Promotionsprojekte
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Promotionsprojekte
Aktuelle Promotionsprojekte
Janina Dott
Arbeitstitel: Partizipation von Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen in inklusiven frühpädagogischen Einrichtungen
Immer mehr Kinder besuchen inklusionsorientierte statt separierende Kindertageseinrichtungen (Kitas) (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2020). Die Partizipation und das gemeinsame Spielen und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung kann dabei als ein Ziel betrachtet werden. Vorteile für die Entwicklung von Kindern mit Behinderung, etwa in der sprachlichen und sozial-emotionalen Entwicklung, werden z. B. aufgrund einer höheren Anzahl sozialer Interaktionen postuliert (Blackmore et al., 2016; Piskur et al., 2014). Sprachliche Kompetenzen stellen gleichzeitig eine entscheidende Voraussetzung für die Initiierung und Aufrechterhaltung von Interaktionen dar (Harper & McCluskey, 2002). Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass die Partizipation von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen oder Behinderungen im Allgemeinen durchschnittlich geringer ist, sie kleinere Spielnetzwerke bilden und ihr Zugang zu Peer-Interaktionen erschwert ist (Chen et al., 2019, 2020; Kuutti et al., 2021; Lütolf & Schaub, 2019). Es stellt sich die Frage, welche personen- und umweltbezogenen Faktoren ihre Partizipation im Kita-Alltag beeinflussen. Im Rahmen des Promotionsvorhabens soll daher zunächst in einem Systematic Review der aktuelle Forschungsstand zusammengefasst und analysiert werden. Im Anschluss daran sollen in einer empirischen Studie die Partizipation und das Interaktionsverhalten von Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen in inklusiven frühpädagogischen Einrichtungen erfasst werden.
Sarah Volknant
Arbeitstitel: Mehrsprachigkeit in der Schule – Überzeugungen angehender Lehrkräfte aus intersektionaler Perspektive
In Deutschlands Migrationsgesellschaft wirken vielfältige sprachliche Einflüsse auf Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Schüler*innen ein. Der zunehmend mehrsprachig aufwachsenden Schüler*innenschaft zum Trotz wird diese Dynamik in der Ausbildung von Lehrkräften jedoch nicht angemessen berücksichtigt. So sind Lehrangebote zu Mehrsprachigkeit im Lehramtsstudium weder obligatorisch noch an allen Hochschulen verfügbar (Busse 2020). Historisch gewachsene Vorstellungen von Sprache, die von Macht- und Herrschaftsverhältnissen geprägt sind, tragen zur Aufrechterhaltung des „monolingualen Habitus“ (Gogolin 1994) bei und werden nach wie vor in teilweise negativen Überzeugungen angehender Lehrkräfte sichtbar.
Das kumulative Promotionsprojekt zielt darauf ab, die Überzeugungen von Lehrkräften zu Mehrsprachigkeit in der Schule qualitativ zu erfassen und diese intersektional zu erforschen. Die intersektionale Analyse des Materials ermöglicht es, das Zusammenwirken verschiedener sozialer Kategorien sowie Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu untersuchen und nach ein- und ausgrenzenden sowie reproduzierenden Effekten zu fragen (Budde 2018; Riegel 2022). Die intersektionale, dekonstruktivistische Perspektive auf mit Mehrsprachigkeit verbundene Differenz- und Dominanzverhältnisse erfolgt dabei kritisch-reflexiv (Riegel 2016). Perspektivisch sollen aus den Ergebnissen Implikationen für eine intersektional sensible pädagogische Praxis formuliert werden, die eine kritische Reflexion von Überzeugungen zu Mehrsprachigkeit beinhaltet.
