Mühsam die Kurse fürs Auslandssemester zusammensuchen? Internationalen Studierenden der Gesellschafts- und Geisteswissenschaften, die nach Oldenburg kommen, bleibt das erspart. Mit dem Programm EUGL finden sie ein maßgeschneidertes Angebot vor.
Die Bandbreite ist immens: Sozialgeografie oder Völkerrecht, Kultur- und Literaturwissenschaft, Geschichte oder Geschlechterforschung, die internationale Wirtschaftsordnung, Linguistik und Sprachvermittlung – Einblicke in diese und weitere Felder bietet internationalen Austauschstudierenden an der Universität seit 2017 das ein- bis zweisemestrige Programm „European Studies in Global Perspectives“, kurz EuGl. Es speist sich überwiegend aus dem regulären Angebot an englischsprachigen Wahlpflichtveranstaltungen der Fakultäten I bis IV, hinzu kommen ein Blockseminar zu Deutschland als Migrationsgesellschaft sowie ein ebenfalls verpflichtender Deutschkurs am Sprachenzentrum.
„Das Interesse bei internationalen Studierenden, aber auch allgemein bei Partnerinstitutionen ist groß“, erzählt Lea Brenningmeyer, Doktorandin der Amerikanistik und EuGl-Koordinatorin. „Wenn Studierende nach Absolvieren des Programms heimkehren, kommt häufig der oder die nächste nach.“ Die Zahl der Anmeldungen bewege sich bei circa 20 pro Semester. Darunter waren auch schon Studierende, die anschließend ein Masterstudium in Oldenburg aufnahmen: „Sie haben das Programm zum Schnuppern genutzt, währenddessen intensiv die Beratungsangebote der Universität in Anspruch genommen und Oldenburg kennen und lieben gelernt.“
Nach dem abgelaufenen Sommersemester zumindest ein zweites Semester im EuGl-Programm anschließen möchte jedenfalls Claire McLaughlin: „Ich finde es wirklich toll, dass das Programm zu den meisten Themen sowohl die deutsche als auch die internationale Perspektive einbezieht“, sagt die 21-Jährige, die an der California State University in Long Beach (USA) Internationale Studien und Deutsch studiert. „Ich habe zudem viele deutsche Studierende kennengelernt – sicher auch für andere eine gute Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.“
Erst recht in „normalen“ Zeiten. Das Sommersemester musste pandemiebedingt kurzfristig digital stattfinden. „Auch aktuell erreichen uns aufgrund der Corona-Pandemie viele Anfragen, etwa nach dem Anteil der Präsenzlehre“, so Lea Brenningmeyer. Manche Studierende hätten ihre Bewerbung wieder zurückgezogen, andere wiederum absolvierten ein digitales Austauschsemester. EuGl soll in diesem Wintersemester sowohl die Möglichkeit von Präsenz- als auch Online-Veranstaltungen bieten – ein Hybrid-Semester. „In der persönlichen Beratung schauen wir, dass wir für jede und jeden die passenden Seminare zusammenstellen“, sagt die Koordinatorin.
Die Eins-zu-eins-Beratung – neben derjenigen des International Office – sieht Brenningmeyer als ein großes Plus des Studienprogramms. „Viele, die im Ausland studiert haben, kennen die Erfahrung, sich mühsam die Kurse zusammenzusuchen“, sagt sie. „Wenn etwa Studierende der International Relations nach Oldenburg kommen, sitzen sie gewissermaßen zwischen den Stühlen – in dem Fall zwischen den Fakultäten I und II, zwischen Politik und Wirtschaftswissenschaften.“ Aber zwischen den Fakultäten stehe eben auch EuGl, mit einer Beratung, die ihnen helfe, aus dem Themencluster „Gesellschaft, Wirtschaft, Politik“ oder alternativ „Sprachen, Kulturen, Bildung“ einen maßgeschneiderten Stundenplan zusammenzustellen.
Ein weiterer Pluspunkt sei das EuGl-Zertifikat, das das erfolgreiche Absolvieren eines oder zweier Semester bescheinige. Zugleich stelle das Programm im Sinne einer "Internationalisation at Home" einen Gewinn für Oldenburger Studierende dar, die im Kontakt mit den Incomings etwa ihre interkulturellen Kompetenzen erweiterten.
Drei Jahre nach dem Start entwickelt Brenningmeyer das Programm aktuell weiter, gemeinsam mit den Internationalisierungsbeauftragten der beteiligten Fakultäten. Beim Erweitern des Modulkatalogs können sie aus dem englischsprachigen Lehrangebot der Fakultäten schöpfen, „natürlich immer mit European-Studies-Bezug“, wie die Koordinatorin betont. Soweit neue Module hinzukämen, geschehe dies stets in Rücksprache mit den Lehrenden. Sie bietet zum dritten Mal selbst in diesem Kontext ein Seminar an und betrachtet unter der Überschrift „Screening Europe“ gemeinsam mit den Studierenden die Repräsentationen Europas im US-amerikanischen Film und Fernsehen.
Wenngleich viele Veranstaltungen englischsprachig sind, fühlte sich US-Austauschstudentin McLaughlin auch mit ihren Deutschkenntnissen gefordert. Sie habe – nach ihrem Eindruck als einzige nicht-deutsche Studentin – „Transnational Perspectives in Gender Studies“ belegt „mit Dozenten, die sich nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Indien oder Südafrika per Videochat zugeschaltet haben“. Zudem hätten die Studierenden englisch- wie deutschsprachige Texte zu lesen gehabt, so habe sie nebenbei auch ihr Deutsch verbessert. Ihr Fazit: „EuGl passt ziemlich genau zu meinem Studiengang daheim.“