Forum für Marx-Forschung Oldenburg

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„Der Widerspruch zwischen dem Kapital und der Natur”

Tagung 10. – 11. Juni 2022

BIS-Saal der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

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Die Vortragenden:

Dr. Judith Dellheim, Berlin Prof. Dr. Klaus Dörre, Jena  PD Dr. Thomas Gehrig, Frankfurt
Hans Rackwitz, Jena Dr. Nadja Rakowitz, Maintal Prof. Dr. Peter Röben, Oldenburg
Dr. Annette Schlemm, Jena Dr. Christian Stache, Hamburg Prof. Dr. Ulrich Ruschig, Oldenburg  

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Erläuterungen zu Feedlots von Mishka Henner

„Coronado Feeders, Dalhart, Texas” (2012) aus der „Feedlots”-Serie ist ein von dem Künstler und Photographen Mishka Henner bearbeiteter Screenshot einer Google-Earth-Aufnahme. Man schaut von weit oben auf eine Mastanlage der US-amerikanischen Fleischindustrie und nicht, wie sonst, vom Boden aus in sie hinein. Die Vogelperspektive erlaubt einen ungewöhnlichen Blick und gibt Verblüffendes preis. Arbeiter sind nicht zu sehen, und die Tiere allenfalls als unzählige, winzige, kaum identifizierbare Punkte. Aus der großen Distanz wird erkennbar, was aus unmittelbarer Nähe, wenn das Auge durch einen einzelnen, wie immer auch erschaudernden Vorgang gefesselt wird, verborgen bleibt: ‚Das Ganze’, das System des kapitalistischen Zugriffs auf das Leben der Tiere. Dieses System hat Methode. Der Lebensprozeß von 60.000 Rindern wird daraufhin optimiert, das Maximum aus diesem Produktionsprozeß von Fleisch herauszuholen. Dieser Zweck setzt eine Planmäßigkeit in Szene, nach welcher die Tiere gemästet, mit Hormonen vollgepumpt und, wenn die Kosten für ihr (dann zu langes) Weiterleben nicht mehr rentabel sind, getötet und abtransportiert werden. Die Vogelperspektive, unter der die einzelnen Lebewesen fast verschwinden, bringt es mit sich, daß deren konkrete Qualen, notwendig erwachsend aus dieser alles andere als artgerechten Haltung, zu verblassen scheinen. Solch abstrahierende Vorgehensweise paßt gerade zu der Rechnungsart eines Produktionsverhältnisses, in dem die Verwertung des von den Gebrauchswerten abstrahierenden Werts genau diese Gebrauchswerte dominiert. Doch diese Perspektive offenbart, als ob dieser der Produktionsweise zugrundeliegende und nur abstrakt zu fassende Widerspruch gerade so eine sinnlich-anschauliche Darstellung erfahren könnte, überraschenderweise ein Konkretes: einen gigantischen, blutroten See. Dieser enthält, dessen wird der Betrachter mit Erschrecken gewahr, die Fäkalien dieser 60.000 Rinder, unschädlich gemacht durch massiven Chemikalieneinsatz, damit angefärbt und gebunden und auf diese Weise in den von der Umweltgesetzgebung vorgesehenen Bahnen entsorgt. Der Fäkalien-See sieht aus, als wäre er ein blutiges Steak, das Verkaufsprodukt solcher Fleischfabrikation, oder ein aufgeschnittenes von Adern durchzogenes Organ wie ein Herz oder ein Gehirn. In dem unversehens sich einstellenden Bild blitzt auf, was die Abstraktion des Werts und die solche Anlagen beaufsichtigenden staatlichen Behörden – in einigen US-Bundesstaaten ist es verboten, die Massentierhaltungsfabriken zu photographieren – unsichtbar zu machen versuchen: Die riesigen Mastanlagen, in denen für den Zweck, das eingesetzte Kapital bestmöglich zu verwerten, Fleisch für billiges Fastfood gezüchtet wird, sind Stätten, die das Leben der dafür benutzten und unterworfenen Lebewesen in ein planvoll organisiertes Grauen verwandeln (vgl. dazu Melodie&Rhythmus 1/2020, S. 54-59).

Weitere Aktualisierung in Kürze…


 


Call for Papers

Geplante Tagung (10. und 11. Juni 2022) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Der Widerspruch zwischen dem Kapital und der Natur

Das Thema – die Fortentwicklung des Kapitalismus bedroht die naturalen Lebensgrundlagen – ist hochaktuell. So wichtig die Naturwissenschaften für die Diagnose dieser Zerstörungen sind, so wichtig ist eine Gesellschaftstheorie, welche die strukturellen Gründe für die Zerstörungen aufdeckt. Die Tagung soll zur Aufklärung über diese Gründe beitragen. Nur wenn die Aufklärung über die gesellschaftlichen Ursachen für die dramatischen Erscheinungen gelingt, kann es das dringend erforderliche vernünftige Handeln geben. Die Organisatoren erhoffen sich von der Tagung einen politischen Impuls für die Oppositionsbewegung gegen die Naturzerstörung im Kapitalismus

Ein Konzept für die Tagung liegt vor. In den dort formulierten Themenbereichen können Sie Anknüpfungspunkte für Ihre Vorträge finden. Diese Vorträge sollten 40 Minuten nicht überschreiten. Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge für Vorträge bis zum 10. Januar 2022 ein. Ihre Exposés sollten zwei Seiten nicht überschreiten. Wir planen die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge.

 

Veranstaltet wird die Tagung vom Forum für Marx-Forschung Oldenburg.

Kontakt: Prof. Dr. Hans-Georg Bensch (hans-georg.bensch[ä]uni-oldenburg.de),
               Prof. Dr. Ulrich Ruschig (ulrich.ruschig[ä]uni-oldenburg.de)

HIER finden Sie den o.a. Call for Papers als PDF.
HIER finden Sie das Tagungskonzept als PDF.

 

Förderer der Tagung


Internetkoordinator (Stand: 20.06.2024)  | 
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