Katharina Kuhlmann
Arbeitstitel: Sprachentwicklungsstörungen und zusätzliche Beeinträchtigungen im Bereich der emotional-sozialen und motorischen Entwicklung. Erfassung von Formen und Ausprägungen sowie Auswirkungen auf die Partizipation
Sprache ist von elementarer Bedeutung für die erfolgreiche Schul- und Lebensbewältigung sowie die Partizipation von Kindern (Chilla, 2017). Bei Kindern mit Beeinträchtigungen im Spracherwerb ohne ursächliche Störungen in anderen Entwicklungsbereichen liegen primäre Sprachentwicklungsstörungen (SES) vor (Spreer et al., 2015). SES zählen mit Prävalenzangaben von 5-8% zu einer der häufigsten Entwicklungsstörungen in der Kindheit (von Suchodoletz, 2014). Zudem treten häufig begleitende Auffälligkeiten in nichtsprachlichen Bereichen auf. Beispielsweise zeigen sich enge Zusammenhänge in der Entwicklung sprachlicher und emotional-sozialer Fähigkeiten (Yew & O'Kearney, 2013). Auch Auffälligkeiten in der Grob- und Feinmotorik treten im Zusammenhang mit SES häufig auf (Sanjeevan et al., 2015). Das kombinierte Auftreten der Entwicklungsauffälligkeiten geht mit zusätzlichen Partizipationsbarrieren einher; jedoch mangelt es an Daten zu kombinierten Beeinträchtigungen bei Kindern mit SES im Grundschulalter. Das quantitativ angelegte Promotionsprojekt verfolgt das Ziel, die möglichen Formen und Ausprägungen von sozial-emotionalen und motorischen Kompetenzen bei Kindern mit SES anhand standardisierter Testverfahren zu erfassen. Weiterhin sollen die Barrieren und Unterstützungsmöglichkeiten für die Partizipation aus Sicht der Eltern qualitativ erfasst werden. Auf diese Weise soll Wissen über kombinierte Beeinträchtigungen bei Kindern mit SES geschaffen werden, welches praktisch bedeutsam ist, um zielführend intervenieren und beraten zu können sowie Partizipationsmöglichkeiten zu stärken.
Lara Hardebeck
Arbeitstitel: Spracherwerb und Partizipation von Kindern mit (und ohne) Hörbeeinträchtigung
Ein Ziel der Inklusion ist der gleichberechtigte Zugang zur Bildung, um eine volle und wirksame Partizipation für Kinder und Jugendliche an der Gesellschaft zu ermöglichen (Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, 2018; Platte, 2020). Im Rahmen eines (inklusiven) Unterrichts, der überwiegend lautsprachlich organisiert ist und somit das Hör- und Sprachverstehen voraussetzt (Bogner et al., 2018; Hennies & Hintermair, 2020), treffen lautsprachlich kommunizierende Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung auf zahlreiche Partizipationsbarrieren (Schwab et al., 2019; Todorov et al., 2021). Diese ergeben sich u. a. aus Verzögerungen im Lautspracherwerb (Haukedal et al., 2022; Tomblin et al., 2015). Es bedarf der Erfassung der subjektiven Erfahrungen und Bedürfnisse dieser Schüler*innen, um Partizipationsbarrieren zu identifizieren und abzubauen. Zudem ist es wichtig, Lehrkräfte in diesen Prozess einzubeziehen, damit sie für die Herausforderungen und Bedürfnisse ihrer Schüler*innen sensibilisiert werden und angemessen Unterstützungsmöglichkeiten im Unterricht bereitstellen (Todorov et al., 2022).
Um die Partizipation von Schüler*innen mit einer Hörbeeinträchtigung zu stärken, soll im Rahmen des Promotionsvorhabens der Zusammenhang zwischen sprachlichen Kompetenzen, der subjektiven Hörqualität im inklusiven Unterricht und den Partizipationsmöglichkeiten von Schüler*innen mit einer Hörbeeinträchtigung untersucht werden. Dazu werden einerseits standardisierte Sprachtests und Fragebögen zur Partizipation und zur Einschätzung der subjektiven Hörqualität eingesetzt. Andererseits werden Interviews mit Schüler*innen mit einer Hörbeeinträchtigung und ihren Lehrkräften geführt, um Barrieren sowie Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten für die schulische Partizipation im inklusiven Unterricht herauszuarbeiten.
