• Die Universität Groningen ist neben der Nelson Mandela Universität in Port Elizabeth, Südafrika, Partnerinstitution der Universität Oldenburg im DAAD-Projekt LehramtInternational. Foto: Universität Groningen/Wutsje; CC-BY-SA 3.0

  • Diese Statue von Nelson Mandela befindet sich auf dem Campus der nach ihm benannten Universität in Port Elizabeth. Foto: Tina Grummel/ Universität Oldenburg

Die Welt im Klassenzimmer

Lehrerinnen und Lehrer für kulturelle Vielfalt zu sensibilisieren, ist Ziel eines DAAD-Projekts zur Internationalisierung der Lehramtsausbildung. Die Universität und ihre Partner erproben dabei auch, wie dies online in Pandemie-Zeiten gelingen kann.

Lehrerinnen und Lehrer für kulturelle Vielfalt zu sensibilisieren, ist Ziel eines DAAD-Projekts zur Internationalisierung der Lehramtsausbildung. Die Universität und ihre Partner erproben dabei auch, wie dies online in Pandemie-Zeiten gelingen kann.

Schulleitungen, die Elternbriefe auch auf Arabisch herausgeben, Schülerinnen, die ihren Klassenkameraden das Zuckerfest erklären, Eltern, die in der Schule ihrer Kinder eine Dänisch-AG anbieten: Schulen in Deutschland sind kulturell vielfältig wie noch nie. Gut elf Prozent aller Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen bundesweit kamen laut Statistischem Bundesamt im Schuljahr 2018/19 aus dem Ausland.

Um für diese Diversität sensibilisiert zu werden und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben, sollten zukünftige Lehrerinnen und Lehrer entsprechende Erfahrungen schon während des Studiums sammeln – beispielsweise durch Auslandsaufenthalte, sagt Jenka Schmidt. „Alle, die irgendwann im Klassenzimmer stehen, sollten interkulturelle Erfahrungen gemacht und sich auch einmal fremd gefühlt haben“, findet die Leiterin des International Office (IO) der Universität.

Auslandsaufenthalte nicht Teil der Curricula

Doch nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) finden angehende Lehrkräfte im Vergleich zu anderen Studierenden seltener den Weg ins Ausland. So seien Auslandsaufenthalte vielfach nicht Teil der Curricula, oder es hapere bei der Anrechnung der im Ausland erbrachten Studienleistungen, erläutert Projektkoordinatorin im IO Tina Grummel.

Diese Probleme zu überwinden und künftigen Lehrerinnen und Lehrern den Weg ins Ausland zu ebnen, ist Kern des Programms „Lehramt.International“, das der DAAD im vergangenen Jahr initiiert hat. Die Universität Oldenburg ist eine von bundesweit aktuell 19 Modelluniversitäten und erhält für das zunächst dreijährige Vorhaben seit Sommer 2019 knapp 460.000 Euro vom Bundesbildungsministerium (BMBF).

Von Auslandssemestern bis zu Interkulturellen Trainings

Das Ziel des Oldenburger Projekts „Dimensions of Diversity in Teacher Education“ sei dabei, die Internationalisierung der Lehrerbildung langfristig in der Universität zu verankern, erläutert Projektkoordinatorin Grummel. Neben Stipendien für Auslandssemester und Auslandspraktika einzelner Studierender sowie Summer Schools, Gastdozenturen und Interkulturellen Trainings setzt das Vorhaben daher auf eine breite Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Universität.

So sind aktuell die Institute für Pädagogik, Sonderpädagogik, Anglistik/Amerikanistik, Germanistik und Niederlandistik, Musikwissenschaften sowie Chemie beteiligt. Internationalität bringen die strategischen Partner der Universität ein – die Rijksuniversiteit Groningen in den Niederlanden sowie die Nelson Mandela University in Port Elizabeth, Südafrika.

Hervorragende virtuelle Zusammenarbeit 

„Für die Lehramtsstudierenden soll es einfacher werden, ihr Auslandsstudium auf die hiesigen Studienleistungen anrechnen zu lassen. Und durch eine verlässliche Zusammenarbeit mit internationalen Schulen wollen wir Auslandpraktika ermöglichen“, sagt der Leiter des Zentrums für Lehrkräftebildung - Didaktisches Zentrum (DIZ), Prof. Dr. Martin Butler, der zudem Mitglied der Lenkungsgruppe des Projekts ist. Umgekehrt sollen Studierende der Partneruniversitäten langfristig auch in Oldenburg mehr und mehr von englischsprachigen Angeboten profitieren.

Angesichts der Corona-Pandemie steht in diesem Jahr erst einmal inhaltliche Arbeit an – und zwar auf digitalem Weg, erläutert Grummel. Dies betraf auch einen Workshop Mitte Juni, der die Partner aus Südafrika und Groningen mit Oldenburger Hilfe erstmals zusammenbringen sollte. Dank der Flexibilität aller habe die virtuelle Zusammenarbeit hervorragend geklappt, sagt IO-Leiterin Schmidt.

Den Austausch zwischen den Universitäten ausbauen

Das stärke das Vertrauen ineinander, ergänzt der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Karsten Speck, der bereits in anderen Projekten mit Kollegen der Nelson Mandela University kooperiert und ebenso wie Butler Mitglied der Lenkungsgruppe ist. „Wir wissen, dass wir uns auch in Krisenzeiten aufeinander verlassen können. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um jetzt digital zu kooperieren und künftig den internationalen Austausch der Studierenden und Lehrenden zwischen den drei Universitäten auszubauen.“

Ideen, wie die digitale Zusammenarbeit in den kommenden Monaten aussehen kann, gibt es zudem reichlich: So arbeiten die an dem Vorhaben beteiligten Lehrenden der drei Universitäten an einer Online-Seminarserie, die sich mit sozialer Gerechtigkeit in der inklusiven Bildung und im mehrsprachigen Klassenzimmer befasst. Der Vorteil des Formats sei, dass die Seminarserie jedes Jahr und über das Projektende hinaus angeboten werden könne, betont Grummel. „Zudem profitieren von dem Angebot Studierende, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ins Ausland gehen können.“

Auch das Interkulturelle Training, mit denen Studierende auf die Auslandsaufenthalte im kommenden Jahr vorbereitet werden, findet im Herbst online statt. Studierende der drei Länder sollen sich nun zunächst digital kennenlernen, bevor sie ihren Aufenthalt an den Partneruniversitäten antreten. Selbst Unterrichtsbeobachtungen, die die Universitäten Oldenburg und Groningen bereits wechselseitig ihren Studierenden ermöglichen, könnten online stattfinden. „An diesem Format, den 'lesson studies', haben alle drei Partner großes Interesse“, sagt Tina Grummel. 

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