Wie werden wir in Zukunft medizinisch versorgt?
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Wie werden wir in Zukunft medizinisch versorgt?
Wie werden wir in Zukunft medizinisch versorgt?
Dem Gesundheitssystem stehen große Veränderungen bevor, sagt Hans Gerd Nothwang, Dekan der Fakultät Medizin und Gesundheitswissenschaften. Er ist überzeugt: Digitalisierung wird diese Veränderungen maßgeblich beeinflussen.
„Uns steht eine gigantische Transformation des Gesundheitssystems bevor. Ärztliche Leistungen werden an deutlich weniger Standorten als bisher konzentriert sein, mehr Behandlungen werden ambulant stattfinden. Darauf weisen alle Entwicklungen und Krankenhausreformpläne hin. Anders geht es auch nicht, denn das medizinische Personal wird weiterhin immer knapper und nur so lässt sich die bedarfsgerechte Versorgungsqualität sichern. Was bringt ein Krankenhaus, in dem niemand arbeitet oder der entsprechende Eingriff keine Routine darstellt? Eine Zentralisierung bedeutet zwar weitere Wege für Menschen – meist aus dem ländlichen Raum –, hat aber auch Vorteile für Patientinnen und Patienten: Die Expertise wird an den verbleibenden Standorten gebündelt, auch die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen gehören dort zur Routine.
Die Digitalisierung der Gesundheitsbranche wird diese Transformation ebenfalls prägen. Bei jeder Ärztin die Krankheitsgeschichte von vorn erzählen? Das ist nicht mehr nötig, wenn Untersuchungsergebnisse, Informationen über Medikamente und frühere Erkrankungen auf der Krankenkassenkarte oder in einer App gespeichert sind. Selbst über diese Daten zu verfügen, verleiht Patientinnen und Patienten eine neue Autonomie. Ich glaube, schon innerhalb der nächsten fünf Jahre werden wir zum Beispiel erleben, dass unser Smartphone uns im Falle eines Krankenhausaufenthalts vorher darüber informiert, was wir mitbringen müssen, uns während unseres Aufenthalts zu notwendigen Untersuchungen navigiert und anschließend die Ergebnisse empfängt. Die Hoffnung: Das medizinische Fachpersonal wird etwa durch die digitale Krankenakte im Vorfeld viel mehr über die Patientinnen und Patienten wissen, sodass insgesamt mehr Zeit für Kommunikation bleibt.“
Aufgeschrieben von Sonja Niemann