Lassen sich aus sensorischen Prozessen wie dem Sehen, Riechen, Hören oder der Magnetorezeption von Vögeln gemeinsame molekulare Prinzipien ableiten? Es sind fundamentale Fragen, denen sich künftig das Graduiertenkolleg „Molecular basis of sensory biology“ widmet.
Organismen nehmen mit hoher Präzision Signale aus ihrer Umwelt wahr. Komplexe Zellverbände verarbeiten sie weiter. Welche zellulären und molekularen Vorgänge laufen dabei genau ab? Und lassen sich aus sensorischen Prozessen wie dem Sehen, Riechen, Hören, der Magnetorezeption von Vögeln oder der Chemorezeption von Bakterien gemeinsame molekulare Prinzipien ableiten? Es sind fundamentale Fragen, denen die NachwuchswissenschaftlerInnen des Graduiertenkollegs „Molecular basis of sensory biology“ künftig nachgehen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Graduiertenkolleg jetzt bewilligt. Es startet mit zwölf Promovierenden. Der Förderzeitraum beträgt viereinhalb Jahre. „Die Bewilligung ist ein weiterer großer Erfolg für die Universität Oldenburg. Das Graduiertenkolleg im Bereich der molekularen Sinnesphysiologie vereint zwei Dinge, für die die Universität Oldenburg steht: interdisziplinäre Forschungsarbeit und gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, erklärte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon.
Die molekularen Operationsweisen und gemeinsamen Prinzipien sensorischer Systeme zu verstehen, ist Ziel aller Projekte des Graduiertenkollegs. Um in Sinneszellen physikalische und chemische Reize zu vermitteln, sind Rezeptormoleküle und rezeptorvermittelte Signalwege unerlässlich. Für ein präzises Zusammenwirken sorgen molekulare Schaltermechanismen. „Wenn wir die Zusammenhänge auf molekularer Ebene verstehen wollen, brauchen wir interdisziplinäre Forschungsansätze“, betont Prof. Dr. Karl-Wilhelm Koch, Leiter der Arbeitsgruppe Biochemie und Sprecher des neuen Graduiertenkollegs.
So führt das Graduiertenkolleg sowohl Promovierende als auch 13 Oldenburger ProfessorInnen aus den Fächern Biologie, Chemie und Physik zusammen. „Wir werden in nahezu allen Promotionsprojekten zellbiologische und molekularbiologische Methoden nutzen – häufig in Kombination mit biophysikalischen Techniken“, so Koch. Ergänzt wird das Methodenspektrum durch die Bioinformatik und durch Design und Synthese spezieller Fluoreszenzfarbstoffe. Die StipendiatInnen können so Hintergrundwissen und praktische Erfahrungen mit unterschiedlichen Technologien erwerben.
„Wir erwarten, dass physikalische Modellsysteme dazu beitragen werden, die sensorischen Phänomene in Organismen besser zu verstehen“, betont Koch. Zudem könnten biologische Systeme die Entwicklung neuer technischer Systeme – etwa in der Biomedizin – inspirieren.
Graduiertenkollegs der DFG sind Einrichtungen an Hochschulen, die den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Ziel der DFG ist es, Promovierende zu qualifizieren, ihre wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen sowie auf den komplexen Arbeitsmarkt „Wissenschaft“ vorzubereiten. „Molecular basis of sensory biology“ ist das sechste Graduiertenkolleg an der Universität Oldenburg, das die DFG bewilligt hat.