Die Böden

Die Böden

Infobox

Chromic

Steht für einen durch Eisenoxide gefärbten Boden in der WRB.

Cambisol

Referenzbodengruppe der WRB mit Böden, die durch Gefügebildung, Verbraunung oder Verlehmung geprägt sind.

Edaphon

Das Edaphon bezeichnet alle im Boden lebenden Organismen.

Luvisol

Referenzbodengruppe der WRB mit durch Tonverlagerung geprägte Böden.

Polyedergefüge

Ein Polyedergefüge ist ein Aggregat mit Bestandteilen, mit sehr ähnlicher Länge der drei Hauptachsen. Diese haben überwiegend scharfe Kanten und glatte Seitenflächen

Rubefizierung

Rotfärbung von Boden durch Hämatit.

Verbraunung

Als Verbraunung werden die Bildung sowie Ausfällung von Eisenoxiden aus durch Verwitterung von eisenhaltigem Gestein freigesetzten Eisenionen und die entstehende braun bis rotbraune Färbung des Bodens bezeichnet.

WRB (World Reference Base for Soil)

World Reference Base for Soil Resources ist ein internationales Bodenklassifikationssystem.

(Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel,  2018)

Wie im gesamten Mittelmeerraum sind auch auf Giglio die drei Referenzbodengruppen der World Reference Base for Soil Resources (WRB) Luvisole, Cambisole und Lepotsole anzutreffen.  Luvisole und Cambisole lassen sich zu den zwei Bodenarten Terra rossa und Terra fusca zuordnen. Beide bilden in der Deutschen Bodensystematik die Klasse der Terra calcis (Skowronek, 2016). Leptsole spielen eine gesonderte Rolle.

Terra rossa

Terra rossa-Böden gehören laut WRB zu den Chromic Luvisolen (Aydinalp and Fitz Patrick, 2009). Die Bodenart prägt mit seiner auffälligen Rotfärbung in vielen mediterranen Gegenden das Landschaftsbild. Verantwortlich für diese Rotfärbung ist das Eisenoxid Hämatit Fe2O3, das sich durch intensive chemische Verwitterung bei dem feucht-warmen mediterranen Klima, mit feuchtem Wintern und trockenen Sommern, bildet. Genau diese wechselfeuchten Klimabedingungen ermöglichen auch die Bodenbildung aus harten, eisenhaltigen, tonarmen Kalk- und Dolomitgesteinen. Aus deren nicht löslichen Rückständen, wie Tonminerale, Eisenoxide bzw. –hydroxide, wie z.B. Goethit (FeOOH), konnte sich der Boden entwickeln (Lucke et al., 2014).

Die Profilabfolge der Terra rossa lautet Ah/Tu/cC (Eckelmann; et al., 2005).

Der Ah-Horizont bildet den mineralischen Oberbodenhorizont. Dieser hat mit maximal 10 % nur einen geringen Humusanteil. Dies liegt daran, dass der Boden meist im Winter frostfrei bleibt und daher das ganze Jahr über Humus durch das Edaphon abgebaut werden kann.

Der Tu-Horizont besitzt aufgrund der Anreicherung mit Hämatit (von bis zu 5 %) eine braunrote Farbe und bildet den Unterbodenhorizont. Dieser besteht aus Lösungsrückstanden des Ausgangsgesteins Kalk- oder Dolomitgestein und den darin enthaltenen Verunreinigungen, die sich im Regen- oder Bodenwasser gelöst haben. Dabei bleiben überwiegend Tonminerale zurück und bilden mit einem Anteil von etwa 65 % den Hauptbestandteil dieses Horizonts. Die Feinerde ist frei von Primärcarbonat, das durch das Regen- oder Bodenwasser gelöst wurde. Das "u" in Tu steht für rubefiziert (www.ahabc.de, Zugriff am 30.10.2020).

Das "c" im cC-Horizont steht für carbonatisch. Denn der cC-Horizont ist das Ausgangsgestein, das aus wenig verwittertem Kalkstein oder Dolomit mit einen Carbonatgehalt von mindestens 75 % besteht. (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel, 2018)

Terra fusca

Terrra fusca Böden werden laut WRB aufgrund der häufig auftretenden Lössauflage als Chromic Cambisol eingeordnet, bei tonreichem Unterboden jedoch als Luvisol (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel,  2018).

