Masterstudiengang Landschaftsökologie: 134 S. (Erstgutachter)
Die Ergebnisse der Risikoanalyse haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kollision zwischen Schiffskörper und Offshore-Windenergieanlage im Offshore-Windpark KASKASI stattfindet, sehr gering ist. Durch die Kollisionsanalyse wurde deutlich, dass bei einer Driftgeschwindigkeit von ca. 2 m/s beim Aufreißen der Schiffshülle kein Öl aus dem Doppelhüllentanker austreten würde. Da vor dem Bau eines Offshore-Windparks jedoch alle Risiken in Betracht gezogen werden sollten, wurden in dieser Arbeit ein Austritt von Öl im Worst-Case-Fall und die damit verbunden Folgen aufgezeigt.
Die Modellierung von Ölaustritt in den vier unterschiedlichen Jahreszeiten hat gezeigt, dass in allen Szenarien die Wattflächen und Salzwiesen im Schleswig-Holsteinischen Raum mit einschließlich des EU-Vogelschutzgebietes „Östliche Deutsche Bucht“ am stärksten betroffen wären. Bei genauerer Betrachtung der Strömungs-, Wind- und Wellenbewegungen wurde deutlich, dass die Insel Helgoland aufgrund ihrer besonderen Strömungsbedingungen nur in geringem Maße von den Auswirkungen der Kollision mit anschließendem Ölaustritt betroffen wäre. Auch das FFH-Gebiet „Sylter Außenriff“ wäre bedingt durch die vorherrschenden westlichen Winde nur geringfügig betroffen. Das Niedersächsische Wattenmeer mit den Ostfriesischen Inseln und den Salzwiesen wären bei einer Kollision zu jeder Jahreszeit sehr viel geringfügiger betroffen als das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer. Der Grund dafür sind die vorherrschenden Winde und Strömungen, welche hauptsächlich aus westlicher Richtung wehen. Allerdings wurde ein geringer Unterschied zwischen den Frühjahr- und Sommermonaten, sowie den Herbst- und Wintermonaten festgestellt. Im Frühjahr und Sommer waren die prozentualen Anteile des Öls im Niedersächsischen Wattenmeer und den Salzwiesen verglichen zu den Herbst und Wintermonaten geringfügig höher. Ein Grund dafür können die Anteile der nordwestlichen Winde in den Frühjahr- und Sommermonaten sein, welche zu diesen Jahreszeiten wehen. Des Weiteren lag die Gesamtwahrscheinlichkeit, dass irgendein Küstenabschnitt betroffen sei, im Frühjahr und Sommer um ca. 10 % höher als im Herbst und Winter, was auf die hohe Fluktuation der Wellen in den Wintermonaten zurückzuführen ist. Durch den Wind und den Wellenschlag wird das zusammenhängende Öl aufgespaltet und daran gehindert in einem geschlossenen Ölteppich an die Küste zu driften. Die Menge, die an die Küstenabschnitte driften würde, kann dementsprechend als sehr viel geringer eingeschätzt werden, als sie dargestellt wurde. Öldriftmodelle bieten zwar die Möglichkeit über Driftannahmen, können aber nicht vollständig die vorliegenden Umweltbedingungen und daraus resultierenden Abbauprozesse mit einfließen lassen.
Nachdem die Meeresumwelt auf die Konsequenzen des Ölaustritts analysiert worden ist, wird deutlich, dass die Benthosgemeinschaften, wie z.B. Molluscen bei langfristigen Ölschäden die stärksten Auswirkungen davon tragen würden. Aufgrund ihrer sensiblen Reaktion auf Öl würden vor allem Arten verenden, welche auf oder nahe der Sedimentoberfläche leben und sich als Filtrierer ernähren. Einen positiven Effekt übt allerdings die hohe Reproduktionsrate der Benthosgemeinschaften auf die Reaktion auf Öl aus. Sie wären in der Lage sich innerhalb kürzester Zeit wieder von einem Ölschaden zu erholen.
Die Ergebnisse der Auswirkungen auf die Avifauna zeigen, dass diese im ersten Augenblick des Ölaustritts am stärksten in ihrer Lebensweise gehemmt wären. Die Brutvögel würden vor allem während des Brütens in den Salzwiesen gestört werden und auch die Nahrungsgrundlage würde durch das Absterben der Benthosgemeinschaften im Wattenmeer verringert werden. Auch bildet die geringe Reproduktionsrate der Vögel einen negativenFaktor der Reaktion auf Öl. Für den Seetaucher selbst ist das Risiko von Öl betroffen zu sein eher gering, da die größten Individuendichten nordwestlich von KASKASI liegen und der Ölteppich dieses Gebiet aufgrund der westlichen Winde sehr wahrscheinlich nicht erreichen würde. Die Avifauna wäre nur von Öl betroffen, wen die Ölausbreitung weiter fortgeschritten wäre und keine Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet werden würden. Da dieses jedoch aufgrund der Organisation der Ölbekämpfung nicht der Fall wäre, kann man bei einem Ölaustritt von einer sehr geringen Schädigung der Seetaucher ausgehen.
Da die Schweinswale in den Frühjahr- und Sommermonaten ihre Nachkommen im Bereich um Amrum großziehen, würde eine Kollision um diese Zeit einen negativen Effekt auf die Reproduktionsrate ausüben. Die Kälber hätten kaum eine Möglichkeit dem Ölteppich zu entfliehen.
Aufgrund der regelmäßigen Kontrollflüge wäre eine Kollision zwischen Offshore- Windenergieanlage und Doppelhüllentanker mit Ölaustritt jedoch sehr schnell zu identifizieren. Die Organisation der Ölbekämpfung und die Bekämpfungsmaßnahmen sind mittlerweile so weit ausgebaut, dass der Ölschaden innerhalb kürzester Zeit eingegrenzt werden könnte und das Öl kaum die Möglichkeit hätte in das Wattenmeer und die Salzwiesen zu driften. In der Diskussion wurde gezeigt, dass auch bei der Gefahr, dass das Öl die Küstengebiete erreichen würde, bestimmte Bekämpfungsmaßnahmen anzuwenden wären. Das Schadstoffbekämpfung-Vorsorge-Konzept bietet eine sinnvolle Vorbereitung für einen Ölaustritt. Es ist jedoch zu erkennen, dass die Salzwiesen mit ihrer besonderen Pflanzengesellschaft und ihrer großen Anzahl an Brut- und Rastvögeln die stärksten Langzeitschäden einer Ölkatastrophe davon tragen würden. Der schnelle Ablauf einer Ölbekämpfung steht bei einem Ölaustritt im Fokus und kann die Auswirkungen auf die Flora und Fauna enorm eingrenzen.
Die Modellierung der Ölverdriftung hat in allen vier Szenarien gezeigt, dass kaum Unterschiede in den unterschiedlichen Jahreszeiten zu erkennen waren. Für die Meeresumwelt und die Küstenabschnitte sind jedoch große Unterschiede zwischen den Sommer und Wintermonaten bedingt durch die Reproduktion zu erkennen.
Zusammenfassend ist das Ausmaß der Auswirkungen abhängig von der Menge der austretenden Schadstoffen und Jahreszeiten. Durch diese Arbeit wurde deutlich, dass je nach Ölschaden eine Eingrenzung der Auswirkungen eines Ölaustritts durch präventive und kurative Maßnahmen möglich ist. Die Erkenntnisse über die Auswirkungen von Öl auf Meeresorganismen sind bisher nur bedingt untersucht. Demensprechend gibt es weiterhin großen Forschungsbedarf über die Auswirkungen von Öl auf Meeresorganismen.