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Graduiertenakademie

Beratungsangebot für Promovierende und Promotionsinteressierte der Zentralen Studien und Karriereberatung

Kurz erklärt

Graduiertenakademie

Fachübergreifende Einrichtung der Universität, die der Karriereentwicklung aller Nachwuchsforschenden von Promovierenden bis zu Juniorprofessorinnen und -professoren dient.

Promotionsstudiengang, Promotionsprogramm

Über sechs oder sieben Semester angelegtes Studienprogramm parallel zur Doktorarbeit. Insgesamt müssen 30 bis 50 Kreditpunkte gesammelt werden.

Strukturierte Promotion

Ein Beratungsteam begleitet das Promotionsvorhaben. Möglich beispielsweise in Promotionskollegs, -programmen, -studiengängen, -schwerpunkten oder Graduiertenkollegs.

Individualpromotion

Klassische Form der Promotion. Promovierende werden in der Regel allein von einer Professorin oder einem Professor aus ihrem Fachgebiet betreut.

Gut betreut zum Doktortitel

Sich nach dem Studienabschluss weiter zu qualifizieren – das ist für einen großen Teil der Promovierenden selbstverständlich. Viele Doktorandinnen und Doktoranden sind Mitglieder einer der beiden Graduiertenschulen der Universität. Sie besuchen Kolloquien und Seminare, nicht wenige sammeln dabei sogar Kreditpunkte wie im Studium.

„Durch diese Angebote unterstützen wir unsere Promovierenden dabei, erfolgreich und in angemessenem Zeitrahmen zu promovieren, und wir bereiten sie auf ihre weitere berufliche Karriere vor“, erläutert Prof. Dr. Thorsten Dittmar, Direktor der Graduiertenschule Naturwissenschaften, Medizin, Technik (OLTECH). Einrichtungen wie OLTECH nehmen an Bedeutung immer mehr zu.

Der Hintergrund: Im Zuge der Bologna-Reform setzte sich Anfang der 2000er-Jahre die Erkenntnis durch, dass es Vorteile hat, die Qualifizierung der Promovierenden auf mehr Schultern zu verteilen. „Viele Promotionen dauerten sehr lange und die Abbrecherquote war hoch“, berichtet Christine Steinseifer-Jeske, „hier unterstützen wir mit unseren Angeboten.“ Zusammen mit Dr. Ferdinand Esser ist sie Geschäftsführerin und Koordinatorin von OLTECH, die 2009 gegründet wurde und für Promovierende der Naturwissenschaften, Medizin und Informatik offen ist. 

Seit 2011 hat die Universität auch eine Graduiertenschule für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften (3GO), die sich um Promovierende der Fakultäten I, III und IV sowie des Departments für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften kümmert. Die Aufgaben der beiden Einrichtungen: „Wir bieten Serviceleistungen an, etwa Workshops zu verschiedenen Themen und Beratung in schwierigen Situationen“, erläutert Rea Kodalle, Geschäftsführerin und Koordinatorin der 3GO. Darüber hinaus beraten sie und ihr Team Forschende, wenn diese in einem größeren Projekt Mittel für die Nachwuchsförderung beantragen und arbeiten eng mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren der Promotionsprogramme zusammen.

Grundsätzlich können alle Promovierenden der Universität die Angebote in Anspruch nehmen. Bei 3GO reicht es, eine formlose Mitgliedschaft zu beantragen. Bei OLTECH müssen sich die Doktorandinnen und Doktoranden entweder offiziell für einen Promotionsstudiengang einschreiben oder an einem sogenannten strukturierten Promotionsprogramm teilnehmen.

Promovieren mit Teamgeist

Das Angebot beider Schulen reicht von Workshops zur guten wissenschaftlichen Praxis über Einführungskurse in bestimmte Software bis hin zur Vermittlung überfachlicher Fähigkeiten. Zwischen 20 und 30 Veranstaltungen pro Jahr bieten 3GO und OLTECH jeweils an, die meisten Promovierenden belegen im Schnitt einen Workshop pro Semester. Kreditpunkte können sie darüber hinaus auch für Leistungen erhalten, die ohnehin zur Promotion gehören, etwa den Besuch von Konferenzen oder die Betreuung einer Bachelor- oder Masterarbeit.

„Highlights für mich waren zum Beispiel die Veranstaltungen zum Zeitmanagement und zum wissenschaftlichen Schreiben“, berichtet Christopher Dibke, der am Institut für Chemie und Biologie des Meeres promoviert. Katharina Gärtner, die am Promotionsprogramm Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement teilnimmt, gefielen Kurse zum Publizieren und zur Programmiersprache Python besonders gut. „Auch das Seminar zum Wissenschaftsmanagement war interessant, um andere berufliche Möglichkeiten nach der Promotion kennenzulernen“, berichtet sie.

Die Meeresökologin Tabea Hildebrand profitierte von den Doktorand*innentagen, die die beiden Graduiertenschulen gemeinsam mit der Graduiertenakademie einmal im Jahr veranstalten. Diese Treffen mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Einzelberatungen waren für sie stets inspirierend: „Da ich am Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität promoviere und selten physisch in meinen Arbeitsgruppen an der Uni anwesend bin, hat es mir sehr geholfen, mich bei diesen Gelegenheiten mit anderen auszutauschen.“

Zeitgemäße Nachwuchsförderung

Die Vernetzung ist auch aus Sicht von Ferdinand Esser ein wichtiger Vorteil der Graduiertenschulen: „Die Doktorandinnen und Doktoranden haben die Möglichkeit, sich über Fachgrenzen hinaus zu verbinden.“ Dazu kommt die fachliche Unterstützung durch die Referentinnen und Referenten, sagt Rea Kodalle: „Es ist viel einfacher, die Vor- und Nachteile einer neuen Methode im Gespräch auszuloten, als sie sich alleine über ein Buch anzueignen.“ Beide Graduiertenschulen setzen vielfach auf Lehrende der Universität, die ihre Expertise so auch außerhalb der eigenen Arbeitsgruppe weitergeben können. 

Derzeit nutzt knapp die Hälfte der rund 1.200 Promovierenden der Universität die Angebote der Graduiertenschulen – eine Zahl, die Thorsten Dittmar noch nicht zufriedenstellt: „Wir wollen unsere Einschreibezahlen noch deutlich steigern“, sagt er. Um Angebote und Struktur weiterentwickeln zu können, setzt das OLTECH-Team auf transparentes Qualitätsmanagement und ein noch breiteres Workshopangebot. „Beide Graduiertenschulen arbeiten seit ihrer Etablierung sehr gut zusammen und profitieren wechselseitig von ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Angeboten“, betont Prof. Dr. Gisela Schulze, Direktorin der 3GO. „Sie tragen somit maßgeblich zu einer zeitgemäßen Nachwuchsförderung bei – ein Umstand, der auch von Stipendiensponsoren wahrgenommen wird.“

Auch die Promovierenden schätzen die gezielte Förderung ihrer eigenständigen Forschung – ohne dabei auf sich allein gestellt zu sein. „Ein großer Vorteil ist, dass sich ein Teamgeist entwickelt, der dazu motiviert, gemeinsam vertieft in einem Forschungsfeld zu arbeiten“, sagt Christopher Dibke. Ein Teamgeist, der – so hofft er – auch nach der Promotion Bestand haben könnte.

Dieser Text ist zuerst im UNI INFO 1/2022 erschienen.

Presse & Kommunikation (Stand: 20.06.2024)  | 
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