Diplomstudiengang Landschaftsökologie: 103 S. (Erstgutachter)
In den letzten Jahrzehnten werden weltweit Neobiota als die zweitwichtigste Ursache für das Artensterben genannt, global gesehen verringert sich die Artenzahl, da sich Neobiota ausbreiten und seltene Arten zurückgedrängt werden (KLINGENSTEIN et al. 2003). In Europa und auch im Wattenmeer wird die Situation weniger katastrophal aufgefasst, denn jetzt erkennt man auch positive Faktoren und beginnt die Thematik von mehreren Seiten zu betrachten (vgl. z.B. KOWARIK 2010).
Gegenstand dieser Arbeit war die Beschreibung von Neobiota und die Untersuchung des Umgangs mit ihnen im trilateralen Wattenmeer. Dazu wurden die als invasiv deklarierte und sich stark ausbreitende Crassostrea gigas und die eher unauffällig vorkommende Ensis americanus beleuchtet. Ebenfalls wurden als Ergänzung Experten aus den Niederlanden, Deutschland und Dänemark zu der Thematik befragt. Betrachtet man die Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit, könnte man im nächsten Schritt die Expertenbefragung noch ausweiten und Personen z.B. von der trilateralen Wattenmeer Kooperation mit einbeziehen, sowie auch mehr Experten aus Ministerien befragen, um nicht nur die naturwissenschaftliche Seite zu untersuchen, sondern die Thematik auch auf politischer Ebene zu beleuchten. Förderlich hierbei wäre es, wenn alle Befragungen als Interview durchgeführt werden würden, da der Informationsfluss bei einer persönlichen Befragung viel größer ist, jedoch sind die logistische Durchführung der Interviews und die Aufarbeitung der Daten sehr zeitaufwendig.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass eine invasive Art wie Crassostrea gigas auch eine Reihe von positiven Effekten bewirkt. Obwohl die gebietsfremde Art in Konkurrenz zu der heimischen Mytilus edulis steht, wird sie als habitat engineer bezeichnet, der wertvollen Lebensraum auch für im Wattenmeer heimische Arten schafft. Deutlich wird, dass eine Bekämpfung von einer etablierten, stark ausgebreiteten gebietsfremden Art, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen keine mögliche Option für die naturschutzfachliche Planung ist. Es müssen andere Maßnahmen im Umgang mit Neobiota ergriffen werden, denn auch in nächster Zeit ist ein Zuwachs von exotischen Arten im Wattenmeer besonders auch im Zuge der Klimaerwärmung zu erwarten, (vgl. Quality Status Report 2009, DANKERS 2011 Exb.) Das Hauptaugenmerk sollte auf die Prävention gerichtet werden, um die Einschleppung und Einbringung von Neobiota ins Wattenmeer, speziell durch die zwei Hauptvektoren im marinen Bereich, Aquakultur und Schiffsverkehr, zu verhindern. Sinnvoll wäre hier eine schnelle Ratifizierung der Ballastwasser Konvention durch alle drei Länder, da die Umsetzung der Richtlinien sich danach noch einige Jahre hinziehen wird. Um jedoch schon präventiv zu arbeiten, wäre es nötig Schnellerfassungsprogramme für gebietsfremde Arten nicht nur auf das Wattenmeer, sondern auch auf einer internationalen Ebene umzusetzen. Hierbei sollen sporadisch auftretende Neobiota schnell erfasst werden, um noch die Möglichkeit zu haben deren Ausbreitung und Etablierung im Wattenmeer und auch in anderen Gebieten zu verhindern, (vgl. BUSCHBAUM 2011 Exb.)
Wünschenswert ist eine schnelle Entwicklung und länderübergreifende Umsetzung von Präventionsprogrammen, um zu ermöglichen, dass eine Ergänzung der heimischen Vielfalt durch schon eingewanderte Neobiota akzeptiert werden kann, aber das Wattenmeer nicht durch eine Menge von gebietsfremder Arten überflutet wird.