalter

Das „Buch der Natur“ (1349/1350) des Regensburger Domherren Konrad von Megenberg (1309-1374) gilt im Allgemeinen als erste Naturkompilation des Mittelalters, die das klassisch-antike Naturwissen in deutscher Sprache überliefert und neben umfangreichen allegorischen/moraldidaktischen Interpretationen in den Tier- und Pflanzenkapiteln auch ‚autobiographische Anekdoten‘ wie ‚eigene Beobachtungen‘ aufweist. Der Vortrag widmet sich den heterogenen Tier-Mensch-Relationen der „Buch der Natur“-Bebilderung, um zu verdeutlichen, wie die spätmittelalterliche Naturkunde vom Begleitbuch für die Bibelexegese auf der Bildebene zu einem universellen (Natur-)Nachschlagewerk wird, das Tiere nicht mehr ausschließlich in ihrer sinnbildlichen Bedeutung für die christliche Glaubenspraxis, sondern als aktive Subjekte einer menschlichen Lebenspraxis sinnstiftend wahrnimmt.


23.05.2018, 16-18 Uhr, A08 0-001
Dr. des. Isabelle Schürch (Konstanz)
Von Hirschen, Pferden und Kentauren. Eine equine Impressionsgeschichte der „Neuen Welt“ (15. – 17. Jh)

1493 setzten Pferde zum ersten Mal ihre Hufe auf die aus europäischer Sicht neu entdeckte Welt der Karibik. Diese Erfahrung zeitigte nicht nur Konsequenzen für die indigene Bevölkerung, sondern auch für die spanischen Konquistadoren, die mesoamerikanischen Ökosysteme und die Pferde selbst. Die Erfahrung der Spanier, sich Gemeinschaften gegenüber zu finden, die weder Pferde noch ähnliche Vierbeiner dieser Größenordnung kannten, führte zu einer intensiven Mythenbildung gegenüber der eigenen Kulturpraxis des Reitens. Aus Sicht der indigenen Kommentatoren wiederum war man gezwungen, sich möglichst schnell auf ein Lebewesen einzustellen, das als Kampfeinheit und privilegierendes Reittier die eigenen hierarchischen Strukturen bedrohte.  Mit dem Begriff der «Impression» nähert sich der Vortrag dieser komplexen Mensch-Tier-Beziehung im Kontext der frühen Conquista an und skizziert, wie unterschiedliche europäische, karibische und mesoamerikanische narrative und visuelle Traditionen die Eroberungserfahrungen auf je eigene Weise bearbeiteten und sich im Verlaufe des 16. Jahrhunderts zu hybriden Kulturen des Visuellen vermischten.


06.06.2018, 16-18 Uhr, A08 0-001
Prof. Dr. Sabine Nessel (Berlin)
Wie sehen wir Tiere an? Mediale Tiere im Film und in den Schauanordnungen des Zoos


John Bergers Aufsatz „Warum sehen wir Tiere an?“ (1980) konstatiert einen kulturhistorischen Wandel im alltäglichen Verhältnis zwischen Mensch und Tier und gilt heute als einer der kanonischen Texte der Cultural Animal Studies. Ausgehend von Berger widmet sich die Vorlesung stattdessen der Frage, unter welchen Bedingungen wir Tiere anschauen. Unter welchen medialen und dispositiven Bedingungen finden unsere Blickwechsel mit Tieren statt?


20.06.2018, 16-18 Uhr, A08 0-001
Prof. Dr. Petra Lange-Berndt (Hamburg)
Animal Art: Posthumanistische Perspektiven auf Präparate


Aufgestellte Tiere sind heute fester Bestandteil zeitgenössischer Kunst. Seit 2000, parallel zum Aufstieg sozialer Medien und der neuen Handarbeitsbewegung, ist innerhalb einer neuen Generation von Künstler*innen ein verstärktes Interesse an biologischem Körperdesign zu verzeichnen. Dieser Vortrag wird den künstlerischen Umgang mit toten Tieren sowie posthumanistische Perspektiven auf Natur untersuchen, also traditionelle Konzeptionen des Menschseins zu überdenken. Anhand exemplarischer Praktiken - etwa von Mark Dion oder Tessa Farmer - sowie dem Krisentopos des Insektes möchte ich diskutieren, wie sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mit dem weiten Feld der Relation von Mensch und Tier auseinandersetzen. Wie wird Natur definiert, was für eine Art von Institutionskritik ist zu verzeichnen? Vor dem Hintergrund von Fragen nach der Funktion komplexer Ökosysteme sowie dem Verlassen einer anthropozentrischen Perspektive, wie sie etwa die letzte documenta aufgeworfen hat: Welche Relevanz besitzt die Kunst der Taxidermie für die Diskussion von Naturkonzepten im 21. Jahrhundert?


03.07.2018 (DIENSTAG!), 18-20 Uhr, A08 1-110
Prof. Dr. Jessica Ullrich (Münster)
Interspecies Art. Tiere als Ko-Autor*innen von Kunstwerken

Im Vortrag geht es um den Einsatz von lebenden Tieren in der Kunst seit den 1970er Jahren unter einem neuen Blickwinkel, der von der interdisziplinären Wissenschaft der Human-Animal Studies informiert ist. „Das Tier“ wird in den meisten kunsthistorischen Abhandlungen auf seine Funktion als Symbol, Metapher oder Vehikel für Bedeutung reduziert und bleibt damit bloße Repräsentation. Selbst wenn lebende Tiere Eingang in die Kunst finden, erschöpft sich ihre Funktion meist in ihrer Bildhaftigkeit. Tiere als aktive Mitgestalter*innen von Kunst wurden in der Kunstgeschichte bislang wenig beachtet. Im Vortrag sollen deshalb vor allem künstlerische Arbeiten vorgestellt werden, die in der direkten Auseinandersetzung mit Tieren entstanden sind und Tiere gewissermaßen zu Ko-Autor*innen von Kunstwerken machen. Es soll dabei die werkkonstituierende Rolle des beteiligten Tierindividuums in der Interaktion mit dem das Werk initiierenden Künstlerindividuum reflektiert und die sich wandelnde gesellschaftliche Einstellung nichtmenschlichen Tieren gegenüber untersucht werden.

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