Personen
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Ana-Alexandra von Bülow
Ana-Alexandra von Bülow, geb. Popescu lebt in Bad Homburg vor der Höhe und ist freiberuflich tätig, unter anderem als freie Journalistin, Musikwissenschaftlerin und Musikdozentin. Sie hat an der Hochschule für Musik in Ihrer Heimatstadt Bukarest (Rumänien) Musikwissenschaft, Klavier und Musikpädagogik studiert. In Deutschland war sie unter dem Namen Ana Popescu als freie Mitarbeiterin des Paul-Hindemith-Instituts und der Alten Oper Frankfurt dramaturgisch und publizistisch tätig. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb sie Musikkritiken, für Plattenfirmen CD Booklets. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main leitete sie das Presse- und Veranstaltungsbüro einige Jahre. Später gründete sie in Norddeutschland einen Verein zur Förderung von Kunst und Kultur. Auf Einladung des Deutschen Musikrats war Ana von Bülow 2001 Mitglied der Jury für Alte Musik in Hamburg für die Bewertung im 38. Bundeswettbewerb „Jugend Musiziert“. Seit 1998 hat sie an den Symposien des Instituts für Musik der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg mit musikwissenschaftlichen Beiträgen wiederholt teilgenommen.
DADA – postmodern , Zum Wort-Ton-Verhältnis in Aurel Stroes “4 Morgensternlieder” für Sopran, Saxophon und Percussion.
Der Beitrag untersucht die Botschaft, die gleichsam eine Metaebene bildet, die dem Zyklus entspringt. Die Wahl der Dichtung, die Humor und Sarkasmus auf subtile Weise verbindet, sowie Sens und Nonsens, Sprache und bloße Urlauten – wobei Christian Morgenstern als einen wahren Vorläufer der Dada-Bewegung angesehen werden kann – führt dazu, dass der Umgang damit im Prozeß der Vertonung Freiheiten zulässt, die letztlich der Ebene des Musikalischen den Vorrang gewähren. Dies geschieht auf den unterschiedlichsten Ebenen der musikalischen Form. Das Tragische hier wird vielmehr im Spannungsfeld zwischen der gewählten Thematik und dem biografischen Kontext um die Entstehung der Komposition deutlich.
Corneliu Dan Georgescu
Corneliu Dan Georgescu (geb. 1.01.1938 in Rumänien), Komponist, Ethnologe und Musikwissenschaftler, ist Autor symphonischer und elektronischer Musik, Opern-, Orgel- und Kammermusik meist als Zyklen gefasst (u.a. Atemporal Studies, Hommage to Mondrian, Hommage to Brancusi, Umriss für ein Fresko, Orbis, Jocuri, Transsilvanische Motive) sowie von Filmen und von Büchern und Studien zu Themen wie u.a. der Typologie der rumänischen Tanzmusik oder der karpatischen Alphornsignale, Musikarchetypen, syntaktische Flexibilität, melodische Systeme, Improvisation, das Schaffen Enescus oder anderer rumänischen Komponisten.
