Hier erfahren Sie mehr über das Kaktusmoos. Wie sieht es aus, wie wirkt es sich auf die Umwelt aus, was kann man tun, um einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken?
Infoseite Campylopus introflexus (Kaktusmoos)
Wie sieht das Kaktusmoos aus?
Das Kaktusmoos (Campylopus introflexus) gehört zu den Laubmoosen, es wird in Stämmchen und Blättchen gegliedert. Die Pflanzen werden 0,5 bis 5 cm hoch und wachsen in Matten bzw. bilden einen dichten Rasen. Die Blättchen werden 4 bis 6mm lang, sind lanzettlich und haben eine gelbliche bis olivgrüne Farbe. An den Blattspitzen befinden sich die namensgebenden Glashaare. Diese knicken bei Trockenheit um 90° ab und geben dem Kaktusmoos sein typisches und unverkennbares Aussehen.
Abbildung 1: Kaktusmoos-Matte auf einer Düne auf Spiekeroog (Foto: Prinz Juli 2018)
Abbildung 2: Kaktusmoos in Nahaufnahme (Foto: Prinz Juli 2018)
Wo kommt das Kaktusmoos ursprünglich her? Wo findet man es?
Die natürlichen Verbreitungsgebiete sind Südamerika, Afrika, Australien, die pazifischen Inseln und subantarktische Bereiche. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts ist es in Europa zu finden und breitet sich seitdem auf dem Kontinent aus.
In Deutschland hat sich das Kaktusmoos von Westen her ausgebreitet und besiedelt heute die gesamte Nordseeküste mit Schwerpunkt auf den West- und Ostfriesischen Inseln sowie der Ostseeküste. Neben den Vorkommen auf Küstendünen ist es auch im Binnenland zu finden, so dass die Art inzwischen in allen deutschen Bundesländern vorkommt. Seit 1970 ist das Moos auf den Ostfriesischen Inseln dokumentiert und konnte in den Jahren 2001 und 2002 auf Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge nachgewiesen werden.
Das Kaktusmoos ist ein Pionier und besiedelt offene, naturnahe und anthropogene Standorte. Die Standorte sind zumeist oberflächlich trockene, saure Sandböden, wie Silbergrasfluren der Küstendünen, Zwergstrauch-Heiden sowie offene Sandflächen. An der Nordseeküste kommt das Kaktusmoos auf Böden mit einem pH-Wert zwischen ca. 4,5 und 6,2 vor.
Wie verbreitet sich das Kaktusmoos?
Das Kaktusmoos wird in Deutschland nur selten mit Sporophyten gefunden, das heißt es findet in der Regel keine sexuelle Vermehrung statt. Seine Ausbreitung erfolgt hauptsächlich vegetativ durch abbrechende Pflanzenteile, aus denen sich neue Pflanzen entwickeln. Dieses Moos gehört zu den wechselfeuchten Pflanzen, welche auch poikilohydre Pflanzen genannt werden. Diese Pflanzen zeichnen sich dadurch aus, das sie fast vollständig austrocken und sich beim Kontakt mit Wasser komplett regenerieren. Die entstehenden trockenen Moosstücke werden in der Regel mit dem Wind ausgebreitet. Aber auch Tiere, wie beispielsweise Kaninchen, fördern die Ausbreitung. Werden Sporen ausgebildet, können diese über den Wind große Distanzen von mehreren hundert Kilometern überwinden.
Wie wirkt das Kaktusmoos auf seine Umwelt? Was heißt das für den Naturschutz?
Auf Flächen, die mit dem Kaktusmoos bewachsen sind, finden sich in der Regel weniger Arten als auf vergleichbaren Flächen. Außerdem ist das Moos in der Lage, große Dominanzbestände zu bilden und so nicht nur die Zusammensetzung der Lebensräume, sondern auch die Standortbedingungen zu verändern. Schließlich kann es zu einem geschlossenen Moosteppich kommen, der sich „wie ein Leichentuch“ über die Graudünen legt. Die Invasivitätsbewertung des Bundesamtes für Naturschutz ist für das Kaktusmoos noch nicht abgeschlossen.
Kann man das Kaktusmoos mit einheimischen Pflanzen verwechseln?
Das Gewöhnliches Gabelzahnmoos (Dicranum scoparium), das Glashaar-Haarmützenmoos (Polytrichum piliferum) sowie das Wacholder-Widertonmoos (Polytrichum juniperinum) haben eine ähnliche Wuchsform und sind in den gleichen Lebensräumen zu finden und könnten mit dem Kaktusmoos verwechselt werden. In direkter Konkurrenz sind diese Arten dem Kaktusmoos unterlegen.
Gegenmaßnahmen
Eine effektive Gegenmaßnahme ist nicht bekannt. Es wurden durch mechanisches Entfernen offene Stelle geschaffen, welche jedoch erneut durch das Moos besiedelt werden. Sehr kleine und isolierte Vorkommen können abgesammelt werden, um eine massive Expansion in angrenzende Lebensräume einzuschränken.
Was kann man tun, wenn man das Kaktusmoos in der Natur findet?
Betroffenen Flächen sollten nicht betreten werde. Da sich das Kaktusmoos bereits über kleine Pflanzenbruchstücke vermehrt, könnten Anhaftungen an Schuhen zur Verbreitung der Art beitragen.
Eigene Arbeiten
Das neophytische Laubmoos Campylopus introflexus (Hedw.) Brid. - Verbreitung und Untersuchungen zur Bedeutung verschiedener Standortfaktoren auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog. Masterarbeit von Hannah Julie Temme, Uni Oldenburg Juni 2019.
Kontakt
Fragen beantworten gerne:
Markus Prinz, M.Sc.: markus.prinz[at]uni-oldenburg.de
oder PD Dr. Holger Freund: holger.freund[at]uni-oldenburg.de