Die Lernmaschine im Kinderzimmer. Die Entwicklung von Lernsoftware für Kinder in Deutschland, 1980-2000.
Projektleitung
Dr. Carmen Flury
Institut für Pädagogik (» Postanschrift)
Die Lernmaschine im Kinderzimmer. Die Entwicklung von Lernsoftware für Kinder in Deutschland, 1980-2000.
In den 1980er und 1990er Jahren vollzog sich ein Wandel in der Wahrnehmung des Computers in der Öffentlichkeit: Der Computer wurde von einer technischen Rechenmaschine, die vor allem in Militär, Forschung und Arbeitswelt eingesetzt wurde, zu einem multifunktionalen Konsumprodukt und Lernmedium in Schule und Kinderzimmer. Diese Erweiterung in der öffentlichen Wahrnehmung des Computers von einem technischen Artefakt der Erwachsenenwelt hin zu einem Lerngerät, das nicht nur kindgerecht, sondern geradezu prädestiniert für den entdeckenden und spielerischen Zugriff durch Kinder sei, wurde maßgeblich durch die Entwicklung entsprechender Software vorangetrieben. So manifestierten sich in der Gestaltung von Lernsoftware die Vorstellungen von Technologen und Pädagogen darüber, welche kindlichen Bedürfnisse und Aneignungsweisen den jungen Lernenden den Zugang zum Computergerät vermittelten. Die Entwicklung des Computers als Lernmedium für Kinder warf somit einerseits Fragen nach der kindgerechten Gestaltung von Software und dem pädagogischen Mehrwert der neuen Bildungstechnologie auf. Andererseits ging die Entwicklung von Lernsoftware auch mit der Entstehung eines profitorientierten Marktes für Lernsoftware an der Schnittstelle von Bildung und Unterhaltung einher.
Das Projekt untersucht die historische Entwicklung von Lernsoftware für Kinder im Schulalter in Westdeutschland unter besonderer Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Aushandlungs- und Aneignungsprozesse des Computers als Lernmedium. Gleichzeitig wird die Entwicklung von Lernsoftware in den ökonomischen Kontext der Entstehung eines (inter-)nationalen Softwaremarktes gestellt, der die Entwicklung digitaler Lernmedien als Verkaufsargument für Computertechnik in Schulen und privaten Haushalten zu nutzen wusste. Das Wechselspiel zwischen pädagogischer Aneignung und ökonomischen Verwertungslogiken tritt dabei als ein prägender Aspekt des Verhältnisses von Bildung und Ökonomie im digitalen Zeitalter hervor, der untrennbar mit Fragen der Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit verbunden ist.
Projektleitung: Dr. Carmen Flury
Projektlaufzeit: 2024-2026
Projektförderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)