Forschungstätigkeit am "Institut für ethnologische und dialektologische Forschungen" und am Institut für Kunstgeschichte" in Bukarest, nach Umsiedlung nach Deutschland 1987 am "Internationalen Institut für traditionelle Musik" und an der Freien Universität in Berlin, Mitarbeit an den Enzyklopädien MGG, KDG, Grove. Stichworte zu seinem Schaffen: Kontemplation eines Archetyps, Ablehnung jeder Anekdotik, gezielte Monotonie bzw. atemporelle Musik, essenzialisierter Minimalismus, Neoprimitivismus, Neofolklorismus, Interesse für Malerei, Unabhängigkeit von Mode und Avantgarde. 1962-1987 Preise des rum. Komponistenverbandes und der rum. Akademie, 2013 Dr. h.c. der Kunstuniversität George Enescu von Jassy. www.corneliu-dan-georgescu.de/eu
Die Tragik der unlösbaren Widersprüche
Aurel Stroes “Durchblick ins Leere”
Wie es oft mit großen Persönlichkeiten geschieht, ist um Aurel Stroe in den letzten Jahren eine Art Mythos entstanden: Sein Name inspiriert einen fast mystischen Respekt, und jegliche kritische Bemerkung ist ausgeschlossen. Wie bekannt, ist er mit gewissen Begriffen wie ständige Innovation, Morphogenese, Katastrophentheorie, thermodynamische Gesetze, Inkommensurabilität der Stimmungsysteme usw. definitiv verbunden – der Komponist selbst hat sich über sein musikalisches Credo in dieser Hinsicht ausführlich geäußert. Manche von diesen Begriffen brauchen eine gewisse Initiierung, um richtig verstanden zu werden – das gehört auch zur geheimnisvollen Aura eines Mythos. Aber auch eine gewisse Begrenzung gehört dazu: denn andere wichtige Aspekte der Musik Stroes erhalten weniger Aufmerksamkeit im Vergleich zu den oben erwähnten Begriffen – Aspekte, über die er sich kaum geäußert hat – wie z.B. die Wirksamkeit der Klangfarben, die szenische Plastizität der „Musikpersonagen“, das Gleichgewicht der Musikstrukturen, die Form und Entfaltung bzw. Dramaturgie und allgemein, die Bedeutung und Expressivität.
Stroe selbst wollte, dass seine Musik vor allem einen rein kognitiven Wert hat, und lehnte Interpretationen ab, etwa dass sie archetypal, transzendental, rumänisch usw. sei. Eine Diskussion über die Tragik in seiner Musik hätte er gewiss ebenfalls für zweifelhaft gehalten. Umso mehr, als – auch wenn seit Aristoteles eine Poetik der Tragödie und seit Schelling eine Philosophie des Tragischen existiert [Szondi 1961:7] – eine eindeutige Theorie der Tragik in der Musik bis heute eine ungelöste Aufgabe bleibt.
Es ist üblich, die Idee des Implizierens der Tragik in der Musik aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Mit wenigen Ausnahmen beruht sie überwiegend auf Exkursen im Bereich der Literatur oder Biographik und bleibt somit auf eine gewisse Anekdotik begrenzt, die der Musik „vom außen“ hinzugefügt wird. Kann man aber auch den Klang „statt aus den Regeln der Natur oder der Gesellschaft aus seiner Eigenregelung heraus“ verstehen, seine Autonomie erkunden und über eine „Ontologie der Musik aus ästhetischer Vernunft“ sprechen? [Hendricks 2014:7].
Wenn es um Tragik bei Stroe geht, so wird selbstverständlich zunächst an seine von griechischen Tragödien inspirierten Opern gedacht. Man kann aber auch über „Tragödien in abstracto“ sprechen, über das Drama als Bezugsmodell musikalischer Form [Stollberg 2014:48], denn die Musik besitzt rein musikalische Mittel, um Kausalität, Entwicklung, Konflikte, Brüche usw. auszudrücken. Die in der instrumentalen Musik enthaltene Tragik zu analysieren, ist eine Aufgabe, die nicht nur viel schwieriger scheint, sondern sogar unrealisierbar sein dürfte. Dies zu versuchen ist aber viel spannender und kann einiges über die intime Bedeutung der Musik Stroes, die er selbst verschweigen wollte, besser erhellen.
Adalbert Grote
Adalbert Grote wurde 1957 geboren. Er studierte Musikpädagogik und Musikwissenschaft an der „Hochschule für Musik“ Köln, Universtät zu Köln, Freie und Technische Universität Berlin u. a. C. Dahlhaus, R. Stephan u. J. Kuckertz; Dissertation: „Studien zu Person und Werk des Wiener Komponisten und Lehrers Robert Fuchs“; Veröffentlichungen in: ÖMZ, Heine-Jahrbuch der Internationalen Heine-Gesellschaft, Festschrift Rudolph Stephan, Kongressberichte Bukarest 2009 und 2011, 2013, Festschrift Violeta Dinescu 2013; Zahlreiche Vorträge bei verschiedenen Institutionen in Europa und den USA, so u. a. National und International Conferences der „College Music Society of America“ (2005-2015), Alban-Berg-Festival Hannover 2007 und Internationales Symposium G. Enescu 2009/ 2011/ 2013 Bukarest; Guest Lecturer George-Mason-University, Fairfax/Washington D.C., VA, USA 2006/07; auf Einladung Teilnahme an der Konferenz des „Institutes for Music History Pedagogy“, Juilliard School, New York 2008; Referent beim Internationalen Symposion
„Zwischen den Zeiten“ 2009/10/11/12/13/14/15. Seit 2012 ständiger Autor beim
Symposium und der Schriftenreihe „Zwischen Zeiten“ an der Universität Oldenburg.
