Fördereinrichtung
Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
Antragsteller
Niedersächsische Kommunalwahlergebnisse
Niedersächsische Kommunalwahlergebnisse von 1996-2017: Entwicklung und Anwendung einer neuen Datenbasis für die empirische Kommunalwahlforschung
Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Erklärung der Wahlbeteiligung und der Wahlergebnisse in niedersächsischen Kommunen im Zeitraum zwischen 1996 und 2017. Die Analyse beinhaltet sowohl die Wahlen der Stadt- und Gemeinderäte als auch die Direktwahlen der Oberbürgermeister und Landräte. Den theoretischen Rahmen bilden drei aus der Literatur zur Wahl- und Parteienforschung bekannte Ansätze, die Erwartungen formulieren und im Rahmen des Projektes jeweils zugespitzt in einer Arbeitshypothese münden:
(1) Das Kommunalwahlergebnis hängt von der Zugehörigkeit einer Gemeinde zu einem politischen Traditionsraum ab (Parteihochburgen). Dieser sozial-kulturelle Ansatz wird von der Cleavage-Theorie hergeleitet, nach der das Erscheinungsbild heutiger Parteiensysteme von tiefgreifenden gesellschaftlichen Konfliktlinien geprägt wird.
(2) Das Kommunalwahlergebnis einer Gemeinde wird durch deren ökonomische Leistungsbilanz bestimmt (economic voting). Im Zentrum dieses Forschungsstranges steht die „Belohnungs-Bestrafungs-Hypothese“, wonach Amtsinhaber für eine positive ökonomische Entwicklung bei Wahlen „belohnt“ werden. Eine negative Entwicklung führt der Erwartung zufolge zu einer „Bestrafung“ und Verlusten bei Wahlen.
(3) Das Kommunalwahlergebnis wird durch das Abstimmungsverhalten und die Regierungskonstellationen auf der Bundes- und Landesebene bestimmt (Nebenwahltheorie). Die Forschungsliteratur hat auf empirischer Grundlage nachgewiesen, dass Wahlen auf niedrigeren politischen Ebenen häufig genutzt werden, um regierende Parteien höherer Ebenen abzustrafen.
Zentraler Bestandteil des Vorhabens ist die Erstellung eines Datensatzes in Form einer Vollerhebung der niedersächsischen Kommunalwahlen für den gesamten Untersuchungszeitraum und deren Verknüpfung mit sozialen, kulturellen und ökonomischen Ausprägungen der Gemeinden. Die Zusammenstellung des Datensatzes ergibt sich aus diversen z.Zt. noch fragmentierten Datenquellen. Bei der Überprüfung der Arbeitshypothesen stehen Modelle der räumlichen Statistik im Mittelpunkt.