Nina Tsydenova wechselte zum Masterstudium aus Moskau an die Universität Oldenburg. Im Interview spricht sie über Unterschiede im Studienalltag, ihre Freude am Fahrradfahren - und die gelegentliche Sehnsucht nach Autoabgasen.
FRAGE: Wann haben Sie sich dafür entschieden, in Deutschland zu studieren?
TSYDENOVA: Das ist schon zehn Jahre her. Ich war 2004 eine Woche lang in Dresden bei einer wissenschaftlichen Ausstellung und habe dort mit Mitschülern ein Physik-Projekt vorgestellt. Das war meine erste Reise ins Ausland, und ich war sehr fasziniert. Dann zog es mich zwischenzeitlich eher nach Österreich, weil ich in Wien einen Sprachkurs gemacht hatte – Wien ist seither einfach meine Lieblingsstadt. Ein bisschen größer als Oldenburg… Fürs Studium finde ich eine kleinere Stadt allerdings sehr, sehr schön.
FRAGE: Wie haben denn Ihre Familie und Freunde zuhause den Gedanken aufgenommen, dass Sie nach Deutschland gehen wollen?
TSYDENOVA: Für sie war es keine Überraschung. Ich habe schon während des Diplomstudiums ein Auslandssemester in Potsdam gemacht. Irgendwie war es klar, dass ich wieder nach Deutschland gehe. Als ich dann ein Stipendium bekommen habe, konnte ich mich für Masterstudiengänge bewerben.
FRAGE: Wie sind Sie in Oldenburg gelandet?
TSYDENOVA: An insgesamt neun Universitäten habe ich mich beworben und drei Zusagen gekriegt. Flensburg, Lüneburg und Oldenburg, alles im Norden. Dann habe ich mich für Oldenburg entschieden. Ich bin zufrieden hier, habe Freunde hier und fühle mich wie zuhause.
FRAGE: Wie haben Sie sich auf das Studium hier vorbereitet?
TSYDENOVA: Das erste Problem ist die Wohnungssuche, darum habe ich mich auch zuerst gekümmert. Anfangs hatte ein Zimmer im Hermann-Ehlers-Haus – vielleicht das hässlichste Gebäude Oldenburgs (lacht). Ich wusste natürlich auch schon Einiges durch mein vorheriges Auslandssemester…habe im Vorfeld Versicherungsfragen abgeklärt, mich auch informiert, was man eigentlich für diesen Aufenthaltstitel braucht, um so viel wie möglich noch von zuhause aus zu regeln. Der Kontakt zu meinem „Study Buddy“ über das ISO hat mir auch sehr geholfen.
FRAGE: Was gefällt Ihnen hier an der Uni, und was war vielleicht eher gewöhnungsbedürftig?
TSYDENOVA: Sprachlich hatte ich anfangs schon Schwierigkeiten. Bei der ersten Klausur bin ich erst einmal durchgefallen, weil ich die erste Frage nicht verstanden hatte. Gewöhnungsbedürftig fand ich: Es ist lockerer hier als in Russland. Man kann zum Beispiel während der Vorlesung essen und trinken – das darf man in Russland gar nicht. Was ich gut finde bei den Vorlesungen, dass Materialien vorab über Stud.IP abrufbar sind. Das ist gerade für ausländische Studierende sehr günstig, weil man sich besser vorbereiten und vorab Wörter nachschlagen kann, die man nicht versteht. Auch die Mensa gefällt mir sehr gut – und dass sich alles schnell mit dem Rad erreichen lässt.
FRAGE: Welche Unterschiede fallen Ihnen auf zwischen Deutschland und Russland?
TSYDENOVA: Dass man immer mit dem Fahrrad unterwegs ist, das ist in Moskau zum Beispiel nicht so, es ist einfach gefährlich und dauert wegen der weiten Entfernungen eine Ewigkeit. Außerdem sind die Leute hier insgesamt lockerer, gerade an der Uni, in Moskau dagegen habe ich viele eher als protzig empfunden. Hier kann man in Hausklamotten raus- und zur Uni gehen, das finde ich auch gut (lacht). In Moskau konnte ich an der Uni praktisch nicht ohne hohe Absätze auftauchen, dort ist man schon unter Druck, sich möglichst schick zu kleiden, obwohl das ja gar nicht nötig ist.
FRAGE: Was vermissen Sie an der Heimat?
TSYDENOVA: Meine Familie auf jeden Fall. Und das Gefühl von Großstadt. Dass man einfach rausgeht, und da sind alle Möglichkeiten. Hier habe ich immer das Gefühl, dass ich schon 50 Prozent der Leute kenne, das bin ich von Moskau zum Beispiel nicht gewöhnt (lacht). Auch die Luft der Großstadt: Als ich neulich Hamburg besucht habe, dachte ich, ja, die Autoabgase habe ich ein bisschen vermisst (lacht). Obwohl mein Studiengang ja in eine ganz andere Richtung geht, Umwelt und so weiter… Die Sprache vermisse ich auch manchmal, weil ich denke, ich unterhalte mich meist auf Englisch oder Deutsch und habe das Gefühl, dass ich einen Teil von mir verliere. Humor und Charme kommen in einer Fremdsprache nicht so rüber. Wahrscheinlich ist das ist immer so.
FRAGE: Was wird bleiben von Ihrer Zeit hier in Oldenburg?
TSYDENOVA: Hoffentlich die Freundschaften! Eigentlich bin ich ziemlich schlecht darin, Kontakte über die Entfernung aufrecht zu erhalten. Aber meine Freunde hier sind mir sehr wichtig, gerade als ausländische Studierende, die nicht jedes Wochenende nach Hause fahren kann zu Eltern und Schulfreunden. Ich denke, die Freundschaften, die hier entstanden sind, sind richtige Freundschaften und werden andauern.
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