Die Niedersächsische Landespolitik hat angekündigt, nun doch 80 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt des neuen Lehr- und Forschungsgebäudes der Universitätsmedizin bereitzustellen.
„Die aktuelle Entscheidung der Landespolitik nehmen wir mit großer Freude zur Kenntnis. Sie ist ein Etappensieg für uns und die gesamte Region. Die Universitätsmedizin Oldenburg ist der Garant für die ärztliche Versorgung im Nordwesten.“ Mit diesen Worten reagierte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper auf die Ankündigung, dass das Land nun doch 80 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt des dringend benötigte Lehr- und Forschungsgebäudes der Oldenburger Universitätsmedizin bereitstellt. „Mit diesen Mitteln können wir endlich Flächen für die medizinische Forschung unserer neuberufenen Professorinnen und Professoren schaffen. Dies ermöglicht uns auch, die grenzüberschreitende Forschung mit unseren Groninger Partnern auszubauen“, so Piper.
Die Universität hatte bereits 2019 beim Niedersächsischen Wissenschaftsministerium (MWK) ein Konzept für das Lehr- und Forschungsgebäude (Gesamtkosten: 142 Millionen Euro) sowie eine Bauanmeldung eingereicht. Für den Haushalt 2021 war das Gebäude als sogenannte „Große Baumaßnahme“ beim MWK angemeldet. Anfang Juli entschied die Landesregierung überraschend, im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr keine Mittel für den Neubau vorzusehen.
„Sehr viele Menschen haben in den vergangenen Monaten Seite an Seite mit uns gegen diese Entscheidung der Landesregierung gekämpft. Wir haben große Unterstützung aus Stadt und Region, von Ärzteverbänden und zahlreiche Interessenvertretungen erfahren. Ihnen allen sind wir zu tiefem Dank verpflichtet. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft“, betont Piper.
Verlässliche Finanzplanung nötig
Gleichwohl sei die Zusage von 80 Millionen Euro nicht die Lösung aller Probleme, erklärt Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften. „Um die vom Land geplante Aufstockung von aktuell 80 Studienanfängern auf ca. 200 pro Jahr bis Mitte der 2020er Jahre realisieren zu können, benötigen wir ebenso dringend Räume für die Lehre.“ Zwar könne der Neubau in Abschnitten erstellt werden, an dem ursprünglichen Flächen- und Finanzbedarf ändere sich jedoch nichts. „Wir brauchen eine verlässliche Finanzplanung für die fehlenden 62 Millionen Euro, um auch Flächen für die Lehre schaffen zu können“, so Nothwang.
Zum Wintersemester 2021/22 soll als nächster Schritt die Studienanfängerzahl auf 120 erhöht werden. Hierfür ist ein Personaletat von zusätzlich rund 10 Millionen Euro pro Jahr erforderlich.
Der Wissenschaftsrat hatte in seiner letztjährigen Stellungnahme zur Evaluation der Medizinischen Fakultät ein „beeindruckendes Studienangebot“ attestiert, das „überzeugend umgesetzt“ worden sei. Gleichzeitig forderte das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern „ein starkes Bekenntnis des Landes zum Standort Oldenburg mit einem starken finanziellen Engagement“ und mahnte an, die erforderlichen Infrastrukturen weiterzuentwickeln – auch um den mit der Landesregierung abgestimmten Ausbau des Studiengangs zu realisieren.
Zum Hintergrund
Insgesamt sind im Endausbau für die Oldenburger Universitätsmedizin 63 Professuren und 200 Studierende pro Jahr und damit mittelfristig 1.200 Studierende (6 x 200 Studierende) über alle sechs Jahre vorgesehen. Neben dem Mangel an Lehrinfrastruktur fehlen Forschungsflächen für bereits berufene und künftig zu berufende Professorinnen und Professoren.
Die Berechnung von HIS-HE, einem anerkannten Institut für Hochschulentwicklung, ergab für den Endausbau ein Flächendefizit von nahezu 19.000 Quadratmeter. In einem ersten Schritt ist ein 12.000 Quadratmeter großes Lehr- und Forschungsgebäude dringend erforderlich. Dieser Bau würde die Lehrinfrastruktur für 200 Studienanfänger pro Jahr inklusive Anatomie beinhalten sowie einen Teil des Bedarfs an nasschemischen Laborflächen abdecken. Die Stadt hält hierfür ein Gelände am Pophankenweg in der Nähe des Universitätscampus in Oldenburg bereit. Die Kosten für diese Infrastrukturmaßnahme belaufen sich auf ca. 142 Millionen Euro, davon ca. 82 Millionen Euro für den ersten wichtigen Bauabschnitt.