Aktuelles

Preis für exzellente Forschung 2023 der Universitätsgesellschaft Oldenburg

Auszeichnung für Prof. Dr. Thomas Boyken

Prof. Dr. Thomas Boyken erhält in diesem Jahr den Preis für exzellente Forschung der Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. Mit dieser Auszeichnung werden herausragende, international sichtbare Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Oldenburg gewürdigt. Ausgezeichnet wurde Prof. Boyken für seine Forschungsarbeiten zur Medialität und Materialität der Kinder- und Jugendliteratur.

Workshop: Medienreflexionen und reflexive Medialität. Kinder- und Jugendliteratur in der Medienkonkurrenz

22. – 23. Februar 2024 (HWK, Delmenhorst)

Im Rahmen des Workshops werden wir uns mit der Frage befassen, wie die Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts – konkret: die Kinder- und Jugendliteratur dieser Zeit – einerseits den medialen Wandel und das ‚Eindringen‘ neuartiger Medien in den Wirkungsbereich des Buches reflektiert, andererseits wie auch die ‚eigene‘ Medialität – die Buchförmigkeit von Literatur – reflektiert wird (vgl. Pressman 2020; Boyken 2021; Coller 2004; Benne/Spoerhase 2019). Die Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts ist nach unserer Einschätzung für eine solche Fragestellung deshalb besonders geeignet, weil mediale Reflexionen in literarischen Texten seit dem Beginn des Medienwandels um 1900 und im Zuge der damit einhergehenden Marginalisierung des Mediums Buch stark zugenommen haben. Die anhaltenden Krisendiskurse der letzten 120 Jahre, die immer wieder den Untergang des Buches prognostizierten, scheinen eine Art von ‚Selbstbehauptungsreflex‘ provoziert zu haben (vgl. Boyken 2022b, 123–126). Im Zuge dessen reflektiert Literatur nicht nur zunehmend den Status konkurrierender – also v. a. technischer bzw. digitaler – Medien, sondern auch den eigenen Stellenwert und den seines tradierten Mediums, dem Buch. Die Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts ist diesbezüglich ausgesprochen reaktionär und in dieser Reaktivität überaus intensiv und konkret, wodurch sie sich als Forschungsgegenstand besonders anbietet. Auffällig ist hierbei auch die Genese von bibliophilen ‚Gegenströmungen‘, die die Ästhetik des Buches – also des Materiellen, der Seite usw. – im Kontrast zur Flüchtigkeit des Digitalen hervorheben (vgl. Hagner 2019; Freudenberger/Stein 2020; Lucius 2012) und dabei in Form von ‚Bücher-Blogs‘ und ähnlichem in den digitalen Raum übergreifen (vgl. Thomalla 2018; Schneider 2018).

Im Workshop möchten wir folgende Leitfragen diskutieren:

  • Welche Funktionspotenziale sind mit motivischen Medienreflexionen verbunden?
  • Welche Medien werden vordergründig reflektiert und inwiefern unterscheiden sich diese Reflexionen eventuell?
  • Wie stellt sich das Verhältnis zwischen Ablehnung/Abgrenzung und Sympathie/Annährung in Bezug auf Reflexionen der ‚neuen‘ Medien dar (kritische Reflexion vs. ‚Schulterschluss‘)?
  • Inwiefern dienen Medienreflexionen in Kinder- und Jugendliteratur dem Erwerb einer allgemeinen Medienkompetenz?
  • Wie wird die reflexive Medialität in der Kinder- und Jugendliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts konkret funktionalisiert?
  • Gibt es in der Kinder- und Jugendliteratur eine ‚spezifische‘ Form reflexiver Medialität im Gegensatz z.B. zur ‚Erwachsenenliteratur‘?
  • Welche Rolle spielt der Aspekt der Partizipation bei reflexiver Medialität in Kinder- und Jugendliteratur?
  • Verändern sich die Verfahren der motivischen Medienreflexion und reflexiven Medialität mit Einsetzen der digitalen Wende um 2000?
  • Zeichnen sich bei der motivischen Medienreflexion historische Schwerpunkte ab? (z.B. hinsichtlich der fokussierten Medien oder der Art und Weise der Reflexion)

Ansprechpartner: Thomas Boyken

Neuerscheinung: Michael Ende. Poetik und Positionierungen

Thomas Boyken / Thomas Scholz (Hg., Berlin: Metzler 2023)

