Regio MNU

Regionales Lernen in multinationalen Unternehmen

Antragsteller:

Prof. Dr. Martin Heidenreich
Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Oldenburg

Prof. Dr. rer. nat. Knut Koschatzky
Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe

Prof. Dr. Christoph Barmeyer
Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation, Philosophische Fakultät, Universität Passau

Finanzierung:

Durch die Volkswagenstiftung im Rahmen der Förderinitiative „Innovationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft“

Laufzeit:

01.05.2006 - 30.11.2009

Projektmitarbeiterinnen:

Jannika Mattes, Universität Oldenburg

Elisabeth Baier, Dipl.-Volksw., Fraunhofer ISI Karlsruhe 

Katharina Krüth, Dipl.-Kulturwissenschaftlerin, Universität Passau

 

Zusammenfassung des Projektinhalts:

Die zentralen Akteure einer globalisierten Wirtschaft sind multinationale Unternehmen (MNU). Diese sind keinesfalls „footloose companies“; sondern sind in erheblichem Maße auf ein leistungsfähiges institutionelles Umfeld angewiesen. Ihr Vorsprung in einem weltweiten Wettbewerb erwächst auch auf der grenzüberschreitenden Nutzung regionaler und nationaler Vorteile. Deshalb können MNUs als grenzüberschreitende Netzwerke zum innerorganisatorischen Transfer wissenschaftlicher, technologischer, organisatorischer und wirtschaftlicher Kompetenzen verstanden werden. Komplementär hierzu beruht auch die Leistungsfähigkeit regionaler Innovationssysteme auf der Existenz wissensbasierter, lernender Netzwerke. Sowohl regionale als auch multinationale Netzwerke können somit die Hervorbringung und Nutzung von Innovationen unterstützen: Eine Internationalisierung von Unternehmen ermöglicht grenzüberschreitende Lernprozesse etwa bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, bei der Koordinierung von Produktionsprozessen oder der Erschließung neuer Märkte. Eine stärkere regionale Einbettung hingegen ermöglicht dichtere, vertrauensvolle Beziehungen zwischen verschiedenen Unternehmen und zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

In dem hier vorgestellten Projekt soll das Verhältnis betrieblicher, multinationaler und regionaler Arenen der Wissenserzeugung und des Wissenstransfers am Beispiel ausgewählter Innovationsvorhaben in je vier französischen und deutschen Niederlassungen multinationaler Unternehmen untersucht werden. Gleichzeitig sollen die regionalen Wirtschafts- und Regulationsstrukturen und eventuell in der Region verfolgte Cluster- und Netzwerkpolitiken rekonstruiert werden. Hierdurch soll erstens die strategische Nutzung regionaler Institutionen und Netzwerke durch multinationale Unternehmen, zweitens die Einbindung multinationaler Unternehmen in regionale Netzwerke, und drittens die politischen Versuche zur regionalen Einbettung multinationaler Unternehmen rekonstruiert werden. Komplementär zu diesen acht Unternehmens-, Innovations- und Regionalfallstudien soll viertens die quantitative Verteilung regionaler und organisatorischer Fähigkeiten in Europa untersucht werden. Durch die Auswertung ausgewählter Datensätze (REGIO, ISI-Produktionsinnovationserhebung, CIS3) sollen die acht Unternehmens-, Innovations- und Regionalfallstudien in einen breiteren Rahmen gestellt werden.

Hierdurch sollen die folgenden Hypothesen überprüft werden:

  • Regionale Grundlagen organisatorischer Fähigkeiten (H1): Eine wichtige Grundlage für die Innovationsfähigkeit multinationaler Unternehmen ist die Einbettung in regionale Innovationssysteme, um spezifische Wissensvorteile zu nutzen oder die Nähe zu strategischen Märkten zu realisieren. Hieraus erwachsen Kompetenz- und Innovationsvorteile, die in konzernweiten Aushandlungs- und Austauschbeziehungen zur Geltung gebracht werden.
  • Organisatorische Grundlagen regionaler Fähigkeiten (H2): Gleichzeitig können multinationale Unternehmen einen erheblichen Beitrag zur Leistungsfähigkeit regionaler Innovationssysteme leisten. Regionale Institutionen und Unternehmen können von den Rekrutierungs-, Beschaffungs-, Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbildungsanstrengungen multinationaler Unternehmen und ihrer ortsansässigen Niederlassungen profitieren.
  • Politische Gestaltbarkeit regionaler Lernprozesse (H3): Diese wechselseitigen Lernprozesse von regionalen Unternehmen, regionalen Institutionen und multinationalen Unternehmen können in gewissem Umfang durch Clusterpolitiken, d.h. durch die systematische Entwicklung regionaler Netzwerke, unterstützt werden. Hierdurch können multinationale Unternehmen gezielt in regionale Institutionen und Netzwerke einbezogen werden.
  • Konzentration regionaler und organisatorischer Fähigkeiten in Europa (H4): Wissenschaftliche, technologische und wirtschaftliche Fähigkeiten sind in Europa in erheblichem Maße räumlich konzentriert.

Das Projekt wird von einem internationalen und interdisziplinären Team (Universität Bamberg, Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe, Universität Passau und Ecole de Management Strasbourg) durchgeführt.

Arbeitspapiere und Veröffentlichungen:

  • Heidenreich, Martin, 2006: Die Organisationen der Wissensgesellschaft. Zwischen regionalem und grenzüberschreitenden Lernen. In Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Konturen der Wissensgesellschaft
  • Mattes, Jannika, 2006: Innovation in multinational companies. An empirical analysis of innovation networks between globalisation and localisation. Bamberger Beiträge zur Europaforschung und zur internationalen Politik, Nr. 14/2006. ­
  • Heidenreich, Martin / Kirch, Brigitte / Mattes, Jannika, 2007 (im Erscheinen): Die organisatorische Einbettung von Informationstechnologien in einem globalen Entwicklungsprojekt. In: Schulz-Schäffer, Ingo / Funken, Christiane: Digitalisierung der Arbeitswelt.
  • Research proposal: “Regional Learning in Multinational Companies”

Danksagung:

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die durch ihre tatkräftige Unterstützung die Durchführung des Projekts ermöglicht haben und ermöglichen. Dies gilt zunächst für die VolkswagenStiftung, die dieses Projekt finanziert und für die zahlreichen Kontaktpersonen und InterviewpartnerInnen in den Unternehmen und in den Regionen, die geduldig und hilfsbereit auf unsere Fragen geantwortet haben. Brigitte Kirch und Martin Wegele haben jeweils eine Fallstudie geschrieben und durch ihre engagierte Mitarbeit sehr zu deren Erfolg beigetragen. Außerdem wäre die Arbeit des Bamberger/Oldenburger Teams ohne die vielen Hilfskräfte nicht möglich gewesen, die sich viele Stunden lang mit der Transkription der Interviews und Recherchearbeiten beschäftigt haben:  Stefan Gruber, Lisa Geißler, Vanessa Hartlaub, Melanie Rottmüller, Christina Schubach und Ulrike Zier. Auch ihnen gilt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

(Stand: 19.01.2024)  | 
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