Seit 2013 referierendes Mitglied der „Tschaikowsky- Gesellschaft Deutschland“.
2015 Ernennung zum „Member of the Comitee for International Communication“ und
„Session Chair Staff“ der „College Music Society of America“.
Ästhetische und kompositorische Interrelationen im nationalen und internationalen Kontext - Aurel Stroes "Quintandre" (1984)
Musikalische Wegzehrung – Aurel Stroes „Quintandre“ (1984)
Ein Jahr, bevor Aurel Stroe 1985 einer Einladung zu Gastvorlesungen an der University of Illinois folgte und er sich danach in Mannheim niederließ, schrieb der Komponist sein Quintett „Quintandre“, das sich, wie zwei Jahre zuvor sein „Bläserquintett“ sowie die im Anschluss an „Quintandre“ entstandene „Nocturne“auf die für Stroe typische Suche nach neuen Klangmischungen und individuellen kompositorischen Konzeptionen begibt. „Quintandre“ ist ausdrücklich Edgar Varèse und dessen Werk „Octandre“ (1923) gewidmet. Varèses innovative Klangexperimente machten ihn zum Vordenker der elektronischen Musik,
mit der sich Stroe erstmals Ende der sechziger Jahren anlässlich eines Studienaufenthaltes in den USA auseinandersetzte. In einer Gegenüberstellung von „Quintandre“ und „Octandre“ wird sich das Referat ausführlich mit Stroes Verhältnis zu Varéses kompositorischen Neuerungen beschäftigen, sowie mit der Frage, ob bzw. inwiefern Stroes wenig beachtete
Komposition gleichermaßen nach neuen Klangpotenzialen sucht, die möglicherweise mit seinem aus Mathematik und Biologie abgeleiteten morphogenetischen Denken zusammenhängen. Hetero-und polyphone Implikationen könnten ebenfalls auf die rumänische Volksmusik oder auf eine Variante seines Komponierens mit unterschiedlichen Stimmungsystemen hinweisen.
Michael Heinemann
Michael Heinemann wurde 1959 geboren, studierte zunächst an der Musikhochschule Köln (Kirchenmusik, Orgel), dann in Köln, Bonn und Berlin Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Seit 2000 Professor für Musikgeschichte an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, 2010-2013 auch an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Veröffentlichungen insbesondere zur Bach-Rezeption und Robert Schumann (Mitherausgeber derSchumann-Briefedition) sowie zu einer philosophisch intendierten Musiktheorie.
Frisch und frei. Stroes Fischmusik (nicht nur nach Morgenstern).
Die scheinbar absurde „Vertonung“ von konkreter Poesie impliziert eine „zweite Semantik“, die weit mehr als in konventionellen Liedern und Gesängen auf Kon- und Paratexte rekurrieren muss, um die Intention von Komponist und Werk freizugeben. Denn weder ist es eine Unfähigkeit zur Sprache, noch eine Negation von Musik (als Durchstreichung im Sinne Heideggers), die Stroe veranlasst, auf diese Vorlagen zurückzugreifen, sondern der Versuch, etwas gegen Verzweiflung und Depression zu setzen, wenn politisches Handeln sinnlos und Schweigen unmöglich wird: Die "Stimme" des Fisches als vielfache Brechung eines Prinzips, "nichts" zu sagen, aber das besonders artikuliert...
