Masterstudierende der Fachrichtungen Informatik und Wirtschaftsinformatik haben eine tragbare Messstation entwickelt, mit der unter anderem Hochwasser frühzeitig erkannt werden kann. Die Oldenburger Feuerwehr, das Technische Hilfswerk Oldenburg und Naturschutzverbände zeigen Interesse.
Sie selbst nennen sich die „Guardians of the River”, auf Deutsch die „Wächter des Flusses“. Der Name ist Programm: Zehn Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik haben im vergangenen Jahr an einem Projekt zur Gewässerüberwachung gearbeitet und dabei eine Messstation entwickelt. „Unsere Motivation für das Projekt waren die Berichte über das Weihnachtshochwasser 2023/2024. Wir haben uns gefragt, was wir als Informatiker tun können, um zum Beispiel Rettungskräfte und Naturschutzverbände zu unterstützen“, erinnert sich Paula Wegerich, die im dritten Mastersemster Informatik studiert und das Projekt kürzlich in einer Abschlusspräsentation vorstellte.
Die Messstation des Teams, die „GBox“, kann mit Hilfe von Sensoren den Wasserstand, die Bodenfeuchte, die Temperatur und den Sauerstoffgehalt von Gewässern und deren Umgebung messen. „Mit der Pegelmessung können zum Beispiel Hochwasser frühzeitig erkannt werden und die Messung der Bodenfeuchte kann Aufschluss über die Durchfeuchtung von Deichen geben“, erklärt Steffen Janßen, der das Thema gemeinsam mit Paula Wegerich vorstellte. „Bei kritischen Messwerten kann man sich per E-Mail benachrichtigen lassen, sodass schnell gehandelt werden kann“, betont er weiter. Übertragen werden die Daten per LoRa, einem Funknetz, das auch über größere Entfernungen funktioniert. So kann die GBox auch ohne Handy oder Internetverbindung genutzt werden.
Weitere Vorteile: Die Messstationen sind kostengünstig, schnell aufgebaut und damit flexibel in Krisensituationen einsetzbar. „Im Inneren befindet sich eine Platine für die Signalübertragung, ein Mikrocontroller als Gehirn der Box und ein Modul für die Kommunikation. Außerdem sind Lithium-Ionen-Akkus eingebaut, die wir mit einem außen angebrachten Solarpanel aufladen. Ebenfalls an der Außenseite können je nach Bedarf verschiedene Sensoren angebracht werden“, sagt Masterstudent Steffen Janßen.
Die Studierenden testeten ihre Messstationen an verschiedenen Stellen entlang der Flüsse Hunte und Haaren im Oldenburger Stadtgebiet, zum Beispiel am Huntesperrwerk oder an der ehemaligen Cäcilienbrücke.
Sowohl die Stadt Oldenburg als auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), die Feuerwehr Oldenburg und das Technische Hilfswerk Oldenburg (THW) unterstützten die Studierenden während der Projektphase bei Fragen. Sie interessierten sich auch für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel im Hochwasserschutz.
Mit der Präsentation ging das Projekt „Guardians of the River“ zu Ende. Neben der Entwicklung der GBox gehörten auch die Beschaffung von Fördergeldern und der Austausch mit externen Experten zu den Aufgaben der Studierenden. „Am Anfang war die Projektkoordination gar nicht so einfach, weil wir uns untereinander erst kennenlernen mussten“, berichtet Guardian und Informatikstudent Mathis Kölker. „Aber dann sind wir schnell zu einer tollen Gruppe zusammengewachsen“.
Die nächste Gruppe von Studierenden steht bereits in den Startlöchern, um das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Winter und Prof. Dr. Oliver Theel vom Department für Informatik weiter voranzutreiben. Sie werden sich in Zukunft intensiver mit dem Thema Deichschutz beschäftigen. Dazu bringen sie die Sensoren an den so genannten Sickerlinien des Deiches an. Die Sickerlinie ist eine natürliche Grenze im Deich inneren, die von der Wasserseite zur Landseite verläuft. Sie ist unter anderem pegelabhängig und steigt bei Hochwasser an. Ein Wasseranstieg kann zu Unterspülungen führen, die die Standsicherheit des Deiches negativ beeinflussen.