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80 Jahre akademische Lehrkräftebildung
80 Jahre akademische Lehrkräftebildung in Oldenburg – eine Feierstunde im Alten Lehrerseminar beleuchtete die Vorgeschichte der Universität und gab Ausblicke auf die Lehrkräftebildung von morgen.
Gerade einmal etwas mehr als 50 Jahre alt – und „trotzdem haben auch wir als Universität Oldenburg eine Tradition und stehen auf den Schultern von Riesen“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder im Rahmen einer Festveranstaltung, bei der die Vorgeschichte der Universität im Mittelpunkt stand. Ein wichtiger Meilenstein dafür war die Gründung der Pädagogischen Akademie, die kurze Zeit später in Pädagogische Hochschule umbenannt und 1973 Teil der neu gegründeten Universität wurde. An ihrem Standort, dem Alten Lehrerseminar an der Peterstr. 42, blickten Interessierte, darunter zahlreiche Wegbegleiter*innen, auf die „Keimzelle der Universität“ zurück.
„In diesem Ambiente kommt doch sofort das Gefühl vergangener Zeiten, vergangener Ausrichtungen und Perspektiven der Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen auf. Das Katheder, die Bankreihen, die Orgel. Alles steht für ein Leitbild akademischer Bildung, wie es einmal war“, sagte Prof. Dr. Andrea Strübind, Vizepräsident für Studium und Lehre der Universität Oldenburg, mit Blick auf den Veranstaltungsort.
Schon damals war der 1. Oktober 1945 ein besonderer Tag: Oldenburg war mit der Einrichtung der Pädagogischen Akademie deutschlandweit der erste Standort, der die Volksschullehrkräftebildung nach Kriegsende wiederaufnahm. Heute, 80 Jahre später, hat dieses Datum eine weitere Bedeutung: Es markiert ein Umdenken hin zu einer akademisierten Ausbildung auch für Lehrer*innen, die an Volksschulen unterrichteten. Zuvor hatten sie die Fähigkeiten für den sogenannten „niederen Schuldienst“ an Lehrerseminaren erlernt, während ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Gymnasien bereits längst eine Universitätsausbildung genossen.
Warum der Startschuss für die Akademie eine so große Bedeutung für die Universität Oldenburg hat, erklärte Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken unter dem Titel „Volksschullehrerbildung als ,Keimzelle‘ der Universität?“ und übernahm damit eine Formulierung der ehemaligen Oldenburger Geschichtsdidaktikerin Prof. Dr. Hilke Günther-Arndt.
Mit der neuen Pädagogischen Akademie hatten sich die britische Militärregierung und das Staatsministerium Oldenburg für einen Mittelweg in der Volksschullehrkräftebildung zwischen Lehrerseminar und Universität entschieden. Das dürfte auch pragmatische Gründe gehabt haben: Nach dem Krieg fehlten Lehrer*innen, die jetzt gut, aber zügig ausgebildet werden sollten.
Ständige Weiterentwicklung
Auch wenn die neue Akademie trotz ihres Anspruchs an ihre Ausbildung zunächst noch weit entfernt war vom wissenschaftlichen Betrieb einer Universität, entwickelte sie sich stetig weiter. Drei Jahre nach Gründung erfolgte die Umbenennung in „Pädagogische Hochschule“. Die Ausbildung wurde vertieft. Auch die angehenden Volksschullehrer*innen spezialisierten sich nun wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Gymnasium immer stärker auf einzelne Unterrichtsfächer. Räumlich gab es ebenfalls Veränderungen: Die PH bezog 1956 das erste Gebäude an der Ammerländer Heerstraße, dem heutigen Universitätsstandort.
In den 1960er-Jahren folgte der erste Generationenwechsel bei den Hochschullehrenden – immer häufiger berief das Land dafür inzwischen forschungsstarke Wissenschaftler*innen. Immer deutlicher zeigte sich: Es geht nicht mehr ausschließlich um Erziehung und Wissensweitergabe, sondern auch darum, neue Anforderungen an Bildung, Schule und Unterricht zu erforschen und die Lehrkräftebildung an veränderte Anforderungen anzupassen.
Auch auf Betreiben Oldenburger Hochschullehrer schloss Niedersachsen 1969 seine acht Pädagogischen Hochschulen zu einer Einrichtung zusammen. Die neue PH Niedersachsen war ganz offiziell eine wissenschaftliche Hochschule, sollte aber nach Wunsch der Oldenburger Befürworter nur eine Übergangslösung auf dem Weg zu einer Universität in Oldenburg sein.
Bereits ein Jahr später fasste die Landesregierung den Beschluss, eine Universität zu errichten und setzte einen Gründungsausschuss ein. Der 5. Dezember 1973 markierte das Gründungsdatum der Universität Oldenburg und die Pädagogische Hochschule wurde Teil der neuen Einrichtung. Im April 1974 folgte die Aufnahme des Studienbetriebs mit acht Diplomstudiengängen und doppelt so vielen Lehramtsstudiengängen.
Bedeutung für die Gegenwart
Bis heute ist die Universität stark von der Pädagogik und Lehrkräftebildung geprägt. Rund 40 Prozent der Studierenden sind angehende Lehrerinnen und Lehrer. Sie studieren an einer Universität, die fest in der Region verankert sowie international und interdisziplinär ausgerichtet ist. Die Universität Oldenburg ist dabei die einzige in Niedersachsen, die Lehramtsstudiengänge für alle Schulformen bietet – und zwar in 28 Fächern.
Dass die Lehrkräftebildung nach wie vor ständig in Entwicklung ist, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion, bei der Bildungsexpertinnen und -experten über ihre Zukunftsvisionen sprachen. Moderiert von Dr. Julia Michaelis, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrkräftebildung – Didaktisches Zentrum, diskutierten von der Universität Oldenburg Prof. Dr. Ira Diethelm, Professorin für Didaktik in der Informatik, Prof. Dr. Till-Sebastian Idel, Professor für Erziehungswissenschaft, und Prof. Dr. Dietmar von Reeken, Professor für Geschichtsdidaktik, gemeinsam mit Prof. Dr. Julia Gillen, Vizepräsidentin für Bildung der Universität Hannover und Mitvorsitzende des Niedersächsischen Verbunds für Lehrkräftebildung, und dem emeritierten Prof. Dr. Hilbert Meyer, der bis 2009 an der Universität in der Schulpädagogik forschte und lehrte.
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