Eva-Maria Houben
Eva-Maria Houben, geboren 1955 in Rheinberg am Niederrhein; Studium an der Folkwang-Hochschule für Musik Essen (Schulmusik, Künstlerische Abschlussprüfung), Orgel bei Gisbert Schneider. Promotion und Habilitation ander Gerhard-Mercator-Universität Duisburg bei Norbert Linke. Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Gymnasien, Lehraufträge für Musikwissenschaft an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. 1993 Berufung als Professorin an das Institut für
Musik und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dortmund. Schwerpunkte ihrer Forschung und Lehre sind die Musiktheorie und die Neue Musik. Eva-Maria Houben ist verbunden mit der Wandelweiser-Komponistengruppe. In der Edition Wandelweiser (Haan) werden ihre Kompositionen verlegt, ihre CDs publiziert.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur neuen Musik, u. a. zu Adriana Hölszky, Violeta
Dinescu, Hans-Joachim Hespos, zum Wandelweiser Komponisten-Ensemble
(MusikDenken, Antoine Beuger, Jürg Frey).
Aurel Stroes “3. Klaviersonate (en palimpseste)" – vor dem Hintergrund eines symbol- und metapherntheoretischen Ansatzes.
Klänge und Klangverbindungen im Prozess können Lebensvorgängen ähnlich werden, ohne diese abzubilden. Lässt sich das so sagen? Und was leistet hier der Begriff der Analogie?Wenn – wie Aurel Stroe in einem Komponisten-Porträt an der TU Dortmund (10./11.04.2002) sagte – die „Tragödie […] nicht dargestellt [wird]“, sondern „sich wirklich als Tragödie der Form selbst [ereignet]“, wäre eine Sprache zu finden, welche das „Hinausweisen“ der musikalischen Strukturen und Prozesse auf „Strukturen, Zusammenhänge, das heißt: auf Wirklichkeiten und Möglichkeiten um uns und in uns selbst“ (Helmut Lachenmann) einzufangen in der Lage ist. Der Vortrag widmet sich den Möglichkeiten des „metaphorisch-übertragenden Denkens“, u. a. dargestellt von Simone Mahrenholz (im Anschluss an die Symboltheorie Nelson Goodmans), und bezieht neben der Strukturanalogie vor allem auch die musikalische Praxis mit ein, die den Prozess der Begegnungen der Ausführenden und die musikalische Aufführungssituation reflektiert.
Monika Jäger
Monika Jäger, geboren 1971 in Krefeld; Studium Musik und Sozialwissenschaften an der Uni Wuppertal und TU Dortmund; Zweites Staatsexamen Lehramt am Studienseminar Münster; Studienrätin für Musik und Sozialwissenschaften am Anna-Freud-Oberstufenzentrum Berlin; 2001/2003/2011 Teilnahme am George-Enescu-Symposium Bukarest; 2008 Promotion „Das kompositorische Werk von Dinu Lipatti als Teil der europäischen Moderne“ (TU Dortmund); musikdidaktische Schwerpunkte u.a.: Zeitgenössische osteuropäische Musik, gesellschaftliche Funktionen von Musik, Szenische Interpretation, individualisierende und doppeldidaktische Konzepte.
Aurel Stroe: J.S.Bach – Sound Introspection (1986/87)
Aurel Stroe bezeichnet seine Version der 14 Kanons BWV 1087 als „Sound Introspection“, eine Selbstbeobachtung, einen Blick ins Innere des Klangs. „Ist eine Innenansicht etwas anderes als die Analyse äußerer Kennzeichen?“„Klingt das noch nach Bach? (Und wenn ja, wäre das von Bedeutung?)“ Anhand der Komposition und Äußerungen von und über Stroe reflektieren die Schülerinnen und Schüler eines Grundkurses Musik (12.Jg.) über Ausdruckskraft, Verfahren und Ziele der Bearbeitung von Kompositionen und über das, was vom Original bleibt.
