Die Reproduktion nationaler Grenzen
Im Allgemeinen wird die soziale Dimension der europäischen Integration auf Überlegungen zu einer "europäischen Identität" oder einem "europäischen kulturellen Erbe" begründet. Dabei wird jedoch zumeist vergessen, dass diese Aspekte zwar im Hintergrund eine wichtige Rollen spielen, aber eher abstrakte Vorstellungen sind, die relativ weit vom alltäglichen Leben der Menschen in Europa entfernt bleiben. Daher muss es darum gehen, die Betrachtung dieser "großen" Themen um eine Untersuchung auf der Ebene des Alltäglichen zu ergänzen: Was bewegt Menschen, eine Grenze zu überschreiten? Wie wirkt sich der Wegfall der Grenzkontrollen auf das Leben der Menschen aus? Wie erfahren die Menschen, was in den anderen Staaten der EU passiert? Welche Anreize gibt es für sie, über ihr Heimatland hinaus aktiv zu werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts "Die Reproduktion nationaler Grenzen", das von Anfang 2008 bis 2012 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg durchgeführt wurde.
Dabei stehen drei (ehemalige) deutsche Grenzregionen im Mittelpunkt des Interesses: Die Stadt Lübeck mit der angrenzenden Gemeinde Lüdersdorf an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die schweizerische Stadt Basel mit der deutschen Nachbargemeinde Grenzach-Whylen und schließlich auch die Ortschaften Venlo und Kaldenkirchen an der deutsch-niederländischen Grenze. In diesen Regionen werden im Laufe des Jahres Interviews mit Einwohnern geführt werden, in denen es um ihre alltäglichen Praktiken und deren Bezug zu der (ehemaligen) nationalen Grenze geht.
Projektmitarbeiter
Nils Müller
Die alltägliche Reproduktion nationaler Grenzen