Sie besitzen eine leuchtend gelbbraune Färbung und entstehen aus Rendzinen auf carbonatreichen, eisenarmen Ausgangsgestein und werden auch als Kalksteinbraunlehm bezeichnet. Sie sind mit einem Tongehalt von mehr als 65 % im T-Horizont sehr tonreich. Außerdem sind Terra fusca-Böden meist mäßig bis stark sauer, im feuchten Zustand sehr plastisch und daher sehr erosionsanfällig und besitzen einen geringeren Humusanteil als andere Rendzinen. Sie entstehen durch die Auswaschung und Verwitterung von Karbonat- oder Gipsgestein. Zurück bleiben meist Rückstände aus Verunreinigungen des Gesteins, meist Silikate wie Tonminerale. Der Kalk wird dabei vollständig ausgewaschen. Die leuchtende Färbung kann an der Färbung des Lösungsrückstandes liegen, jedoch beruht sie meistens auf eine Verbraunung, also auf eine Freisetzung von Eisen, das im Carbonat- oder Silikatgestein gebunden ist und anschließend oxidiert (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel, 2018).

Die Profilabfolge der Terra fusca lautet Ah/Tv/cC (Eckelmann et al., 2005).

Der Ah-Horizont bildet den mineralischen Oberbodenhorizont. Dieser besitzt einen höheren Humusanteil als der von den Terra rossa-Böden, jedoch nie mehr als 30 % von der gesamten Masse.

Der Tv-Horizont bezeichnet den teilweise bis zu mehreren Dezimetern mächtigen Unterboden. Dieser besteht aus den Lösungsrückständen des carbonathaltigen Ausgangsgesteins. Diese Lösungsrückstände bestehen zu mehr als 65 % aus Ton, wie z.B. die Tonminerale Illit und Kaolinit. Der Kalk ist vollständig ausgewaschen. Die leuchtend gelbliche bis rotbraune Farbe des Horizontes ist durch Verbraunungsprozesse entstanden (siehe oben). Des Weiteren weist der Tv-Horizont ein ausgeprägtes Polyedergefüge und einen niedrigen pH-Wert auf. Das "v" in dem Tv-Horizont steht für den Verbraunungsprozess.

Der darunter liegende cC-Horizont besteht wie beim Terra rossa-Boden aus wenig verwittertem Kalkstein oder Dolomit mit einem Carbonatgehalt von mindestens 75 %. Auch beim cC-Horizont der Terra fusca steht das "c" für carbonatisch. (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel,  2018).

Leptosole

Als Leptosole werden sehr flachgründige oder skelettreiche Böden mit weniger als 20 % Feinbodenanteil beschrieben. Dazu gehören die beiden Bodenarten Rendzinen und Ranker. Sie kommen häufig auf flachgründigen Bergkuppen vor. Rendzinen besitzen meist nur einen dünnen Ah-Horizont gefolgt von einem kalkreichen C-Horizont. Ranker haben ebenfalls einen dünnen humusreichen Ah-Horizont, jedoch auf silikathaltigem Ausgangsgestein (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel,  2018).

Nutzung der Böden

Die Dichte der Terra fusca-Böden, hervorgerufen durch den hohen Tongehalt, erschweren die landwirtschaftliche Bearbeitung der Böden. Hinzu kommt die Erosionsanfälligkeit, besonders im feuchten Zustand.

Außerdem liegt der Boden oft auf flachgründigem Gelände, wie z.B. Kuppen. Der steinreiche Rendzina-Oberboden erschwert die Bearbeitung zusätzlich. Daher werden oft Standorte auf Terra fusca forstlich oder als Weideland genutzt Terra Rossa ist hingegen aufgrund der erdigen Lehmstruktur gut geeignet für die Landwirtschaft. Zwar trocknet während des Sommers oft die Oberfläche aus, jedoch wird aufgrund des tiefgründigen Tonhorizonts auch bei vorrübergehenden Dürreperioden genügend Wasser gehalten (Skowronek, 2016).

Limitierender Standortfaktor ist im Mittelmeerraum die Wasserhaltekapazität des Bodens: ist sie hoch, können gute Ernten erzielt werden. Auf durchlässigeren Böden mit geringerer Wasserhaltekapazität können hingegen nur tief wurzelnde Dauerkulturen wie Oliven, Mandeln, Feigen oder Wein angebaut werden.

Durch Entwaldung im Mittelmeerraum, die schon früh großflächig durchgeführt wurde, bleiben flachgründige, trockene Leptosole übrig. Diese können lediglich als extensive Viehweiden genutzt werden.

