• Student Lennart Zembsch auf seiner Fahrradtour nach Griechenland

    Lennart Zembsch studiert Wirtschaftspädagogik an der Universität Oldenburg. Zu seinem Erasmus-Semester an der Universität Piräus, Griechenland, ist er mit dem Fahrrad angereist. „Mir gefällt das Gefühl, das man für Distanz entwickelt", sagt er. Foto: privat

  • Lennart Zembsch auf seiner Radtour nach Griechenland

    Angekommen: Rund 5200 Kilometer hat Lennart Zembsch auf seiner Tour von Oldenburg nach Piräus zurückgelegt, 34.000 Höhenmeter hat er überwunden und insgesamt 11 europäische Länder durchquert. Foto: privat

„Europa ist greifbarer geworden“

35.000 Höhenmeter, zwei gerissene Ketten, eine gebrochene Speiche und nur einen Platten: Wirtschaftspädagogik-Student Lennart Zembsch ist für sein Erasmus-Semester mit dem Rad von Oldenburg ins griechische Piräus gefahren. Ein Interview.

35.000 Höhenmeter, zwei gerissene Ketten, eine gebrochene Speiche und nur einen Platten: Wirtschaftspädagogik-Student Lennart Zembsch ist für seine Erasmus-Semester mit dem Rad von Oldenburg ins griechische Piräus gefahren. Warum? Das verrät er im Interview.

Sie verbringen ein Erasmus+ Semester in Griechenland, an der Universität Piräus. Warum haben Sie sich für diese Hochschule entschieden?

Ich wollte gerne in eine Großstadt mit kultureller Vielfalt und mit einer großen oder mittelgroßen Universität, an der in englischer Sprache gelehrt wird. All dies trifft auf die Uni Piräus zu. Als Student der Wirtschaftspädagogik mit einem Schwerpunkt auf Politikwissenschaften sowie als geschichtsinteressiertem Menschen bot sich Griechenland als Wiege der Demokratie und der westlichen Zivilisation an. Ausschlaggebend war zudem, dass ich von Beginn an vorhatte, mit dem Fahrrad zu meinem Erasmus-Semester aufzubrechen. Für mich war immer auch der Weg das Ziel.

Wie kamen Sie auf die ungewöhnliche Idee, mit dem Fahrrad zu reisen?

Das Fahrrad war schon immer ein alltäglicher Begleiter in meinem Leben. Irgendwann reizte mich der Gedanke, einfach in eine Richtung aufzubrechen, das gewohnte Umfeld hinter mir zu lassen und zu sehen, wie weit mich die zwei Räder wohl tragen würden. Nach meinen ersten größeren Bikepacking-Touren war ich vom Fahrrad als Reisemittel für weite Strecken sofort begeistert. Mir gefällt das Gefühl, das man für Distanz entwickelt, die Nähe zu Land und Leuten sowie die sportliche Betätigung selbst – und die anschließende Belohnung durch kulinarische Köstlichkeiten der jeweiligen Regionen.

Offenbar ist Ihnen nachhaltiges Reisen wichtig…

Ja. Ein Grund dafür, warum das Fahrrad für mich das Fortbewegungsmittel der Wahl ist, ist seine Verträglichkeit mit unserer Umwelt. Wenn wir unseren Planeten im Sinne einer inter- und intragenerationalen Gerechtigkeit erhalten wollen, sind wir meiner Meinung nach auf eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Transformation der Gesellschaft angewiesen. Letztlich hoffe ich, mit meiner Tour andere für das Radfahren begeistern zu können. Vielleicht kann ich dazu motivieren, das Auto einmal mehr stehen zu lassen und stattdessen das Fahrrad zu nutzen, oder bei einer Reiseplanung darüber nachzudenken, ob ein Flug wirklich notwendig ist. 

Welches war Ihr aufregendstes Erlebnis?

Neben den vielen, oft nervenzerreibenden, Begegnungen mit Wildhunden zählte der nächtliche Besuch einiger Wildschweine in meinem Camp sicherlich zu einem der aufregenderen Ereignisse.

Sie sind durch viele europäische Länder gekommen…

Auf meiner 5221 Kilometer langen Tour habe ich insgesamt elf Länder durchquert. Viele habe ich zum ersten Mal bereist. Nach Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kosovo und Nordmazedonien bin ich nicht auf dem direkten Weg südlich nach Griechenland gefahren, sondern habe noch einen Abstecher über Bulgarien und die Türkei eingebaut, um dann von Istanbul aus entlang der Mittelmeerküste nach Griechenland zu fahren.

Haben Sie eine neue Perspektive auf diese Länder und auf Europa erhalten?

Natürlich hatte ich bereits Vorstellungen von den jeweiligen Ländern. Diese theoretischen Gedanken sind nun durch praktische Erfahrungen lebendig geworden. Meine Sicht auf die einzelnen Länder hat sich mit Sicherheit verändert, Europa in seiner Gesamtheit ist für mich greifbarer geworden. Dazu beigetragen haben vor allem die vielen unglaublich beeindruckenden Begegnungen mit Menschen vor Ort sowie die riesige Hilfsbereitschaft und die schier grenzenlose Gastfreundschaft, die mir auf meiner Reise immer wieder widerfahren ist. Völlig verzaubert von der Schönheit vieler Regionen, war ich auf der anderen Seite jedoch geradezu geschockt von dem vielen Müll und der starken Verschmutzung an zahlreichen Orten.

Was erhoffen Sie sich nun von Ihrem Studium in Piräus?

Tiefe Einblicke in die griechische Kultur, Freundschaften und Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Welt. Ich bin sehr gespannt auf die Lehre und hoffe auf anregende Module aus den Disziplinen der Wirtschaftswissenschaften mit Akzenten im Bereich der Nachhaltigkeit. 

Welche Tipps haben Sie für Studierende, die vielleicht ebenfalls per Rad in ihr Erasmus-Semester aufbrechen wollen?

Nicht zu viel planen – es kommt meist eh anders als gedacht – und die Dinge nehmen, wie sie kommen.

Interview: Constanze Böttcher

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