Martin Kowalewski
Martin Kowalewski wurde 1976 in Bremen geboren. Er studierte zunächst in Hamburg und dann Oldenburg Philosophie, Psychologie und Germanistik. Beruflich arbeitet er als freier Journalist. Seine Dissertation zum Thema „Raum in der Musik“ liefert den Raumbegriffen der Musik eine philosophische Grundlage. Zudem wird die besondere Nutzung der Räumlichkeit durch heterophone Kompositionsweisen nahe beleuchtet. Die Arbeit ist bereits verteidigt. Die Veröffentlichung steht unmittelbar bevor.
Phänomenologische Aspekte des Tragischen in der Musik von Aurel Stroe
Der Begriff des Tragischen verweist auf Handlungszusammenhänge, kann sich in diesen aber auch auf eine existenzielle Situation des unschuldigen aber unrettbaren Individuums beziehen. In meiner Untersuchung begreife ich die Ordnung von Phänomenen der Musik als Analogon zu einer existenziellen Erfahrung, um das Tragische als eine entscheidende Kategorie für das Verständnis von Prairie, Prières (Prärie, Gebet) aufzuzeigen. Stroe schreibt das Werk während eines einjährigen Gastaufenthaltes in Illinois. In dieser Zeit macht er lange Spaziergänge. Die endlose Weite der Kornfelder irritiert ihn eines Tages tief. Dann sieht er eine Hütte. Gesang dringt aus dieser heraus. Eine Gruppe von Gläubigen singt. Diese Szene gilt als Grundlage der Komposition. Stroe komponiert nach intellektuellen Konzepten. Er hat sich unter anderem mit der Thermodynamik und der Katastrophentheorie beschäftigt. Die Thermodynamik sieht ein – für Menschen tragisches – Ende des Universums in der Gleichverteilung der Materie (Wärmetod) kommen, dem wahrscheinlichsten aller Zustände. Ludwig Boltzmann stellt die These auf, das Universum befände sich schon in diesem Zustand, weise aber Ausnahmen auf. Eine Wiese im Wind kann sehr chaotische aber auch homogene Bewegungsmuster erzeugen. Möglicherweise ist sie Ausgangspunkt eines Katastrophenszenarios. Da kann viel passieren und auch in seiner Komposition gibt Stroe dem Zufall viel Raum, genauer gesagt den Interpreten. Der erscheint zunächst als Stabilisator, der aber im hektischen Geschehen des großen Orchesters unterzugehen droht. Ohne Freiheit des Handelns bietet er Tonzentren für ein komplexeres Geschehen. Schließlich braucht er drei Instrumente gleichzeitig, um seinem Umfeld zu genügen.
Laura Manolache
Laura Manolache wurde 1959 in Bukarest/Rumänien geboren. Sie studierte Musikwissenschaften (1978-1982) und Komposition (1997-2002) an der Musikuniversität Bukarest. Teilnahme an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt (1990), DAAD-Jahresstipendiatin (Köln 1992-1993; Osnabrück 1999, 2003), sowie Stipendiatin der rumänischen Akademie – Stiftung der Familie Menahem H. Elias (Wien 1996). Ab 1991 Dozentin an der Nationalen Musikuniversität Bukarest, wo sie 1995 promovierte. 2006-2012 war sie auch Leiterin des „George Enescu“ National Museums Bukarest. Als Komponistin hat sie zahlreiche Werke unterschiedlicher Gattungen geschrieben, die mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet und auch veröffentlicht wurden. Ihre Musik wurde sowohl in Rumänien als auch in verschiedenen anderen europäischen Ländern, in USA und Japan aufgeführt. Zu ihren musikwissenschaftlichen Veröffentlichungen gehören: George Enescu. Interviews (I. Auflage in 2 Bände: 1988, 1991 – Preis des Rumänischen Komponistenverbandes, 1988; II. Auflage: 2005), Dämmerung des tonalen Zeitalters (2001 – Preis der Rumänischen Akademie), Sechs Bilder rumänischer Komponisten (2002), Theodor Rogalski (2006).
Aurel Stroe – Das Kunstwerk als Spiegel der Welt.