Die Beiträge untersuchen Michael Endes Poetik und das Verhältnis des als Kinder- und Jugendbuchautor wahrgenommenen Autors zum literarischen und intellektuellen Feld der Bundesrepublik Deutschland. Dass sich Ende während seiner gesamten Schriftstellertätigkeit um die Anerkennung des literarischen und intellektuellen Feldes der Bundesrepublik bemüht hat, ist dokumentiert und Bestandteil des feuilletonistischen und akademischen Ende-Diskurses. Welche Strategien und Verfahren Ende für diesen Zweck einsetzte und in welchen Wechselbeziehungen diese zu seinem literarischen Werk stehen, wird hier erstmals systematisch untersucht. Dabei greifen die Beiträge sowohl auf Endes literarische Texte als auch auf seine (literatur-)theoretischen Reden aus, um Endes Poetik und seine Positionierungsstrategien zu konturieren.  

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Tagung: Autorschaft in der Kinder- und Jugendliteratur. Historische und aktuelle Bilder und Praktiken

16. – 17. November 2023 (Schlaues Haus, Oldenburg)

Die Themen ‚Autorschaft‘ und ‚Inszenierung‘ wurden in den letzten zwanzig Jahren in literar- und kulturwissenschaftlichen Studien umfangreich untersucht. Es erschienen mehrere Publikationen, die jeweils ausgewählte Autor:innen (vgl. Jürgensen/Kaiser 2011, Kyora 2014, Schaffrick/Willand 2014, Fischer 2015) oder einzelne Medienformate analysierten (vgl. Oser 2014, Hoffmann/Kaiser 2014, Sporer 2019, Hoffmann/Wohlleben 2020). In der Forschung gibt es allerdings bislang kaum Beiträge, die sich mit Autor:innen der Kinder- und Jugendliteratur auseinandersetzen (vgl. Lang 2022, Hoffmann 2017, Karnatz 2023). Insofern konstatieren auch Corinna Norrick-Rühl und Anke Vogel im aktuellen Handbuch Kinder- und Jugendliteratur, dass die „Inszenierung von Kinder- und Jugendbuchautoren […] eine Forschungslücke“ ist (Norrick-Rühl/Vogel 2020, 27).

Gleichzeitig dürften die Art und Weise, wie Autor:innen der Kinder- und Jugendliteratur auftreten, wie sie sich inszenieren und inszeniert werden, welche ‚Marke‘ sie repräsentieren, für die Wahrnehmung der Texte und für die Bindung der Leserschaft an die/den Autor:in von großer Bedeutung sein. Schließlich hat sich im Sozialsystem bzw. Subfeld Kinder- und Jugendliteratur bereits früh ein eigener Teilmarkt mit eigenen Regeln herausgebildet. Hier kann man sinnvoll an gängige Systematisierungen anknüpfen, um hier auch die Bedeutung von Autor:innen näher zu betrachten (vgl. Hurrelmann 1992, Ewers 2012 und 2021, Gansel 2019). Mit in der Kinder- und Jugendliteraturforschung bislang wenig beachteten Rahmentheorien – wie etwa der Feldtheorie Pierre Bourdieus oder den Überlegungen zum ‚Subjekt‘ von Andreas Reckwitz – könnte die Forschung zudem erweitert werden (vgl. Tommek 2015, Kyora 2014). Im Anschluss daran wäre zu prüfen, welche Medien im Feld der Kinder- und Jugendliteratur häufig für die Erzeugung von Aufmerksamkeit genutzt wurden und heute genutzt werden. Hier lässt sich ein Wandel beobachten, der insbesondere mit den digitalen Medien im Zusammenhang steht. Denn selten waren Autor:innen als Medienfiguren so sichtbar wie heute, die dokumentierten Schritte ihrer Schreibarbeit und der Austausch zwischen ihnen und ihren Leser:innen – zum Beispiel über soziale Medien – so leicht nachvollziehbar. Autor:innen treten nicht mehr nur über das klassische (Schwarz-Weiß-)Foto auf der Buchrückseite öffentlich auf, sondern präsentieren sich in privaten und fiktiven Welten – wie etwa Cornelia Funke, deren Homepage über längere Zeit ihrem Garten- und Schreibhaus nachgeahmt war.

