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Prof. Dr. Malte Rolf

Institut für Geschichte

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Wie wird der Krieg gegen die Ukraine Europa verändern?

Wie wird der Krieg gegen die Ukraine Europa verändern?

Seit Februar 2022 attackieren russische Truppen die Ukraine. Der Krieg hat die Friedensordnung in Europa zerrüttet. Der Osteuropahistoriker Malte Rolf wagt einen Ausblick, wie der Konflikt den Kontinent langfristig verändern wird:

„Jeder Ausblick ist spekulativ und gerade Historikerinnen und Historiker wissen, wie sehr sich Perspektiven innerhalb von 50 Jahren verschieben können. Ich denke aber, dass wir den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch in 50 Jahren noch als Zäsur wahrnehmen werden – rückblickend nicht in der Schärfe wie den Zweiten Weltkrieg, aber doch vergleichbar mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Wir erleben eine Neukonfigurierung des politischen Europas, die auch nach dem russischen Angriffskrieg Bestand haben wird. Russland drängt sich durch seine imperialistische Politik aus diesem Europa gerade selbst heraus und das wird jahrzehntelang Konsequenzen haben.

Wir werden in den nächsten 50 Jahren auch anders auf Ostmitteleuropa blicken. Lange dominierte in Teilen Deutschlands die Auffassung von Ost- und Ostmitteleuropa als reinem Zwischenraum zwischen Deutschland und Russland. Aber die dortigen Staaten – etwa Polen, Litauen, Lettland, Estland, die Ukraine – werden politisch, militärisch und ökonomisch für uns noch wichtiger werden. Ich gehe zudem fest davon aus, dass bis dahin die Ukraine in westliche Strukturen wie die EU und die NATO integriert sein wird. Schließlich wird Deutschland sich selbst neu erfinden und aus diesem Konflikt mit einem neuen Selbstverständnis hervorgehen, etwa als Brückenbauer zwischen Ostmittel- und Westeuropa. Und letztendlich auch als Staat mit militärischer Bedeutung, als den wir uns ja lange nicht mehr verstanden haben. Wir werden also die Jahre nach dem 24. Februar 2022 als tiefgreifenden Einschnitt erinnern.“

Aufgeschrieben von Henning Kulbarsch

(Stand: 01.07.2024)  | 
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