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Peripherien im Zentrum der Aufmerksamkeit

Ländliche Peripherien – sind sie die „Problemräume“, als die viele sie lange wahrnahmen, oder im Gegenteil Motor einer dynamischen Entwicklung, etwa für Tourismus, Landwirtschaft oder Energiesektor? Eine geographische Fachtagung an der Universität zeichnete ein differenziertes Bild.

Ländliche Peripherien – sind sie die „Problemräume“, als die viele sie lange wahrnahmen, oder im Gegenteil Motor einer dynamischen Entwicklung, etwa für Tourismus, Landwirtschaft oder Energiesektor? Eine geographische Fachtagung an der Universität zeichnete ein differenziertes Bild.

„Europäische Peripherien zwischen Stagnation und Aufbruch“: Unter diesem Titel hielt der Arbeitskreis Ländlicher Raum in der Deutschen Gesellschaft für Geographie erstmals seine Jahrestagung an der Universität Oldenburg ab. Auf Einladung des Jean Monnet-Lehrstuhls „Europäisierung und Nachhaltige Raumentwicklung“ von Prof. Dr. Ingo Mose nahmen etwa 60 Geographen aus Deutschland teil, zudem zahlreiche Gäste aus dem europäischen Ausland.

Die Entwicklung von Randgebieten stellt seit jeher ein zentrales Thema der Forschung zur ländlichen Geographie dar. Das einstige Bild von „Problemräumen“ oder sogar einer „Restgröße“ der Raumentwicklung gestaltet sich inzwischen deutlich differenzierter, wie verschiedene Fachvorträge verdeutlichten. „Eine hohe Entwicklungsdynamik kennzeichnet heute viele Peripherien, und in diesen ländlichen Regionen ‚am Rande‘ stehen eine Vielzahl an Handlungsfeldern aktuell zur Diskussion“, resümiert Mose.

Mehrere Beispiele hätten eindrucksvoll die Reichweite von Entwicklungsprozessen in ganz Europa illustriert. So etwa die schottischen Hebriden, die aufzeigen, wie die lokale Bevölkerung eigene Schwerpunkte für die regionale Entwicklung definieren kann. „Dabei kommen Ansprüche an eine partizipative, selbst verantwortete und an Prinzipien der Nachhaltigkeit ausgerichtete Entwicklung zum Ausdruck“, so Mose. Projekte für „sanften“ Tourismus, zur regionalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, aber auch Initiativen für erneuerbare Energien lieferten Anschauungsmaterial für solche Ansätze.

Letztere spielen in vielen Regionen allerdings eine nicht unumstrittene Rolle, wie sich ebenfalls in den Tagungsbeiträgen widerspiegelte. So stünden neben den Chancen der erneuerbaren Energien etwa als neue Einnahmequelle auch die Risiken im Fokus. „Diskussionen etwa um eine Vermaisung der Landschaft, den Verlust wertvoller Grünlandbiotope, aber auch ein befürchteter Ausverkauf an internationale Großinvestoren lassen auch verschiedene Regionen in Nordwestdeutschland nicht unberührt“, betont Mose.

Auch die Folgen des demographischen Wandels bleiben für ländliche Peripherien mit Problemen verbunden. Die anhaltende Abwanderung junger Menschen, die Überalterung der verbleibenden Bevölkerung und daraus resultierende Fragen der Daseinsvorsorge beschäftigen Randgebiete in Frankreich oder Schweden ebenso wie in Deutschland. Allerdings, da waren sich die Fachleute einig, sind universelle Lösungen kaum zu finden: „Die Herausforderung liegt vielmehr darin, der jeweiligen Situation angepasste Antworten zu formulieren“, sagt Gastgeber Mose, der zugleich Sprecher des Arbeitskreises Ländlicher Raum ist.

Eine Exkursion in den Landkreis Wesermarsch und Gespräche mit verschiedenen dortigen Akteuren der Regionalentwicklung rundete das dreitägige Fachtreffen ab. Die während der Veranstaltung „gelebte“ europäische Vernetzung und das Lernen voneinander sahen die Geographen abschließend als immense Chance, um zukünftige Herausforderungen ländlicher Peripherien zu bewältigen. Die verschiedenen Forschungszugänge der Geographie können demnach den Weg zum Verständnis von Prozessen der regionalen Transformation ebnen und Projektionen in die Zukunft erlauben – bedeutsam auch für Politikberatung und Praxis.

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