Bei diesen Inszenierungspraktiken entstehen Bilder/Images von Autor:innen, die es im Einzelnen näher zu untersuchen gilt. In dem Zusammenhang ist auch der Frage nachzugehen, welche Modelle sich innerhalb der Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur herausbildeten (wie etwa der „kinderliterarische Erzähler“, Gansel 2019, 37). Partizipieren Bilder von Autor:innen in der Kinder- und Jugendliteratur an den Modellen von Autorschaft, die auch in der Allgemeinliteratur dominant sind? Gibt es auch in der Kinder- und Jugendliteratur poeta doctus oder poeta vates (vgl. Hoffmann/Langer 2013)?

Unsere Tagung orientiert sich insofern an drei Themenkomplexe. Folgende Fragen möchten wir im Rahmen unserer Tagung diskutieren:  

Praktiken und Bilder

  • Wie tritt ein:e Autor:in als Kinder- und Jugendliteraturautor:in auf?
  • Was sind (typische) Inszenierungspraktiken von Kinder- und Jugendbuchautor:innen?
  • Welche Inszenierungspraktiken sind in unterschiedlichen Zeiten (vom 18. bis zum 21. Jahrhundert) dominant? Gibt es Veränderungen und Kontinuitäten?
  • Mithilfe welcher Medien werden Bilder von Kinder- und Jugendbuchautor:innen sichtbar? Sind medienspezifische Bilder zu erkennen?
  • Lassen sich Rückschlüsse auf mögliche Identifikationsangebote mit den potenziellen Leser:innen ziehen?
  • Welche ‚Funktion‘ besitzt ein Bild/Image für einen kinder- und jugendliterarischen Text?

Buchmarkt / Vermarktung

  • Inwiefern ist die Inszenierungspraktik auch im Kontext von Marketing und Vermarktung von Kinder- und Jugendliteratur von Bedeutung?
  • Haben sich die Bilder im Zuge der Entwicklungen des kinder- und jugendliterarischen Markts verändert?
  • Welche Bedeutung spielen einzelne Akteur:innen des Teilmarkts (Verlage, Agenturen, Vermittler:innen) für die Inszenierungspraktiken und Bilder?

Subsystem / Subfeld

  • Lassen die Praktiken und Bilder darauf schließen, dass Kinder- und Jugendliteratur als Subsystem bzw. als spezifischer Feldbereich (im Sinne Bourdieus) zu begreifen ist?
  • Gibt es Spezifika von Nationalliteraturen (Schweiz, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Österreich, USA usw.)?

Die Tagung wird von der OlFoKi (Oldenburger Forschungsstelle Kinder- und Jugendliteratur)  in Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) im Rahmen der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM ausgerichtet. 

Tagungsleitung: Thomas Boyken und Ella Margaretha Karnatz

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Neuerscheinung: Kolportageliteratur. Medialität, Mobilität und Literarizität populärer Texte im 19. Jahrhundert

Katharina Grabbe / Christian Schmitt (Hg., Oldenburg: Isensee 2023)

Der Band lädt dazu ein, eine Form von Literatur jenseits der ‚großen Werke‘ des literarischen Kanons wiederzuentdecken: Texte, die im 19. Jahrhundert auf Straßen und Märkten verkauft wurden und breite Schichten von Lesenden erreichten. Von der Literaturgeschichtsschreibung und der Literaturwissenschaft wurde diese populäre ‚Kolportageliteratur‘ lange Zeit vernachlässigt. Die Beiträge des Bandes gehen dem komplexen Zusammenspiel von Distributionsmechanismen und den von ihnen eröffneten Kommunikationsräumen, von Medienformaten und den damit einhergehenden Darstellungsstrategien nach. Ob und wie sich daraus neue Zugänge zu Formen mobiler und populärer Literatur des 19. Jahrhunderts entwickeln lassen, ist die Frage, die die Beiträge mit Blick auf unterschiedliche Materialien umkreisen – darunter auch ‚Kolportageheftchen‘ aus der Sammlung der Landesbibliothek Oldenburg.

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Seismograf – Oldenburger Poetikgespräche über Kinder- und Jugendliteratur

Online: Podcast mit der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorin Elisabeth Steinkellner

Bei der Veranstaltungsreihe „Seismograf – Oldenburger Poetikgespräche über Kinder- und Jugendliteratur” geht es um die poetologischen Prämissen des Schreibens für Kinder und Jugendliche, aber auch um die gesellschaftlichen Kontexte und Ziele des Schreibens. Die Frage nach den Funktionen von Kinder- und Jugendliteratur in der aktuellen Gesellschaft – sowohl in Hinblick auf die soziale als auch auf die literarästhetische Dimension – wird damit virulent und bildet die Grundlage für den Austausch mit Autor:innen und Medienschaffenden aus dem Feld der Kinder- und Jugendliteratur.

