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WiSe 2015/2016

Religiöse Konflikte in Flugblättern der Frühen Neuzeit

Angesichts des Friedens, den wir genießen, erscheint die Beschäftigung mit der Genese und Verbreitung von Feindbildern, die im Zuge des Zusammenwachsens der EU-Mitgliedsstaaten noch weiter an Bedeutung verlieren (werden), womöglich anachronistisch. Zudem scheinen sie schlichtweg ungeeignet, um die Wege staatlichen Entscheidens und Handelns wissenschaftlich zu erschließen; man würde der Untersuchung „verlässlicherer“ Quellen wie z. B. Akten den Vorzug geben. Doch müssen diese stumm bleiben, wenn lebensweltliche Einflüsse, Werte, Normen oder Urteile deutlich werden sollen – oder wenn man erschließen möchte, welche Schritte unternommen wurden, um die öffentliche Meinung in die gewünschte Richtung zu lenken. Wie Geschichte und Gegenwart zeigen, werden und wurden religiöse Konflikte stets von Schriften begleitet, die diesem Zweck dienen: Zum einen liefern sie wichtige Information zum Verlauf der Auseinandersetzungen, zum anderen setzt man sie dazu ein, um das Handeln der Gegner zu verdammen. Doch wie wurden Feindbilder in frühneuzeitlichen Flugblättern geschaffen? Welchen Einfluss übten sie auf die Wahrnehmung religiöser Konflikte aus? Griffen sie reale Sorgen und Ängste auf, oder lebten sie von reiner Sensationsgier? Und mit welchen gestalterischen und stilistischen Mitteln wurden Verständnis und Memorierung der Botschaft gesichert? Diesen Fragen soll in Untersuchung deutscher Flugblätter nachgegangen werden. In diesem Kontext werden wir uns auch mit Fragen nach deren Produktion, Vertrieb und Adressatenkreis auseinandersetzen. Für das Seminar ist außerdem die gemeinsame Erarbeitung geeigneter Analysekriterien zentral.  

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