Degradierungen mediterraner Böden

Die Böden im Mittelmeerraum sind durch verschiedene Ursachen gefährdet. Dazu gehören neben dem fortschreitenden Klimawandel, der Überweidung oder der Entwaldung auch die Intensivierung des Ackerbaus. Der intensive Ackerbau führt, beispielsweise durch den Einsatz von schweren Maschinen, gerade bei den tonreichen Böden Terra rossa und Terra fusca zu zusätzlichen Bodenverdichtungen. Dies kann die Erosionsanfälligkeit, zum Beispiel bei Starkregenereignissen, die in Folge des Klimawandels noch weiter zunehmen werden, fördern. Aber auch die Bodenstruktur kann verändert werden, was sich wiederum auf die Wasserhaltekapazität auswirken kann. Durch übermäßige Beweidung oder Entwaldung wird die schützende Vegetationsdecke ausgedünnt und der Boden ist der Erosion durch Wind oder Wasser ausgesetzt. Zusätzlich nimmt auch der organische Anteil im Oberboden aufgrund der fehlenden Streu ab (EEA, 1998). Da der Humus-Anteil generell schon bei der Terra fusca niedrig und vor allem bei der Terra rossa sehr niedrig ist, kann dies die Fruchtbarkeit des Bodens massiv gefährden. Durch die Beanspruchungen der Böden kommt es auch zu einer bodeninternen Degradation, wie z.B. die Zerstörung des Edaphons oder die Veränderung des pH-Wertes. Des Weiteren kann es zu einer Verarmung der Nährstoffe aufgrund des fehlendes Streueintrags kommen (Amelung et al., Scheffer/Schachtschnabel, 2018).

Durch all diese Formen der Degradation und der zusätzlichen Flächenversiegelung durch Urbanisation sind laut der EU-Kommission, die sich auf einer Studie von Zdruli im Jahr 2014 beruft, im Mittelmeerraum seit 1961 bis 2020 bereits rund 8,3 Millionen Hektar Ackerland verloren gegangen (Zdruli, 2014), (European Commission, 2014). Leider ist damit zu rechnen, dass in Zukunft noch große Flächen hinzukommen werden. So wird der Druck auf die noch nicht von Landwirtschaft oder Bebauung beanspruchten Flächen wahrscheinlich zunehmen. Dies könnte zu einer Gefährdung der noch vorhandenen relativ großen Biodiversität an wildwachsenden Pflanzen auf Giglio und im gesamten Mittelmeerraum führen.

Literaturverzeichnis

Ahabc.de - Das Magazin für Boden und Garten: Terra rossa. Unter: www.ahabc.de/bodentypen/klasse-typen-oder-bodensystematische-einheiten/bodentyp-terra-rossa/ (Zuletzt aufgerufen am 04.11.2020)

Ahabc.de - Das Magazin für Boden und Garten: Terra fusca. Unter: www.ahabc.de/bodentypen/klasse-typen-oder-bodensystematische-einheiten/bodentyp-terra-fusca/ (Zuletzt aufgerufen am 04.11.2020)

Amelung, W. et al. (2018), Scheffer/Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde, Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg

Aydinalp, C. and Fitz Patrick, E. A. (2009), Pedogenesis and characteristics of the Terra rossas developed on different physiographic position and their classification, Agrociencia, 43(2), pp. 97–105.

Eckelmann, W. et al. (2005), Bodenkundliche Kartieranleitung. KA5. Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden. Hannover: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

EEA (1997), Die Umwelt in Europa : der zweite Lagebericht, Report, (Kapitel 11)

European Commission (2014), Mediterranean land degradation threatens food security, Science for Environment Policy, Issue 391

Geografie Diplom, Bodenkunde-Bodengeographie, Die Böden der winterfeuchten Subtropen, insbesondere die Böden des Mediterranraums: Terra Rossa und Terra fusca Unter: www.geographie-diplom.de/Texte/Physisch/boden5.htm, (Zuletzt aufgerufen am 04.11.2020)

Lucke, B. et al. (2014), Red mediterranean soils in jordan: New insights in their origin, genesis, and role as environmental archives, Catena. Elsevier B.V., 112, S. 4–24

Skowronek, A. (2016), Terrae calcis, Handbuch der Bodenkunde, S. 1–38.

Zdruli, P. (2014), Land resources of the mediterranean: status, pressures, trends and impacts on future regional development, Land degradation & development, V.25, Nr. 4 , S. 373-384

(Stand: 19.01.2024)  | 
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page