Pädagogik und Didaktik der Emotionalen und Sozialen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse
Pädagogik und Didaktik der Emotionalen und Sozialen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse
Forschungsprojekte der Fachgruppe
Die Forschungsschwerpunkte der Fachgruppe „Pädagogik und Didaktik der Emotionalen und Sozialen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse“ fokussieren die fachliche Auseinandersetzung mit Desintegrationsprozessen in Zeiten der Inklusion sowie verstehenden wissenschaftlichen Zugängen zu maladaptiven Verhaltensweisen - stets bezogen auf Menschen mit Beeinträchtigungen in der emotionalen und sozialen Entwicklung und in den Bereichen Erziehung, Bildung, Beratung und Re-Habilitation.
Alle Forschungsprojekte reichen von qualitativen Einzelfallstudien über Evaluationsforschung bis hin zur Implementationsforschung.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Einblick in einige unser aktuell laufenden Forschungsprojekte geben.
Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehung bei Schüler*innen mit externalisierenden und internalisierenden Verhaltensproblemen (SLB-ESE)
Eine tragfähige Schüler-Lehrer-Beziehung (SLB) stellt eine grundlegende „[...] Voraussetzung für wirkungsvolles pädagogisches Handeln [...]“ (KMK, 2000, S. 56) im schulischen Arbeitsfeld des Förderschwerpunktes der emotionalen und sozialen Entwicklung dar. Des Weiteren bildet die Weiterentwicklung der Fähigkeiten emotionalen Erlebens und sozialen Handelns und explizit die Stärkung der Beziehungsfähigkeit der Schüler*innen einen wesentlicher Aufgabenbereich sonderpädagogischer Förderung bzw. Auftrag pädagogischen Handelns im schulischen Arbeitsfeld des Förderschwerpunktes der emotionalen und sozialen Entwicklung (KMK, 2000). Übergeordnet unterstreichen eine Vielzahl empirischer Studien aus dem englischen Sprachraum, dass die positive Gestaltung der Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehung einen bedeutsamen Einfluss auf das akademische Lernen (z. B. Pianta & Hamre, 2001; Howes et al., 2008; Roorda, Jak, Zee & Koomen, 2017), die schulischen Leistungen (z. B. Baker, 2006; Hughe, 2012), die sozial-emotionale Entwicklung (z. B. Curby, Brock & Hamre, 2013; Hamre & Pianta, 2001; Roorda et al., 2011; Roorda et al., 2017; Obsuth et al., 2017), das schulische Wohlbefinden der Schüler*innen (Tain, Tain & Huebner, 2016) sowie die Berufszufriedenheit und psychische Gesundheit von Lehrkräften (z. B. Aldrup, Klusmann & Ludkte, 2017; Aldrup et al., 2018; Spilt, Koomen & Thijs, 2011) einnimmt. Andererseits korreliert eine konfliktreiche SLB mit Lern- und Verhaltensproblemen sowie schulischem Dropout (z.B. Lei, Cui & Chiu, 2016; Roorda et al., 2017). Hinsichtlich der Entwicklung der Qualität der SLB über die Zeit und der Rolle von Verhaltensproblemen auf Schüler*innenseite weisen Studienbefunde auf differenzielle Effekte externalisierender und internalisierender Verhaltensprobleme (Roorda, Verschueren, Vancraeyveldt, Van Craeyevelt & Colpin, 2014) sowie Unterschiede zwischen Allgemeiner Schule und Förderschule (Breeman et al., 2015) hin.
Im deutschen Sprachraum und insbesondere im Kontext externalisierender und internalisierender Verhaltensprobleme bleibt die empirische Analyse dieser Zusammenhänge sowie der Entwicklung bzw. Adaption und Evaluation beziehungsförderlicher Interventionen weitestgehend aus (Bolz, Wittrock & Koglin, 2019).
Das Projekt geht vor diesem Hintergrund unter anderen folgende Leitfragen nach:
- Wie kann die Qualität der SLB (bei Schüler*innen mit Verhaltensproblemen) deutschsprachig aus verschiedenen Perspektiven erfasst werden?
- Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der SLB und Outcomes auf Schüler*innen und Lehrer*innenebene?
- Wie nehmen Schüler*innen und Lehrkräfte die SLB wahr?
- Welchen Einfluss haben Bindungsrepräsentationen auf den Outcome von Schüler*innen und Lehrkräften?
- Wie wirken beziehungsförderliche Interventionen auf die SLB und Outcomes auf Schüler*innen- und Lehrkrafteben?
Projektteam: Tijs Bolz und Prof. Dr. Ute Koglin
Kooperationsprojekt mit: Dr.‘ Tatjana Leidig, Meike Vösgen, Janik Nitz, Prof. Dr. Thomas Hennemann (Universität zu Köln) Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal), Prof.‘ Dr.‘ Helma Koomen (Universität Amsterdam)
Bisherige Projektpublikationen:
Bolz, T., Wittrock, M. & Koglin, U. (2019). Schüler-Lehrer-Beziehung aus bindungstheoretischer Perspektive im Förderschwerpunkt der emotionalen und sozialen Entwicklung. Zeitschrift für Heilpädagogik. 560-571.
Bolz, T. & Koglin, U. (2020). Unsichere Bindung und aggressives Verhalten von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf der Emotionalen und sozialen Entwicklung. Empirische Sonderpädagogik. 3, 175-192.
Bolz, T. & Wittrock, M. (2020). Unsichere Bindungsrepräsentationen und psychosoziale Auffälligkeiten von Schüler*innen an Förderschulen mit dem Schwerpunkt der Emotionalen und Sozialen Entwicklung. Wissenschaftliche Jahreszeitschrift Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) in der Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstörungen, 2, 122-134.
Leidig, T., Bolz, T., Niemeier, É., Nitz, J. & Casale, G. (2021). Erfassung der Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehung - ein Überblick über Erhebungsverfahren und -instrumente für die (sonder-)pädagogische Forschung und Praxis. Wissenschaftliche Jahreszeitschrift Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) in der Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstörungen, 3, 30-52.
Bolz, T. (2021). Beziehung als Grundlage der Pädagogik bei Verhaltensstörungen?!. In H. Ricking, T. Bolz, B. Rieß & M. Wittrock (Hrsg.), Prävention und Intervention bei Verhaltensstörungen. Gestufte Hilfen in der schulischen Inklusion (S. 128 – 143). Stuttgart: Kohlhammer.
Bolz, T. (2021). Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehung aus bindungstheoretischer Perspektiver im Förderschwerpunkt der Emotionalen und Sozialen Entwicklung. (Dissertationsschrift)
Förderung: Eigenmittel, Mittel der Marius Eriksen-Stiftung Oldenburg sowie geplante Beantragung von Fördermitteln