Der Künstler – mit weitem geistigem Horizont – bemerkte relativ schnell dass, durch die Vermittlung von Tonsprache, sowohl kohärente Ideen und persönliche Optionen zu Themen & Debatte allgemeinem Interesse, als auch Aussichten für die Betrachtung und das Verständnis der Welt formuliert werden können. So hat Anfang 60 Stroe erfahren, unter anderem, die Gültigkeit des Satzes "Musik ist Klangarchitektur". Diesbezüglich hat er ein Computerprogramm – MUSGENER – entwickelt, das in der Berechnung der Strukturgestalt mehrerer Stücke verwendet wurde. Darunter Arcade (1962), acht Tongewölbe von erstaunlicher Schönheit, die aus der Basis von der Fibonacci-Reihe und den Goldenen Schnitt modelliert und von 11 Instrumentengruppen vertont sind. Es ist ein Beispiel für die erfolgreiche Benutzung der Wissenschaft als Instrument der zeitgenössischen Tonkunst.
Sorin Petrescu
Sorin Petrescu wurde 1959 in Timisoara geboren. Er ist Absolvent der Musikhochschule in Bukarest und seit 1986 Solopianist der Philharmonie Timisoara, mehrfacher Preisträger des Nationalen Wettbewerbs der Rumänischen Berufsmusiker und Preisträger der Rumänischen Musikkritik (1989). Staatspreis der Rumänischen Komponistenvereinigung (1990), zweiter Preis des Klavierwettbewerbes in Mazara (1993). Schallplattenaufnahmen. Neben seinem Engagement beim Trio Contraste spielt er als Solist mit verschiedenen europäischen Orchestern.
Roberto Reale
Roberto Reale wurde 1974 in Hannover geboren. Er studierte zunächst Gartenbauwissenschaften an der Universität Hannover und schloss das Studium im Jahr 2000 mit dem Diplom ab. 2001 begann er sein Magisterstudium der Musik und Anglistik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Ein Schwerpunkt seiner musikalischen Ausbildung war der Kompositionsunterricht bei Frau Prof. Violeta Dinescu. Neben seinem Studium war er mit der musikalischen Gestaltung verschiedener Theaterproduktionen an der Landesbühne Wilhelmshaven, dem Landestheater in Detmold und dem Theater der jungen Welt in Leipzig tätig. Seit 2004 wirkt er bei der Organisation und Dokumentation des Oldenburger Komponisten-Colloquiums mit und seit 2006 ebenso bei dem jährlich stattfindenden Zwischen Zeiten Symposium in Oldenburg. Im Frühjahr 2010 schloss er sein Musikstudium (Magister Musikwissenschaften) in Oldenburg mit Auszeichnung ab. Seit Oktober 2010 ist Roberto Reale wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musik in Oldenburg und promoviert bei Prof. Violeta Dinescu und Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh zum Thema „Elemente musikalischer Klage in der Oper Œdipe von George Enescu“.
Ulrike J. Sienknecht
Ulrike J. Sienknecht, geboren 1966 in Hamburg, Studium der Biologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften in Hamburg. Staatsexamen ("Das Phänomen der Speziation in der Gattung Orestias VAL.1839"), Universität Hamburg, 1992. Promotion in Biologie (Universität Hamburg, 1999) und wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten: Hamburg (1990-1999), TU München (2000-2004) und Purdue University, USA (2004-2010). Zahlreiche oft mehrmonatige Forschungsaufenthalte im Ausland (zwischen 1991 und 2004), darunter Chile, Bolivien, Argentinien, Philippinen, Thailand, Spanien, USA und Australien. Seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit dem selbstständig vertretenen Forschungsschwerpunkt Entwicklungsbiologie und Evolution.
Eine Annäherung an die morphogenetische Musik von Aurel Stroe.
