Infoseite Crassula helmsii (Nadelkraut)

Hier erfahren Sie mehr über das Nadelkraut. Wie sieht es aus, wie wirkt es sich auf die Umwelt aus, was kann man tun, um einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken?

Infoseite Crassula helmsii (Nadelkraut)

Wie sieht das Nadelkraut aus?

Das Nadelkraut ist eine zierliche bis zu 15 cm hohe immergrüne Pflanze. Die Blätter sind schmal, lanzettlich und kreuzgegenständig, das heißt es stehen immer zwei Blätter gegenüber und das nächste Blattpaar ist um 90° versetzt. Der Stängel ist rund und wenig bis nicht verzweigt. Die Blattpaare sind an der Basis miteinander Verwachsen und an der Basis jedes Blattpaares können zudem neue Wurzeln gebildet werden. In der Blattachsel entspringen die gestielten Blüten, diese haben vier weiße Blütenblätter. Die Blütezeit ist von August bis September. Es können pro Blüte 2-5 Samen gebildet werden, diese sind braun, oval und mit einer Größe von 0,5 mm recht unscheinbar.

Wo kommt das Nadelkraut ursprünglich her? Wo findet man es?

Die ursprünglich aus Neuseeland stammende Pflanze wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa importiert. Das Nadelkraut wird im Gartenbau und in der Aquaristik verwendet, dort ist es unter den Synonymen Tillaea helmsii, Bullardia recurva oder Crassula recurva alternativ auch als „Gekrümmtes Nadelkraut“ käuflich zu erwerben. In einigen Ländern der Europäischen Union, darunter Großbritannien, ist der Handel mit Crassula helmsii verboten. Dort breitet sich das Nadelkraut seit den 1970er Jahren aus und ist heute dort ein enormes ökologisches Problem. Darüber hinaus ist es in zehn weiteren Ländern der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland zu finden.

In Deutschland wurde das Nadelkraut erstmals 1981 im Pfälzerwald in freier Natur gesichtet. Seit Anfang der 2000er Jahre ist es auf Norderney im Südstrandpolder und auf den Meiereiwiesen zu finden. Im Oktober 2017 wurde ein Vorkommen auf der Insel Wangerooge bestätigt.  

Finden kann man das Nadelkraut an Gewässerrändern und in Gewässern. Dabei ist es eher an seichten und unbeschatteten Stellen in Still- und Fließgewässern zu finden. Süßwasserstandorte werden bevorzugt, aber auch an Brackwasserstandorten kann die Art auf Norderney gefunden werden.

Meiereiwiesen Südstrandpolder

In ihren Ursprungshabitaten findet man das Nadelkraut auf der neuseeländischen Südinsel an steinigen Küsten und Stränden sowie im Tiefland in flachen Gewässern, an Kiesbänken oder feuchten Stellen. Diese Standorte sind für gewöhnlich schattig und immer in der Nähe von Süßwasser.

Wie verbreitet sich das Nadelkraut?

Das Nadelkraut verbreitet sich über kleinste Pflanzenbruchstücke aus denen eine komplette neue Pflanze wachsen kann. Diese Bruchstücke werden über das Fell von Wildtieren, dem Gefieder von Vögeln oder über Bewegung in Gewässern an neue Orte transportiert. Auch aus Wurzelresten können neue Pflanzen gebildet werden. Außerdem hat das Nadelkraut eine hohe Samenproduktion von bis zu 70.000 Samen pro Quadratmeter. Die Samen können ebenfalls über die oben erwähnten Möglichkeiten neue Standorte erreichen.  

Trittsiegel von Wildtieren Trittsiegel eines Pferdes

Wie wirkt das Nadelkraut auf seine Umwelt? Was heißt das für den Naturschutz?

Das Nadelkraut gefährdet nachweislich die Artenvielfalt, dies gilt nicht nur für andere Pflanzen, sondern auch für Amphibien, Wirbellose und Vögel. Außerdem wächst das Nadelkraut schnell und bildet Flächen auf denen nur wenige bis keine anderen Pflanzenarten mehr vorkommen. Diese zum Teil schwimmenden Rasen haben zur Folge, dass vorhandene Strukturen verloren gehen und so der Lebensraum von Tieren und Pflanzen verloren geht. Das Bundesamt für Naturschutz kommt in seiner durchgeführten naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung zu dem Ergebnis, das Nadelkraut als „invasive Art“ einzustufen.

Diese Einstufung hat zur Folge, dass das Nadelkraut auf der Schwarzen-Liste des Bundesamtes für Naturschutz gelistet wird. Für den Umgang mit dem Nadelkraut heißt das wiederrum, dass § 40 Abs. (3) des Bundesnaturschutzgesetzes in dem es heißt „dass geeignete Maßnahmen, um neu auftretende Tiere und Pflanzen invasiver Arten zu beseitigen oder deren Ausbreitung zu verhindern, unverzüglich zu ergreifen sind“ beachtet werden muss.

Kann man das Nadelkraut mit einheimischen Pflanzen verwechseln?

Ja, die Möglichkeit besteht. Es gibt zwei Arten mit denen das Nadelkraut verwechselt werden kann.

Die eine ist der Sumpfwasserstern (Callitriche palustris) dieser wächst an ähnlichen Standorten und sieht als Jungpflanze dem Nadelkraut sehr ähnlich. Eindeutig unterscheiden kann man beide Arten an den Blättern, denn beim Sumpfwasserstern befindet sich an den Blattspitzen eine kleine Kerbe und die Blätter sind nicht miteinander verwachsen. Der Sumpfwasserstern ist im Gegensatz zum Nadelkraut eine einjährige Pflanze und die Verwechselungsgefahr besteht nur im Frühjahr, da größere Exemplare des Sumpfwassersterns nicht verwechselt werden können.

Die zweite Möglichkeit wäre ein einheimischer Vertreter der Dickblattgewächse, das Wasser-Dickblatt (Crassula aquatica). Diese Art gilt als ausgestorben oder verschollen. Eindeutig unterscheiden kann man beide Arten nur im blühenden Zustand, beim Wasser-Dickblatt sind die Blüten nicht gestielt und sitzen in den Blattachseln.

Gegenmaßnahmen

Bis jetzt gibt es noch keine dauerhaft wirksame Methode, um das Nadelkraut von unerwünschten Stellen zu entfernen.

Was kann man tun, wenn man das Nadelkraut in der Natur findet?

Wichtig ist, betroffene Flächen nicht zu betreten. Hier besteht die Gefahr einer unabsichtlichen Verbreitung. Die gefundene Stelle sollte der zuständigen Naturschutzbehörde gemeldet werden, damit diese geeignete Maßnahmen treffen kann.  

Eigene Arbeiten

Ausbreitung und Standorte des invasiven Neophyten Crassula helmsii (KIRK) COCKAYNE auf der Ostfriesischen Insel Norderney. Bachelorarbeit von Annika Weidhüner, Uni Oldenburg September 2015.

Habitatansprüche und Ausbreitungsmöglichkeiten des invasiven Neophyten Crassula helmsii (T. Kirk) Cockayne auf Norderney. -Eine sedimentologische, hydrochemische Untersuchung und Habitatmodellierung. Masterarbeit von Markus Prinz, Uni Oldenburg Juli 2016.

Kontakt

Fragen beantworten gerne:
Markus Prinz, M.Sc.: markus.prinz[at]uni-oldenburg.de
oder PD Dr. Holger Freund:  holger.freund[at]uni-oldenburg.de

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