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Arbeitsgruppe Signalverarbeitung

Exzellenzcluster Hearing4All

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Dr. Kai Siedenburg

Department für Medizinische Physik und Akustik

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  • Für seine außergewöhnliche Forschung erhält Kai Siedenburg nun ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung. Foto: Universität Oldenburg

Musikhören für alle

Schwerhörigen Menschen einen besseren Musikgenuss verschaffen – das ist das Ziel des Hörforschers Kai Siedenburg. Für seine außerordentliche Forschung erhält er jetzt ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung.

Schwerhörigen Menschen einen besseren Musikgenuss verschaffen – das ist das langfristige Ziel des Oldenburger Hörforschers Dr. Kai Siedenburg. Für seine außerordentliche Forschung erhält er jetzt ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung.

Rund 1,1 Millionen Euro stehen dem Nachwuchswissenschaftler, der am Department für Medizinische Physik und Akustik der Universität Oldenburg forscht, in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung, um seine wissenschaftliche Arbeit voranzutreiben und eine Nachwuchsgruppe aufzubauen. Siedenburg ist einer von neun Nachwuchswissenschaftlern, die in diesem Jahr ein solches Fellowship erhalten.

Siedenburg forscht seit 2016 an der Universität Oldenburg in der Arbeitsgruppe „Signalverarbeitung“, die auch am Exzellenzcluster Hearing4all beteiligt ist. Sein Ziel ist, herauszufinden, wie Schwerhörende Musik überhaupt wahrnehmen und warum Hörhilfen Musik – ob von den Beatles oder von Beethoven – bisher nur unzureichend übermitteln. In seiner vorangegangenen Forschung hat Siedenburg unter anderem mathematische Algorithmen entwickelt, die instrumentale Klänge in verschiedene Komponenten zerlegen. Die Algorithmen verwendet er gezielt in Experimenten, um herauszufinden, wie Hörer einzelne Melodien, Instrumente oder Singstimmen identifizieren. Dabei interessiert ihn, wie musikalische Vorerfahrung das Heraushören beeinflusst, welche raumakustischen Parameter für Schwerhörende optimal sind und wie man Hörgeräte für Musik einstellt.

Künftig möchte der Forscher die Frage, wie Schwerhörende Musik wahrnehmen, aus weiteren Perspektiven beleuchten. So will er herausfinden, welchem Instrument in einem musikalischen Mix eine Person gerade zuhört. Für dieses musikalische Gedankenlesen wird sein Team die elektrische Gehirnaktivität von Testpersonen mit Elektroenzephalografie (EEG) aufzeichnen und die entsprechenden Muster entziffern, um daraus Rückschlüsse auf das Musikhören zu ziehen. Zudem plant er, polyphone – also mehrstimmige – Musik verschiedener Genres akustisch zu analysieren. Ziel ist es dabei herauszufiltern, auf welche Weise die verschiedenen Stimmen zusammen gemischt sein müssen, damit Zuhörende einen originalgetreuen Höreindruck erhalten. Aus den Ergebnissen will der Hörforscher Strategien ableiten, um Musikaufnahmen für Schwerhörende künftig besser abmischen zu können.

„Musik ist ein elementarer Bestandteil unserer Kultur“, sagt Prof. Dr. Meinhard Simon, Vizepräsident für Forschung der Universität Oldenburg. „In seiner außergewöhnlichen Forschung verknüpft Herr Siedenburg elegant Methoden der Musikpsychologie, Psychoakustik, Signalverarbeitung und Neurowissenschaften. Sie wird helfen, Musik für Menschen mit Hördefiziten zu einem deutlich verbesserten Hörerlebnis werden zu lassen. Dank des Fellowships kann er seine Ideen dazu realisieren und diesen Ansatz weiter vertiefen.“   

Siedenburg studierte an der Berliner Humboldt-Universität und der University of California, Berkeley (USA) Mathematik und Musik. Bereits in seiner Diplomarbeit in Mathematik spezialisierte er sich auf das Thema Signalverarbeitung. Anschließend promovierte er an der McGill University in Montréal (Kanada) in Musiktechnologie über die Wahrnehmung musikalischer Klangfarben.

Die VolkswagenStiftung fördert mit den Freigeist-Fellowships außergewöhnliche Nachwuchswissenschaftler aller Disziplinen, die nicht nur über eine herausragende fachliche Expertise verfügen, sondern mutig über die Fachgrenzen ihrer eigenen Disziplin hinausdenken. Ziel der Stiftung ist es, den Forschern die Arbeit an ihren außergewöhnlichen Projekten zu ermöglichen und ihre wissenschaftliche Karriere zu unterstützen. Seit 2014 werden jährlich etwa zehn bis fünfzehn Freigeist-Fellows ausgewählt.

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(Stand: 27.02.2024)  | 
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