Die Universität Oldenburg übernimmt ab 2018 die wissenschaftliche Durchführung für ein Projekt im größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramm Deutschlands: Das Projekt „Prize Papers“ ist in das von Bund und Ländern finanzierte Akademienprogramm aufgenommen worden. Unter Leitung der Oldenburger Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist wird das Forschungsvorhaben im Januar 2018 in der Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen starten. Ziel ist das Erfassen, Digitalisieren und Veröffentlichen der sogenannten Prize Papers – in Vergessenheit geratene Dokumente aus der Frühen Neuzeit. Das Fördervolumen liegt bei 9,7 Millionen Euro, die Laufzeit beträgt 20 Jahre. „Die Aufnahme in das Akademienprogramm kommt einem Ritterschlag gleich. Ich freue mich sehr, dass die intensive Vorarbeit unserer Historikerinnen und Historiker diese außerordentliche Würdigung erfährt und das Projekt nun langfristig gesichert ist“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper. Projektleiterin Freist ergänzt: „Die Prize Papers sind ein einmaliger historischer Bestand: Sie sind nahezu unberührt und können uns viel über das tatsächliche Leben der Menschen in der Frühen Neuzeit verraten. Als Historikerin empfinde ich es als besondere Ehre, diesen Schatz gemeinsam mit meinem Team heben zu dürfen.“ Gekaperte Briefe Die Prize Papers (deutsch: Prisenpapiere) lagern in den Britischen Nationalarchiven in London. Die Papiere – darunter ungeöffnete Briefe, Tagebücher, Journale, Logbücher, Verwaltungsakten, Frachtlisten und weitere Dokumente – stammen aus der Zeit der Seekriege zwischen 1600 bis 1817. Bei Schiffskaperungen sicherten die Besatzer damals das gesamte Schriftgut an Bord, um vor Gericht beweisen zu können, dass das gekaperte Schiff und seine Waren tatsächlich feindlich waren. Nach den abgeschlossenen Prozessen vor dem Londoner High Court of Admiralty wurden die Papiere gemeinsam mit den Gerichtsakten im Tower gelagert – und schließlich vergessen. Zu Beginn des 20. Jahrhundert entdeckten Archivare den völlig unsortierten Bestand, ohne jedoch sein Potenzial zu erkennen. Ein systematisches Sichten und Sortieren begann erst im Jahr 2012, als Freist und ihr Team im Rahmen eines europäisch vernetzten Forschungsprojekts auf die Prize Papers stießen. Die Aufnahme ins Akademienprogramm eröffnet dem Projekt nun neue Möglichkeiten: Ein festes, dreiköpfiges Wissenschaftler-Team sowie neun temporär beteiligte Nachwuchswissenschaftler, Projektfotografen und Studierende werden in den kommenden 20 Jahren die Prize Papers sortieren, digitalisieren und in einer Datenbank der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich machen. Der Bestand umfasst mehr als drei Millionen Dokumente aus 28.000 Kaperungen von niederländischen, portugiesischen, italienischen, französischen und deutschen Schiffen. Er gilt als einzigartig in Vielfalt und Umfang. Das Projekt hat mehrere Kooperationspartner: die National Archives London, das Deutsche Historische Institut London, das Deutsche Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, das Dänische Nationalmuseum Kopenhagen und die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes. Über das Akademienprogramm: Das Akademienprogramm ist das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands. Aufgabe ist die Erschließung, Sicherung und Bewahrung unseres kulturellen Erbes. Es wird von der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert, der Dachorganisation der acht deutschen Wissenschaftsakademien. Das Programm umfasst bei einem Finanzvolumen von knapp 65 Millionen Euro insgesamt etwa 150 Vorhaben mit rund 900 Mitarbeitern.
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