Mobilität auf dem Land – eine wachsende Herausforderung in Zeiten des demografischen Wandels. Für Landkreise und Gemeinden wird es zunehmend schwierig, entsprechende Dienstleistungen anzubieten. Auch Wissenschaftler der Universität Oldenburg beschäftigt das Thema.
Im Fokus ihres Projekts NEMo („Nachhaltige Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen im ländlichen Raum“) steht die Frage nach einer stärkeren sozialen Teilhabe, etwa durch den Einsatz privater Pkw. Mit einer Auftaktveranstaltung fällt jetzt der offizielle Startschuss für das mit 1,7 Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben, an dem auch die Leuphana Universität Lüneburg und die Technische Universität Braunschweig beteiligt sind.
Ziel des Teams unter der Leitung des Oldenburger Wirtschaftsinformatikers Prof. Dr. Jorge Marx Gómez ist, die Mobilität von Menschen im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern. Die Idee: Dort, wo Bus und Bahn selten oder gar nicht fahren, sorgen Bürger selbst für Mobilität – zum Beispiel, indem sie Nachbarn im Auto mitnehmen oder eine schwach frequentierte Bushaltestelle bedienen. Das schließt Versorgungslücken im öffentlichen Nahverkehr und schont die natürlichen Ressourcen.
In der Startphase des Projekts loten die Wissenschaftler nun vor allem die neuen Möglichkeiten der Informations- und Telekommunikationstechnologien aus. „Sie übernehmen eine Schlüsselfunktion bei der Planung und Steuerung der neuen ländlichen Mobilität. Außerdem erfassen wir die spezifischen Anforderungen und Akzeptanzgrenzen dieser neuen Mobilität in der Bevölkerung“, erklärt Marx Gómez. Diese würden dann in ein rechtskonformes Gesamtkonzept überführt.
Bürger und öffentliche Mobilitätsanbieter werden frühzeitig eingebunden, um tatsächliche Bedürfnisse und Hindernisse für das Projekt zu erkennen und zu lösen. Neben der Koordination und Vernetzung aller Akteure liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf der Selbstorganisation der Bürger. Die sich daraus ergebenden Konzepte sollen schließlich im ländlichen Raum um Oldenburg und im Landkreis Wesermarsch erprobt und im engen Dialog mit den Bürgern bewertet werden, so Marx Gómez.
Das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung fördern NEMo im Rahmen des Programms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“. Vonseiten der Universitäten wird das Projekt begleitet von Prof. Dr.-Ing. Jorge Marx Gómez, Prof. Dr. Axel Hahn, Prof. Dr. Jürgen Sauer, Prof. Dr. Andreas Winter und Prof. Dr. Frank Köster (alle Department für Informatik, Universität Oldenburg), Prof. Dr. Anna Henkel (Institut für Sozialwissenschaften, Universität Oldenburg), Prof. Dr. Jürgen Taeger (Department für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Universität Oldenburg), Prof. Dr. Jantje Halberstadt (Fakultät Nachhaltigkeit, Universität Lüneburg) und Prof. Dr. David M. Woisetschläger (Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion, TU Braunschweig).