Aurel Stroe bezeichnet seine Musik als 'morphogenetisch' in Anlehnung an die mathematische 'Theorie der Morphogenese' von René Thom (1972). Morphogenese beschreibt strukturelle Veränderung, die zur Bildung der Gestalt während der Entwicklung eines Organismus‘ führen. Darauf reflektierend stellt sich Thoms Theorie dem Problem, wie sich aus einem homogenen topologischen System diskrete Formen entwickeln können. Er definiert elementare Katastrophen, um zu beschreiben, welche Veränderung der Struktur eines Systems dazu führen können, dass entlang einer kontinuierlichen 'morphogenetischen Landschaft' diskontinuierliche Effekte auftreten. Analog dazu, interessiert Stroe die Frage, wie ein fundamentaler Umbruch in die Bildung von etwas Neuem übergeleitet werden kann. Im übertragenen Sinne, wie es möglich ist, von einem geschlossenen zu einem offenen System zu gelangen. Auf die Orestie-Tragödie übertragen geht es um die sich selbstorganisierende Entwicklung von der 'geschlossenen Burg Argos', über den Zusammenbruch der Polis und das zentrale tragische Moment, den Tyrannenmord, bis hin zur neuen Polis-Demokratie. Stroe setzt verschiedene inkompatible Tonsysteme ein, um so durch das Komponieren mit mehreren inkommensurablen Stimmungssystemen zu Transformationen im Verlauf eines Stückes zu kommen, wie z.B. in seinem Klarinettenkonzert (1974-75). Er nutzt eine Technik des gesteuerten Zufalls, um Brüche und Transformationen zu generieren. Auf diese Weise experimentiert Stroe mit dem dahinterstehenden Interesse musikalisch zu erkunden, was aus einem Zerfall neu entstehen kann. Die Gedanken Stroes zu morphogenetischen Entwicklungen aufgreifend, möchten wir hier, in Anlehnung an Elemente seiner Musik, die biologische Morphogenese neu beleuchten. Im Zentrum sollen Beispiele der natürlichen morphogenetischen Selbstorganisation stehen. Solche morphogenetischen Prozesse finden zwar während der embryonalen Entwicklung eines jeden Organismus‘ statt, sind aber dennoch bei weitem nicht vollständig verstanden, sondern Gegenstand aktueller Forschung. Inspiriert durch Stroes Werk wollen wir uns auf die Suche machen, analog im biologischen System fundamentale Ereignisse zu identifizieren, wie 'elementare Katastrophen' und 'tragische Dilemmata'. Dabei ist unsere auch in die Zukunft gerichtete Intention, zu schauen, ob sich eine inspirierende Atmosphäre schaffen lässt. Eine Atmosphäre, die helfen könnte, durch die austauschend suchende Verbindung musikalischer und naturwissenschaftlicher Perspektiven, eventuell weiter neu zu untersuchende Fragen herauszukristallisieren (idealerweise in beide Richtungen). Somit möchten wir die Idee Stroes aufnehmen und fragen, ob sich durch eine wechselseitige Öffnung eventuell andere Aspekte erkennen lassen. Aspekte, die andernfalls vielleicht in fachlich eingeschränkter Blickweise im Verborgenen bleiben würden.
Michael Sukale
Michael Sukale wurde 1940 in Berlin geboren. Er studierte Geschichte, Psychologie und Soziologie in Freiburg und Mannheim (dort 1966 Diplomsoziologe) und Logik und Philosophie in Stanford, USA (dort 1971 Ph.D.). Nach einer mehr als zehnjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit in Princeton, Chicago, Washington, Jerusalem und Paris als Assistant Professor, Associate Professor und Senior Lecturer kehrte er 1980 nach Deutschland zurück, habilitierte sich in Mannheim 1984 für Philosophie und Wissenschaftslehre und lehrte als Lehrstuhlvertreter, Gastprofessor oder Lehrbeauftragter in Mannheim (1980/81 und 1989/91), Düsseldorf (1982/85), Konstanz (1985/87), Genf (1987), Bamberg (1990/191) und Leipzig (1990/1991). Seit 1992 war er Professor für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaften an der Universität Oldenburg und ist nunmehr emeritiert.
Tragik? Bemerkungen zu einem schwierigen Problem.