Eva Kemler
Arbeitstitel: Qualifikation und Rollenwahrnehmung von Schulbegleiter*innen unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Partizipation der begleiteten Schüler*innen
Schulbegleitung ist eine Einzelfallmaßnahme, die im Sozialgesetzbuch als Eingliederungshilfe für Schüler:innen mit (drohender) seelischer Behinderung (§ 35a, SGB VIII) sowie als Leistung zur Teilhabe an Bildung für Schüler:innen mit Behinderung (§ 112, SGB IX) verankert ist und im deutschen Schulsystem eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Inklusion einnimmt (Dworschak & Markowetz, 2019). Ein bundesweit einheitliches Konzept zur Ausgestaltung der Maßnahme fehlt bislang, so dass unklar bleibt, wie die begleiteten Schüler*innen in ihrer Teilhabe an Bildung konkret unterstützt werden sollen (Demmer, 2023). Neben den Rahmenbedingungen der Maßnahme (geringe Bezahlung und befristete Einstellung) wird häufig die zumeist fehlende pädagogische Qualifikation sowie die unklare Rollenbeschreibung der Schulbegleiter*innen kritisiert (Henriksen, 2018; Lübeck, 2019). Besonders relevant, aber bislang wenig erforscht, ist der Beitrag von Schulbegleitung zur Unterstützung der sozialen Partizipation der begleiteten Schüler*innen (Henn et al., 2022; Lindmeier & Ehrenberg, 2022).
Das kumulative Promotionsprojekt zielt darauf ab, die Qualifikation, Motivation und Rollenwahrnehmung von Schulbegleiter*innen zu erfassen und zu analysieren. Ein besonderes Interesse gilt darüber hinaus der sozialen Partizipation der begleiteten Schüler*innen und den konkreten Strategien, die Schulbegleiter*innen beschreiben, um ihrerseits die soziale Partizipation der begleiteten Schüler*innen im Schulalltag zu unterstützen.
Abgeschlossene Promotionsprojekte
Aleksandra Kappenberg
Titel: Multimodale Interaktionsgestaltung von Kindern im Zweitspracherwerb
Viele Kinder im Vorschulalter erwerben Deutsch als Zweitsprache in alltäglichen Interaktionen mit pädagogischen Fachkräften und Peers (Autor:innengruppe Bildungsberichtserstattung, 2022; DeHouwer, 2021). Um diese Interaktionen erfolgreich zu gestalten, nutzen sie neben verbalen Sprachkompetenzen eine Reihe von gestischen und multimodalen Kommunikationsmitteln (Verbindungen von Gesten und Sprache; Beaupoil-Hourdel, 2022; Rohlfing, 2019). Bislang fehlt es jedoch an quantitativen Studien, die die multimodale Interaktionsgestaltung von Kindern im Zweitspracherwerb in alltäglichen Interaktionen mit pädagogischen Fachkräften und Peers sowie ihren Zusammenhang mit Sprachkompetenzen in der Zweitsprache Deutsch analysieren. Das Promotionsprojekt besteht aus zwei forschungsmethodischen Beiträgen und drei empirischen Querschnittsstudien zur multimodalen Interaktionsgestaltung von Kindern im Zweitspracherwerb in frühpädagogischen Settings. Die erste empirische Studie beschäftigt sich mit multimodalen Initiierungsstrategien, die im Freispiel mit Peers eingesetzt werden. Die zweite und dritte Studie fokussieren das Setting des dyadischen, dialogischen Lesens von Kindern und Fachkräften mit besonderer Berücksichtigung von multimodalen Initiierungs- und Reaktionsstrategien. Die Ergebnisse unterstreichen die zentrale Rolle multimodaler Kommunikationsmittel, die die Kinder im Zweitspracherwerb in frühpädagogischen Settings einsetzen.