Der Seismograf ist eine Neugestaltung der Oldenburger Poetikvorlesungen, die seit 2004 von der Oldenburger Forschungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur sowie dem Institut für Germanistik der Universität Oldenburg ausgerichtet wurden. Zu Gast waren damals unter anderem Paul Maar, Kirsten Boie, Mirjam Pressler, Andreas Steinhöfel oder auch der Comic-Künstler Flix.

Bei der Neugestaltung geht es unter anderem darum, nicht nur innerhalb der Universität und eines Seminars über Poetiken der Kinder- und Jugendliteratur zu sprechen, sondern auch außerhalb des universitären Kontextes Interessierte an Kinder- und Jugendliteratur zu erreichen. Dafür werden in Kooperation mit dem Oldenburger Literaturhaus jährlich immer im Sommer zwei nacheinander stattfindende Veranstaltungen angeboten:

1. Lesung & Gespräch (Abendveranstaltung im Wilhelm 13)

2. Podcast-Aufnahme mit Studierenden (der im Anschluss auf der Internetseite der Oldenburger Forschungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur hochgeladen wird)

Den Auftakt der Gesprächsreihe bildete im Sommer 2023 der Besuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorin Elisabeth Steinkellner (1981, geb. in Niederösterreich). Der Podcast steht nun hier zur Verfügung.

Elisabeth Steinkellner absolvierte vor ihrem Erfolg als Kinder- und Jugendbuchautorin eine Ausbildung als Sozialpädagogin und ein Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist sie inzwischen bekannt für ihre Lyrik, ihre Kurzgeschichten und Romane für Kinder und Jugendliche. Sowohl mit dem Gedichtband für „die Nacht, der Falter und ich“ (2016) als auch mit dem Jugendroman „Esther und Salomon“ (2021) erhielt sie bereits den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Sie gewann unter anderem auch den Hans-im-Glück-Preis oder den Feldkircher Lyrikpreis. Ihr Skizzen- und Tagebuchroman „Papierklavier“ (2020) stand zudem auf der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Veranstaltungsreihe: LiteraTour Nord 2023/24

29. Oktober 2023 – 28. Januar 2024 (Musik- und Literaturhaus Wilhelm 13, Oldenburg)

Auf die LiteraTour Nord gehen jeden Winter von Oktober bis Januar ausgewählte Autorinnen und Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und lesen aus ihren Neuerscheinungen in Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg, Hannover und Osnabrück. 

In der Saison 2023/24 werden Deniz Utlu, Tonio Schachinger, Milena Michiko Flašar, Frank Witzel und Gianna Molinari mit der LiteraTour Nord auf Lesereise gehen. 

Die Oldenburger Lesungen der LiteraTour Nord finden im Musik- und Literaturhaus Wilhelm13 statt. Veranstalter sind das Literaturhaus Oldenburg und seit der Saison 2021/22 die Buchhandlung Thye. Moderiert werden die Lesungen von den Lehrenden der Oldenburger NDL.

Informationen zu den Autor:innen, Büchern und Terminen finden Sie auf den Seiten der LiteraTour Nord.

Neuerscheinung: Autorschaft, Genres und digitale Medien. Sibylle Berg, Markus Heitz, Cornelia Funke und Michael Köhlmeier im literarischen Feld der Gegenwart (2010–2020)

Ella Margaretha Karnatz (Bielefeld: Transcript 2023)

Um als Autor*in wahrgenommen zu werden, muss man als solche*r erkennbar sein. Bei diesem Prozess des Sichtbarmachens entstehen Autor*innenbilder, die von verschiedenen Urheber*innen und Medien hervorgebracht werden. Ella Margaretha Karnatz widmet sich diesen Bildern und geht erstmals der Frage nach, in welchem Zusammenhang Autorschaft, Genres und digitale Medien stehen. Mithilfe eines literatursoziologischen und medienwissenschaftlichen Vorgehens wertet sie u.a. Rezensionen, Interviews, Webseiten und soziale Netzwerkplattformen von Sibylle Berg, Markus Heitz, Cornelia Funke und Michael Köhlmeier aus.

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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