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Teilprojekt 2: Mozart auf der Bühne

Daniel Samaga, M.A. M.A.

Wie kaum ein anderer Komponist erfreut sich Wolfgang Amadeus Mozart seit fast 200 Jahren anhaltender Beliebtheit in den verschiedenen Genres des Musiktheaters – sei es Albert Lortzings Vaudeville Scenen aus Mozarts Leben (1833), Franz von Suppés Singspiel Wolfgang und Constanze (1873), Nicolai Rimsky-Korsakovs Kammeroper Mozart i Saljeri (1898), Marco Anzelottis Opera seria La fine di Mozart (1898), Reynaldo Hahns Comédie musicale Mozart (1925), Heinrich Wolfs Schauspiel mit Musik Mozart auf der Reise nach Prag (1954), John Neumeiers Ballett Fenster zu Mozart (1991) oder Sylvester Levays Musical Mozart! (1999). Als Form populärer Musik­geschichts­schreibung präsentieren diese historio­graphischen Musiktheater­werke teilweise widerstreitende Mozart-Bilder und tragen zur Kanonisierung von Künstler und Werk bei. Sie sind also ein wichtiger Teil der Mozart-Rezeption.

Promotionsprojekt

Mozart-Darstellungen auf der Bühne. Authentisierungsstrategien in historiographischen Musiktheaterwerken zum Leben W. A. Mozarts

Peter Shaffers Schauspiel Amadeus (1981) und dessen Verfilmung durch Miloš Forman machten wieder einmal die Darstellung Mozarts auf der Bühne und im Film zu einer Streitfrage über das Verhältnis von Fakten und Fiktion, an der sich Publikum, Kritiker und Wissenschaftler schieden. Schon die Filmbiografien Karl Hartls (Wen die Götter lieben, 1942 / Reich mir die Hand mein Leben, 1955) sowie die französische Comédie musicale Mozart (1925) von Sacha Guitry hatten den Schriftsteller Heinz Thies zur Abfassung des Stücks Mozart – Sein Leben wie es wirklich war (1957) veranlasst. Thies nutzt z.B. biografische Essays und Briefzitate der Familie Mozart, die den Schauspieltext umrahmen, um zu bezeugen, dass das Dargestellte den historischen Fakten entspricht. Doch welche anderen Möglichkeiten haben AutorInnen und KomponistInnen, ihrem Werk den Anschein historischer Authentizität zu geben?

Anknüpfend an jüngere Forschungen der Public History, die Authentizität als Zuschreibungsprozess durch die Rezipienten verstehen, werden Musiktheaterwerke zum Leben Wolfgang Amadeus Mozarts aus unterschiedlichen Epochen hinsichtlich ihrer Strategien zur Herstellung einer ‚Authentizitätsfiktion‘ untersucht. Dabei werden Theorien der Narratologie (fiktionales und faktuales Erzählen), der Anekdoten- sowie Kanonisierungsforschung ebenso einbezogen. Es soll untersucht werden, wie die AutorInnen der Werke sich zu den historischen Fakten positionieren, ihre Darstellung authentisieren und wie diese vom Publikum rezipiert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle der Musik, insbesondere der Einbeziehung Kompositionen Mozarts.

Daniel Samaga (Stand: 19.01.2024)  | 
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