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Prof. Dr. Oliver Zielinski

Institut für Chemie und Biologie des Meeres

Dr. Thomas Badewien

Institut für Chemie und Biologie des Meeres

  • Bild des Forschungsboots Otzum der Universität Oldenburg unterwegs vor Spiekeroog.

    Vor Spiekeroog unterwegs: An Bord des Forschungsboots Otzum führte ein Team des Forschungsverbunds Gute Küste Niedersachsen verschiedene Messungen durch, etwa zu den Strömungsverhältnissen im Wattenmeer. Am 22. Juli begleitete der niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler die Messkampagne und informierte sich über den aktuellen Stand des Projekts. Foto: Universität Oldenburg

  • Meereswissenschaftler Oliver Zielinski und der niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler an Bord des Forschungsboots Otzum.

    Meereswissenschaftler Oliver Zielinski (rechts) erläuterte Wissenschaftsminister Björn Thümler an Bord der Otzum die Arbeit des Forschungsteams. Im Hintergrund ist der Messpfahl des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres zu sehen. Foto: Thomas Badewien/ Universität Oldenburg

Effektiver Küstenschutz und intakte Natur

Unsere Küsten zu schützen und gleichzeitig die Ökosysteme zu stärken, ist Ziel des Forschungsverbunds Gute Küste Niedersachsen. Vergangene Woche begeleitete Wissenschaftsminister Thümler die Forschenden auf einer Messkampagne vor Spiekeroog.

Unsere Küsten zu schützen und gleichzeitig die Ökosysteme zu stärken, ist Ziel des Forschungsverbunds Gute Küste Niedersachsen. Vergangene Woche begleitete Wissenschaftsminister Thümler die Forschenden auf einer Messkampagne vor Spiekeroog.

Was ist eine gute Küste, an der wir sicher vor Naturgefahren, im Einklang mit der Natur und eingebettet in die gewachsene Kulturlandschaft nachhaltig und verantwortungsbewusst leben und wirtschaften können? Dies ist die zentrale Frage, mit der sich das Projekt „Gute Küste Niedersachsen“ beschäftigt, ein Forschungsverbund der Leibniz Universität Hannover (Sprecherfunktion), der Universität Oldenburg und der Technischen Universität Braunschweig.

In den vergangenen zwei Wochen fand eine umfangreiche Sommermesskampagne des Projekts an der Nordseeküste statt, über das sich der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, informierte. Die Projektverantwortlichen erläuterten Thümler auf dem Forschungsboot Otzum unter anderem die Messtätigkeiten in der Harle, dem Seegatt zwischen Wangerooge und Spiekeroog, und der Otzumer Balje, dem Seegatt zwischen Spiekeroog und Langeoog, erläutert. Die aufwendigen Datenerhebungen dienen der Erfassung und Beschreibung typischer Einwirkungen von Seegang und Tideströmungen und dadurch ausgelöster Transportprozesse.

Nachhaltige Lösungen für effektiven Küstenschutz

„Für Niedersachsen mit einer Küstenlinie von rund 750 Kilometern ist der Küstenschutz eines der zentralen Themen“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Die jüngsten Hochwasserereignisse im Süden und Westen Deutschlands haben uns erneut vor Augen geführt, wie abhängig die Menschen von Schutzbauwerken sind. Die Auswirkungen der Klimakrise sind mittlerweile überall zu spüren und stellen diese Bauwerke vor besondere Herausforderungen. Ich freue mich deshalb, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Verbundes ‚Gute Küste‘ diese hochrelevanten Themenfelder im Rahmen transdisziplinärer Forschung und in Kombination mit der Erforschung nachhaltiger Lösungen bereits aufgegriffen haben. Effektiver Küstenschutz und intakte Natur müssen kein Widerspruch sein. Deshalb fördert das Land das Projekt mit fünf Millionen Euro aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der drei Universitäten entwickeln vor dem Hintergrund des Klimawandels in bedarfsorientierter Forschung gemeinsam mit den zuständigen Landesbetrieben und der Bevölkerung umfangreiche Handlungs- und Managementmöglichkeiten im Küstenschutz. Die Gegend um Spiekeroog ist eines der „Reallabore“ innerhalb des Projekts. Hintergrund der dortigen Messungen ist die geplante Erneuerung eines großen Küstenschutzwerkes, einer Buhne, in der Harle.