Nach einer sehr kurzen Erinnerung daran, was die griechische Tragödie war und wie sie sich entwickelt hat, wird die Frage aufgeworfen werden, wie sich Tragik und Musik verbinden lässt und ob es „tragische Musik“ überhaupt geben kann. Um ein möglichst lebendiges (Streit)-Gespräch auszulösen wird der Vortragende vor ausgefallenen Behauptungen nicht zurückschrecken.
Nicolae Teodoreanu
Nicolae Teodoreanu, Komponist und Musikethnologe, geboren 1962 in Bukarest; Kompositionsstudium an der Nationalen Musikuniversität und Promotion an der Musikhochschule in Cluj. Seit 1990 arbeitet er als Musikethnologe im Institut für Ethnographie und Volkskunde "Constantin Brăiloiu" in Bukarest und bekam Lehraufträge an Musikhochschulen Rumäniens. Zwischen 1994 und 2013 erhielt er mehrere Stipendien für Komposition und musikethnologische Forschung in Deutschland, Österreich, Rumänien. Seine Musik wurde in Rumänien, Deutschland, Österreich und Frankreich aufgeführt und seine Artikel in Bereich der Musikethnologie und Musiktheorie sind in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht worden. Seine kompositorische und musikwissenschaftliche Tätigkeit bedeutet ein Versuch die psycho-kulturellen Grundlagen der Musik, sowohl auf stilistisch-musikalischer Ebene als auch auf der akustischen, zu erforschen. Zweck seines Komponierens ist die Integration in der modernen Tonsetzung einiger Elementen aus verschiedenen musikalischen Traditionen wie europäische Folklore, außereuropäische und byzantinische Musik.
Aspekte der von Alain Daniélou theoretisierten Tonsysteme
übernommen in der Musik von Aurel Stroe
Manchen Kompositionen von Aurel Stroe basieren auf Alain Daniélous Spekulationen über Tonsysteme, die ihrerseits auf der bereits von Alexander John Ellis am Ende des 19. Jahrhunderts widergelegten Natürlichkeit der Tonskalen gründen. Trotz der strittigen Prämissen, die unzureichend gestützte Wahrnehmungstheorien voraussetzen, entwickelte Daniélou eine erstaunliche zahlensymbolische Musiktheorie (im Rahmen von Untersuchungen mit Methoden der vergleichenden Musikwissenschaft), die eine nicht weniger faszinierende Musik Stroes veranlasst. Stroes Anschauung über eine Inkommensurabilität der „Stimmungssysteme" zielt allerdings eher auf ontologische Fragen als auf die Lösung grammatisch-formeller Probleme
Karl-Ernst Went
Karl-Ernst Went, geboren 1952. Studium der evangelischen Theologie in Wuppertal und Göttingen sowie der Musik in Hannover mit den instrumentalen Hauptfächern Klavier und Cembalo. Für beide Studiengänge Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Feste Zusammenarbeit mit verschiedenen Orchestern für alte Musik. Kurstätigkeit im In- und Ausland. Mehr als zehn Jahre lang Mitglied des Ensembles „Hamburger Ratsmusik“: zahlreiche Auftritte in den alten und neuen Bundesländern, etwa beim Göttinger Händelfest und beim Fränkischen Musiksommer. Regelmäßige CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen. Mitwirkung bei Oratorienaufführungen im In- und Ausland. Lehrauftrag an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg für Cembalo und Generalbass. Jahrzehntelange Arbeit an der dortigen Bibliothek im wissenschaftlichen Dienst. Zunehmende Beschäftigung mit eigenem Komponieren.
Silke Wulf
Silke Wulf studierte Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität zu Köln. Während des Studiums war sie am Thomas Institut (Forschungsinstitut für mittelalterliche Philosophie) und am Schauspiel Bonn (Tontechnik und Regieassistenz) beschäftigt. Die in Oldenburg getätigte Promotion zum Thema „Zeit der Musik“ in den Schriften des Augustinus hat mehrere Auszeichnungen bekommen. Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Bremen. Lehraufträge an der Alanus Hochschule, Bonn und der Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues; Gastdozentur in Portugal. Forschungsschwerpunkt: Musikphilosophie und ästhetische Bildung.