• Kind hält ein Messgerät in der Hand, das mit einigen Kabeln verbunden ist.

    Experimentieren, Hypothesen aufstellen, physikalische Phänomene erkunden: Im Lehr-Lernlabor physiXS können Schülerinnen und Schüler viel ausprobieren. Foto: Universität Oldenburg

Mehr MINT am Nachmittag

Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern – das ist das Ziel des MINT Clusters NordWest. Der Physikdidaktiker Michael Komorek ist maßgeblich an dem vom Bundesbildungsministerium unterstützten Projekt beteiligt.

Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern – das ist das Ziel des zukünftigen MINT Clusters NordWest. Der Physikdidaktiker Michael Komorek ist maßgeblich an dem vom Bundesbildungsministerium unterstützten Projekt beteiligt.

Klimawandel, nachhaltige Landwirtschaft, Energiewende: Diese Themen bewegen derzeit viele Kinder und Jugendliche – und bieten gute Anknüpfungspunkte, um ihr Interesse für komplexe naturwissenschaftlich-technische Probleme zu wecken, weiß der Oldenburger Physikdidaktiker Prof. Dr. Michael Komorek. „Außerschulische Lernorte wie Science Center, Museen oder Schülerlabore sind besonders gut geeignet, die Motivation zu erhöhen, weil die Jugendlichen dort selbst aktiv werden, selbständig experimentieren können und aktuelle Forschung kennenlernen“, erläutert er. Der Besuch solcher Lernorte erhöhe das Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – den so genannten MINT-Fächern – und ergänze die schulische Bildung.

In dem vom Bundesbildungsministerium (BMBF) geförderten Verbundprojekt AHOI_MINT setzt sich ein Team um Komorek nun gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Informatikinstitut OFFIS, vom Landesmuseum Natur und Mensch und dem Forschungszentrum Nordwest für Schülerinnen und Schüler e.V. dafür ein, außerschulische und schulische MINT-Bildungsangebote im Nordwesten Niedersachsens stärker zu vernetzen. Die Projektkoordination des Vorhabens liegt beim Schlauen Haus Oldenburg, Komorek war maßgeblich am Konzept und der Antragstellung beteiligt. Ziel ist es, bis Ende 2025 ein sogenanntes MINT-Cluster aufzubauen, in dem regionale außerschulische und schulische Bildungseinrichtungen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven, Leer und Delmenhorst eng zusammenarbeiten und aufeinander abgestimmte Angebote entwickeln. So sollen Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 16 Jahren – insbesondere Mädchen – unabhängig von ihrer Herkunft einen leichteren Zugang zu naturwissenschaftlichen Themen finden.

Über Fächergrenzen hinaus blicken

Zum Auftakt des Programms, in dem das BMBF bundesweit 22 MINT-Cluster fördert, übergab Bundesbildungsministerin Anja Karliczek im Dezember den Oldenburger Akteuren ihren Förderbescheid über rund 500.000 Euro. „Mit den neuen MINT-Partnerschaften verstärken wir jetzt das außerschulische MINT-Bildungsangebot“, so die Ministerin. Kinder und Jugendliche bekämen verstärkt die Möglichkeit, auch nach dem Schulunterricht dauerhaft MINT-Angebote in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen.

Eine zentrale Idee von AHOI_MINT ist, die Angebote verschiedener außerschulischer und schulischer Lernorte so miteinander zu verknüpfen, dass Schülerinnen und Schüler komplexe Probleme wie den Klimawandel oder die zukünftige Energieversorgung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Sie sollen ihrem Wissensstand entsprechend lernen, fachlich zu denken, aber auch über Fächergrenzen hinaus zu blicken. „Anders als in der Schule gehen außerschulische Lernorte stärker fächerübergreifend vor, was komplexen Themen angemessen ist und aktuelle Dilemmata besser fassen lässt“, erläutert Dr. Christin Sajons, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Didaktik der Physik und Wissenschaftskommunikation.

Vernetzte Lernorte

Sajons ist Mitbegründerin eines Netzwerks aus sechs außerschulischen MINT-Lernorten in Wilhelmshaven und Friesland, das nun in AHOI_MINT integriert ist und hier als eine Art Reallabor dient. Darin haben das Küstenmuseum, der Botanische Garten, das Umweltzentrum in Schortens, der Lernort Technik und Natur und das Wattenmeer-Besucherzentrum ihre Angebote zu Themen wie Klimawandel und Küstenschutz so aufgearbeitet, dass sie aneinander anknüpfen. Fünfte bis achte Klassen können beispielsweise über einen Zeitraum von zwei Jahren an den verschiedenen Lernorten etwas darüber erfahren, wie Deiche und Dünen die Küste schützen, welche Pflanzen dort wachsen und wie Sturmfluten in der Vergangenheit die Küstenlinie veränderten. „Diese komplementäre Vernetzung hilft selbst jüngeren Schülern, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und miteinander in Bezug zu setzen“, so Sajons.

Neben den fünf Projektgruppen sind rund weitere 50 Kooperationspartner beteiligt, darunter Unternehmen, Schulen und außerschulische Bildungsanbieter. Schulen mit MINT-Angeboten im Nachmittagsbereich öffnen diese beispielsweise für alle Jugendlichen aus der Region, Firmen bringen sich mit Angeboten zur Berufsorientierung ein. Komorek und seine Arbeitsgruppe unterstützen die Partner bei der didaktischen Entwicklungsarbeit. Sie bieten Fortbildungen und Hospitationen an, um die Bildungsakteure weiterzuqualifizieren. Außerdem sind die Lehr-Lern-Labore der Universität (OLELA), etwa das Schülerlabor physiXS, beteiligt. Lehramtsstudierende erhalten so die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler zu betreuen oder in Bachelor- und Masterarbeiten neue Lernangebote zu entwickeln und zu erforschen.

Persönliche Interessen vertiefen

Neben den Angeboten für Schulklassen unterstützt AHOI_MINT auch individualisierte Lernpfade für Jugendliche. Die Schülerinnen und Schüler sollen ermutigt werden, nach dem Besuch eines Lernorts weitere Angebote innerhalb des Netzwerks zu nutzen und ihre persönlichen Interessen dadurch zu vertiefen. „Eine Schülerin, die bei einem Klassenausflug zum Lernort Technik und Natur Spaß daran hat, ein Solarboot zu programmieren, kann dort von weiteren Technik-Angeboten am Nachmittag erfahren, etwa einen Kurs zu Robotik am OFFIS“, erläutert Komorek. Daran könnten sich Werksbesichtigungen bei Kooperationspartnern anschließen und schließlich der Entschluss für einen naturwissenschaftlich-technischen Beruf heranreifen.

Damit das MINT-Cluster in der Region bekannt wird, plant das Projektteam, Schülermessen und andere Events zu veranstalten – schließlich sollen die Angebote bis Ende der Laufzeit rund 38.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren erreichen, also rund die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler dieser Altersgruppe in der Region.

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