Die Messkampagne dient dazu, die Strömungsverhältnisse im Nahfeld der Buhne besser zu verstehen und zu untersuchen, ob sich beispielsweise Schadstoffe an bestimmten Stellen ansammeln. Im direkten Vergleich mit den Messungen im unverbauten Seegatt will sich das Projektteam einen Überblick über den jetzigen Umweltzustand verschaffen, um daraus Schlussfolgerungen der ausgelösten Veränderungen zu ziehen.

Behörden und Zivilgesellschaft eingebunden

„Durch die enge Einbindung der relevanten Behörden, der Zivilgesellschaft und führenden Forschungseinrichtungen sollen die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass unsere Forschungsfragen bereits während der Konzeption und Umsetzung von ergänzenden, ökosystemfördernden Maßnahmen nicht nur auf Akzeptanz treffen, sondern wechselseitig Wissen erzeugen und nach Ablauf des Projekts gegebenenfalls sogar breite Nachahmung auch über die Grenzen Niedersachsen hinaus finden“, erläutert Sprecher Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann vom Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen (LuFi) der Leibniz Universität Hannover (LUH).

„Mithilfe innovativer Technologien und Messstrategien, die wir im Küstenobservatorium Spiekeroog einsetzen, liefern wir eine fundierte Datengrundlage, um Maßnahmen für einen ökologisch nachhaltigen Küstenschutz zu entwickeln und zu bewerten“, sagt Prof. Dr. Oliver Zielinski, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Sensorsysteme am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg. „Die von uns entwickelten Oberflächendrifter ermöglichen es uns beispielsweise, den Einfluss von Küstenschutzbauten auf die komplexen Strömungsverhältnisse im Wattenmeer zu untersuchen“, ergänzt ICBM-Wissenschaftler Dr. Thomas Badewien.

Einklang von Mensch, Infrastruktur und Natur

Gemeinsam mit den Behörden vor Ort wie dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven (WSA) und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Nationalparkverwaltung und verschiedenen Naturschutzverbänden sollen anschließend Konzepte dafür entwickelt werden, wie die Buhne künftig so gestaltet werden kann, dass sowohl der Küstenschutz als auch der Schutz des Ökosystems gestärkt werden.

„Die Wechselwirkungen zwischen unseren Küstenschutzwerken und der umgebenden Natur, wie etwa Salzwiesen, Dünenstrecken und Wattboden, müssen stärker noch als bisher ganzheitlich gedacht werden. Das Ziel ist Einklang von Infrastruktur, Mensch und Natur,“ sagt Prof. Dr.-Ing. Nils Goseberg vom Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig.

Die Sommermesskampagne 2021 ist Teil des Arbeitspaketes „Beobachtung und Analyse“ innerhalb von „Gute Küste Niedersachsen“. Um die Wechselwirkungen zwischen den Küstenschutzelementen, dem Watt und der Nordsee zu verstehen, sind sowohl Dauermessungen als auch Einzelkampagnen zu verschiedenen Jahreszeiten notwendig. An den Messungen vor Spiekeroog sind Institute der LUH, der Universität Oldenburg und der TU Braunschweig beteiligt. Neben den eigenen Messbooten Otzum und Seekatze ist außerdem der Forschungs-Katamaran Egidora der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel dabei.

Regulierende Ökosystemfunktionen mitdenken

Das Verbundvorhaben „Gute Küste Niedersachsen“, das mit fünf Millionen Euro aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanziert wird, befasst sich mit dem Spannungsfeld, in dem sich die Menschen in Küstenregionen seit jeher befinden, wie Dr. Jan Visscher, Oberingenieur am Ludwig-Franzius-Institut in Hannover, erläutert: „Wie können wir uns vor der Kraft des Meeres schützen und gleichzeitig seine Ressourcen nutzen und die wertvollen ökologischen Funktionen erhalten?“ Der Erfahrungsschatz spiegelt sich heute in der Disziplin des Küsteningenieurwesens wider und ist in Generalplänen zum Küstenschutz gesetzlich verankert.

Neben dem Schutz von Lebens- und Wirtschaftsräumen stellt sich zunehmend die Frage nach einem ökosystemstärkenden Küstenschutz. In den Reallaboren von „Gute Küste Niedersachsen“ werden exponierte Deichabschnitte oder Deichvorländer untersucht. Diese werden durch ökosystemfördernde Elemente und Systeme wie Salz- oder Seegraswiesen ergänzt, um regulierende Ökosystemleistungen wie Wellendämpfung oder Sedimentakkumulation zu etablieren und gleichzeitig deren Wirkung zu untersuchen. (Quelle: Uni Hannover)

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