Selbstverständnis

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Dr.in Anne-Kathrin Will

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Selbstverständnis

Die berufsbezogene Profession und wissenschaftliche Disziplin Sozialpädagogik bzw. Soziale Arbeit kann als gesellschaftlich institutionalisierte Reaktion auf typische, psychosoziale Bewältigungsprobleme in der Folge gesellschaftlich bedingter Desintegration bezeichnet werden. (vgl. Lothar Böhnisch 2012)

Sie befasst sich mit Folgen von Desintegration in der Welt und in Einzelgesellschaften, reflektiert dabei ihre eigene Verortung, untersucht insbesondere den institutionell helfenden und sorgenden, aber auch den gruppenbezogenen und individuell-subjektiven Umgang mit kritischen Lebensereignissen, prekären Lebenslagen, in die Krise geratenen Lebenswelten, sozialen Risiken, informellen/non-formalen Bildungsmöglichkeiten und lebenslaufspezifischen Entwicklungsherausforderungen. Sozialpädagogik bzw. Soziale Arbeit bezieht sich zudem forschend, beratend, entwickelnd und ausbildend auf ein ausgewiesenes und sehr breites beruflich-professionelles Handlungsfeld.

Der Begriff Soziale Arbeit umfasst die historisch unterschiedlich entstandenen und ehemals getrennten Fachgebiete Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Die Geschichte der Sozialarbeit ist eher mit der Entwicklung von Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege verbunden, die der Sozialpädagogik eher mit Erziehung (von Kindern und Jugendlichen), Jugendbewegung, Jugendfürsorge und Jugendpflege. Spätestens seit den 1990er Jahren hat sich die Tendenz durchgesetzt, Sozialpädagogik und Sozialarbeit als weitgehend identisch anzusehen. Die beruflich-professionelle Tätigkeit wird als Soziale Arbeit bezeichnet, die wissenschaftliche Disziplin als Wissenschaft der Sozialen Arbeit.

Trotzdem wurde, den Traditionen der organisationalen Zuordnung folgend, das Fach an Universitäten oft immer noch als Sozialpädagogik bezeichnet und in erziehungswissenschaftlichen Fakultäten angeboten, an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (früher: Fachhochschulen) überwog lange Zeit die Bezeichnung Sozialarbeit, die aber immer mehr durch Soziale Arbeit ersetzt wird, dort beides in Organisationsbereiche eingefügt, die Sozialwesen oder Sozialwissenschaft heißen.

An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sind die Soziale Arbeit/Sozialpädagogik im Institut für Pädagogik untergebracht und damit der Fakultät Bildungs- und Sozialwissenschaften zugeordnet. Dies entspricht unserem Selbstverständnis des Faches, dass sich sehr stark mit dem Verhältnis von Gesellschaft und Individuum befasst und deshalb gesellschafts- und individualwissenschaftliche Fragen miteinander verbindet.

Pädagogik und Erziehungswissenschaft sind Bezeichnungen für ein Fach, dass sich traditionell insbesondere mit der Theorie und Praxis von Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Die Bereiche Kindertagesstätte, Schule und Familie stehen hier im Vordergrund. Allerdings erfolgte in der Geschichte des Faches mit der Betonung auf Bildung immer stärker auch die Thematisierung, Erforschung und Unterstützung von lebenslangen Bildungsprozessen, wodurch sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene aller Altersgruppen in den Blick kommen.

In der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik, die von ihren ethischen Voraussetzungen und ihren wissenschaftlich begründeten ‚Selbstansprüchen‘ her, wenn auch nicht unbedingt stets in ihrer vorherrschenden Praxis und institutionellen Verfasstheit, ein ‚Mehr an sozialer Gerechtigkeit‘ anstrebt und Menschen in belastenden Lebensverhältnissen und prekären Lebenslagen gerecht werden will, haben sich in den letzten Jahren spezifische differenzsensible bzw. diversitätsbewusste Ansätze entwickelt. Diese verlangen von den Professionellen und Ehrenamtlichen eine besondere Aufmerksamkeit für sozial bedeutsame Differenzlinien, damit verbundene Unterscheidungspraxen und Macht- und Ungleichheitsverhältnisse sowie ein Bewusstsein für die jeweils eigene Involviertheit in diskriminierende Diskurse und Strukturen. Die kritische Thematisierung von und Auseinandersetzung mit Konstruktionen zu ‚Großgruppen‘ entlang von Kategorien wie Klasse/Schicht, Geschlecht/Sexualität, Ethnie/Kultur/Nation, Alter/Generation und Behinderung/Beeinträchtigung gehört mit zu den Kernaufgaben des Faches.

Literaturangaben

  • Böhnisch, Lothar (2012): Lebensbewältigung. Weinheim: Juventa.
Webmaster: Luka Jereczek (Stand: 20.06.2024)  | 
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